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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein
Autoren: Markus Albers
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der Homer diverse Kilo zunimmt, weil er als Dicker nicht mehr jeden Tag ins Kraftwerk muss, sondern am heimischen Computer
     Telearbeit machen darf. Er muss nur darauf achten, regelmäßig eine bestimmte Taste zu drücken. Dem zügellosen Egoisten bekommt
     das naturgemäß nicht gut: Fett, faul und asozial sitzt er auf dem Sofa und kümmert sich nicht mehr um die Arbeit. Das Tastendrücken
     überlässt er einem rhythmisch pickenden Spielzeug-Nickvogel – was natürlich schiefgeht und im Kraftwerk eine Kernschmelze
     auslöst. Auch der Comic-Antiheld Dilbert verwahrlost sozial völlig, als er in einigen Episoden von zu Hause aus arbeiten darf.
     Unrasiert und im Bademantel |233| spricht er bald nur noch mit seinem Hund Dogbert. Seien Sie nicht wie Homer und Dilbert. Beweisen Sie sich und Ihrer Umgebung,
     dass Sie nicht jeden Tag an einem Schreibtisch im Büro sitzen müssen, nur um Ihrem Leben Sinn und Struktur zu geben.
    Der Motorrad fahrende Internet-Finanzier Randy Komisar macht es vor: Statt des »Deferred Life Plan«, der aufgeschobenen Lebensplanung,
     die sich alles Gute für später vornimmt, predigt er den »Whole Life Plan«, den das ganze Leben umfassenden Plan. »Bei der
     aufgeschobenen Lebensplanung wird es immer die nächste Belohnung geben, hinter der man her ist, die nächste Ablenkung, den
     neuen Hunger, der zu stillen ist. Sie werden immer zu kurz kommen.« Der äußerst erfolgreiche Manager rät, durchaus hart und
     leidenschaftlich zu arbeiten, aber »den wertvollsten Besitz den Sie haben – Zeit – dafür einsetzen, was Sie selbst als sinnhaft
     betrachten. Wenn Ihr Leben überraschend morgen enden würde, könnten Sie dann sagen, dass Sie gemacht haben, was Ihnen selbst
     wirklich wichtig war?« Schon klar, klingt etwas esoterisch. Aber nicht verkehrt. Man muss ja nicht wie Komisar auf zwei Rädern
     durch asiatische Wüsten brettern und mit buthanischen Mönchen beten. Fragen Sie sich selbst, wie Ihr Leben aussehen könnte,
     wenn Sie nicht den Großteil Ihrer wachen Zeit im Büro verbringen müssten.
    Der schon erwähnte selbst ernannte »Ultravagabund« Rolf Potts rät in seinen preisgekrönten Artikeln für das Internet-Magazin
     Salon.com zu langen Weltreisen und behauptet, das könne jeder nachahmen und dabei – wenn er Luxushotels vermeide und Unterschiede
     in der Kaufkraft nutze – sogar Geld sparen. Potts zitiert als Motivation gern die Formulierung »World Hum« des amerikanischen
     Schriftstellers Don DeLillo. Dieses »Summen der Welt« beschreibe »den Rausch, den wir beim Reisen fühlen: eine Woge von Adrenalin,
     Elektrizität, Freude und manchmal, auf diesem ständig kleiner werdenden Planeten, Verbundenheit«.
    Thomas Ramge rät zu handfesteren selbstloseren Beschäftigungen: In seinem Buch
Nach der Ego-Gesellschaft
beschreibt er, wie sich Stifter, verantwortungsvolle Unternehmer und ehrenamtliche Helfer für die Rückkehr eines Werksystems
     einsetzen, in dem das |234| freiwillige Engagement des Einzelnen zählt. »Der ganz überwiegende Teil unserer Gesellschaft hat die Ressourcen zu geben«,
     so Ramge. Er glaubt, eine »neue Kultur der Großzügigkeit« entdeckt zu haben. Diese baue »auf das freiwillige Engagement aller,
     die verstanden haben, dass dieses Engagement das eigene Leben bereichert«.
    Nochmal: Es bleibt Ihnen überlassen, wie Sie Ihre durch Ihr Leben als neuer Freiangestellter gewonnene Zeit nutzen, ob für
     Reisen, Freunde und Familie, Hobbys oder soziales Engagement. Nur nutzen sollten Sie sie, sonst können Sie auch gleich weiter
     jeden Tag ins Büro trotten.

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Und jetzt?
    Vor einem Jahr saß ich noch jeden Tag im Schnitt elf Stunden am Schreibtisch. Das Büro war mein Zuhause. Wenn ich abends in
     die Wohnung kam, machte ich mir etwas zu essen, schaute fern und ging früh ins Bett, weil ich am nächsten Tag ja wieder einsatzfähig
     sein musste. Zweimal pro Woche Fitnessstudio, um halbwegs in Form zu bleiben. Ab und zu ein Bier mit Kollegen, aber nicht
     zu lange – »muss morgen wieder früh raus«. Ich hatte keine Hobbys, kaum Zeit, Freunde zu treffen und den Urlaub ließ ich mir
     auszahlen.
    Heute arbeite ich fast nur noch dann, wann ich will und wo ich will. Manchmal im Ausland, manchmal im Café oder im Zug. Zeitweise
     auch ganz traditionell im normalen Büro mit Kollegen. Größtenteils von meinem Homeoffice aus. Ich gehe morgens dann pünktlich
     um neun an den Rechner, weil ich weiß, dass ich vormittags
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