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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht
Autoren: Moe Teratos
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Beispiel, dieser Vollidiot.
    Gerd Baack, sein ehemaliger Kollege, hatte untertrieben. Kalles Verlangen, die Morde aufzuklären und den Serienkiller zu fassen, war nicht zu beschreiben. Er tötete sogar selbst, um Hans über das Forum ein Beweisbild schicken zu können und ihn damit zu einem Treffen zu überreden.
    Hatte man das Recht, jemanden umzubringen, um auf diese Weise eine Mordserie zu stoppen? Nein, beileibe nicht. Sobald Kalle auf das Forum gestoßen war, hätte er uns informieren müssen. Für den Techniker war es kein Problem, Name und Adresse eines Users herauszufinden, warum also der Alleingang? Hing er nach all den Jahren zu tief drin? Erlaubte sein Ego nicht, sich von uns helfen zu lassen? War seine Gier, Hans zu ergreifen, zu groß, um umzukehren? All die Fragen würden unbeantwortet bleiben. Kalle lag mittlerweile unter der Erde und wurde von Würmern zerfressen. Ich war nicht traurig, aber auch nicht glücklich darüber. Immerhin war er einer von uns gewesen und hatte bewiesen, was der Job aus einem machen konnte, wenn man nicht aufpasste.
    Als wir Snake über Sunshines Tod informierten, lachte er bloß und ließ uns wie Deppen im Regen stehen. Welches bedauernswerte Mädchen inzwischen ihren Platz eingenommen hatte, wusste ich nicht. Viel konnte Sunshine, das beste Pferd im Stall, Snake nicht bedeutet haben …
    Die weiteren User aus dem Forum wurden an Interpol weitergegeben. Asien, Amerika, auf jedem Kontinent saß ein armes Würstchen, das Menschenfleisch in dem Irrglauben aß, es könne sein eigenes verdrehtes Leben retten. Darunter befanden sich sogar zwei Frauen, die als Duo ihre Artgenossinnen mit Vergnügen töteten und verspeisten. Wahnsinn oder Erlösung? Psychiatrie oder Nobelpreis? Was die Kannibalen teilweise für Studien betrieben war erschreckend. Haarklein zeichneten manche ihre Arbeiten auf, zeigten die Zubereitungen und gaben Anleitungen für den richtigen Verzehr. Für mich waren es Irre, die alle in einen Sack gehörten, damit man sie gleichzeitig mit einem Knüppel erschlagen konnte. Was die Polizei in den verschiedenen Ländern gegen sie unternahm, lag nicht mehr in der Macht unserer Kripo.
    Es gab auch eine erfreuliche Nachricht an der Heimatfront. Leon hatte die Strapazen gut überstanden, seine Verletzung war sauber verheilt und er konnte bereits nach einer Woche das Krankenhaus verlassen. Der Schnitt war zwar von beachtlicher Länge, aber nicht lebensbedrohlich gewesen, Kalle hatte anscheinend nicht beabsichtigt ihn zu töten. Die Ärzte hatten ihn zusammengeflickt, allerdings behielt er eine dicke Narbe zurück. Die seelischen Wunden hatten weitaus tiefere Kerben geschlagen.
    Als wir damals auf dem Weg zum Revier waren und er mich am Auto fragte, ob er den Polizisten alles erzählen müsste, was in seinem Leben vorging, meinte er die Sache mit dem Callboyjob. Leon schwor sich, nie wieder in dem Milieu tätig zu werden, aus Angst, erneut in so eine Situation zu geraten.
    Was uns beide gleichermaßen freute, war: Seine Stalkerin Carmen zog aus und ließ ihn endlich in Ruhe. Den Grund dafür kannten wir nicht, aber er war uns auch egal. Das Verfahren gegen sie lief trotzdem weiter.
    Das war die einzige gute Nachricht der letzten zwei Wochen. Außer der natürlich, dass die, die es verdient hatten, im Knast saßen oder tot waren.
    Das Teufelchen flüsterte in mein Ohr: »Und was ist mit Diana? Willst du darüber nicht nachdenken …?«
    Ich seufzte und die Katzen sahen mich aus glasigen Augen an. Vorsichtig hob ich eine nach der anderen von meinem Schoß und legte sie nebeneinander auf die Couch.
    Bevor ich über Diana nachdachte, musste ich etwas Wichtiges erledigen, etwas überaus Wichtiges …
     
     

Kapitel 33
     
    Wie hatte ich es vermisst. Ich stand auf dem Balkon und inhalierte den Qualm. Egal wer mir einschärfte, dass Rauchen in der heutigen Zeit nicht mehr »In« sei, dass es mittlerweile sogar verpönt war und man diskriminiert wurde, etwas sagte mir, dass die Glimmstängel mich bis an mein Lebensende begleiten und der Grund dafür sein würden, dass ich in der Holzkiste landete. Wer konnte mir verdenken, dass ich mir nach einem halben Jahr Enthaltsamkeit vor einer Woche eine Schachtel kaufte und sofort am Kiosk die erste Zigarette paffte? Die Sache im Keller von Hans war ein einziges Desaster, aber mehr oder weniger gut ausgegangen. Mein Nachbar saß lebendig und halbwegs intakt in seiner Wohnung und lebte sein Leben weiter so gut es eben ging. Und was war
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