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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein
Autoren: Markus Albers
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Unternehmens-IT muss dafür einen Zugang zum Firmenrechner von außen
     ermöglichen, sei es per VPN oder webbasiertem Workflow-Programm. Für die Testphase kann es auch reichen, Dokumente in E-Mails
     zu verschicken. Wichtiger als technische Fragen: In dieser Zeit muss man die eigenen Überallarbeitsfähigkeiten erproben und
     trainieren. Das Ergebnis sollte idealerweise sein, dass man aufgrund fehlender Ablenkung deutlich mehr schafft als im Büro
     und dies auch dokumentiert. Telearbeit, das betont zum Beispiel Timothy |225| Ferriss, der Advokat der 4-Stunden-Woche zu Recht, muss dem Chef als vernünftige unternehmerische Entscheidung präsentiert
     werden. Nach der Testphase kann, wer will, versuchen, die Heimarbeitsfrequenz auf drei oder vier Tage pro Woche zu erhöhen.
    Das radikale Ziel einer vollständigen Abwesenheit vom Büro ist für die meisten Menschen sicher nicht realistisch und wohl
     auch gar nicht erstrebenswert – wobei Verfechter dieser totalen Freiheit wie Ferriss argumentieren, das Ziel sei eben nicht
     das einsame Rumsitzen am Computer zu Hause, sondern ausführliches Reisen und das Pflegen interessanter Hobbys – doch dazu
     mehr im nächsten Kapitel. Zunächst muss klar sein: Solch ein extremer Schritt ist sicher nichts für jedermann. Die meisten
     Menschen werden schon glücklicher sein, wenn sie einen oder zwei Tage lang nicht ins Büro müssen, sondern in dieser Zeit frei
     bestimmen können, wann sie was erledigen.
    Um eine größere – und möglichst totale – Zeitsouveränität zu erreichen, empfehlen Cali Ressler und Jody Thompson, zunächst
     die Art und Weise zu ändern, wie wir mit Vorgesetzten und Kollegen über das Thema Zeit im Job reden: »Wenn Sie über das Thema
     Work-Life-Balance sprechen, benutzen Sie nicht mehr das Wort ›Flexibilität‹ und sagen sie stattdessen lieber ›Kontrolle‹ (›Ich
     suche nach einem Job mit Kontrolle‹ statt ›Ich suche nach einem flexiblen Job‹)«, so die Erfinderinnen von ROWE, des Arbeitsplatzes
     ohne Anwesenheitspflicht. »Benutzen Sie nicht mehr die Worte ›früh‹ und ›spät‹ oder antiquierte Formulierungen wie ›Bis zum
     Endes des heutigen Arbeitstages‹. Hören Sie auf, darüber zu sprechen, wie viele Stunden Sie arbeiten und wie hart Sie arbeiten.
     Um Gottes willen fangen Sie an, das Wort ›Ergebnisse‹ zu benutzen.«
    Dadurch, so die Managerinnen, die sich durchaus selbstbewusst als Vorboten einer sozialen Revolution verstehen, komme das
     Gespräch automatisch auf das Prinzip des ergebnisorientierten Arbeitens. »ROWE ist nicht nur eine neue Art zu arbeiten, sondern
     eine neue Art zu leben. Wir wollen, dass die ganze Welt so arbeitet, vom mächtigsten Geschäftsführer bis zum Berufseinsteiger.«
     Dazu müssten Individuen und Unternehmen ihr Denken ändern und das |226| fange bei jedem Einzelnen an mit der Art, wie wir über Arbeit und Zeit denken und sprechen.
    Wenn die beiden Ihre Ideen vortrügen, spalte sich das Publikum meist genau in der Mitte: in Menschen, die das Konzept und
     seine positiven Implikationen sofort verstünden und jene, die sagen: »Das kann bei uns nicht funktionieren.« Ressler und Thompson
     weisen darauf hin, dass die kritischsten Frager oft die intuitiv größten Befürworter seien, die nur zunächst alle argumentativen
     Schwächen des Modells abklopfen wollten.
    Bill Jensen, der Befürworter des radikalen Vereinfachens am Arbeitsplatz, teilt den missionarischen Eifer der beiden Frauen,
     ebenso wie Ferriss’ Empfehlung zu schrittweisem Vorgehen. Nachdem man alle Regeln zur Effizienzsteigerung und Erhöhung der
     Zeitsouveränität angewandt hat, muss man ein Fazit ziehen. Funktioniert das in diesem Unternehmen? Mit diesem Chef, in dieser
     Kultur? Die Antwort kann lauten: Leider geht es nicht. Jensen: »Löschen Sie noch mehr E-Mails und bleiben Sie noch mehr Meetings
     fern. Lernen Sie, in ziemlich jeder Situation nein zu sagen. Lernen Sie, zu fragen, warum man Ihnen bestimmte Aufgaben gibt.
     Lernen Sie, mit solchen Chefs umzugehen, die es nicht kapieren und die alles auf Ihrem Schreibtisch abladen. Lernen Sie, die
     Dummheit bestimmter Unternehmensstrukturen beim Namen zu nennen.« Wenn all das funktioniert und sogar noch der eigenen Karriere
     im Unternehmen förderlich ist, solle man bleiben. Wenn nicht, müsse man gehen.
    Auch Ferriss empfiehlt, die letzte Konsequenz der Kündigung zumindest immer als Option zu begreifen, um dem eigenen Anliegen
     der Befreiung vom Büro
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