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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht
Autoren: Moe Teratos
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können? Ich dachte doch, ich hätte alles unter Kontrolle. Kalle, der Idiot! Warum überließ er mir nicht die Verhandlung? Dann würde er jetzt vielleicht noch leben. Und Hans? Weshalb erschoss er sich selbst? Weil sein Leben dahin war, er seine Essenz nicht bekam?
    Ein fester Griff in meinen Nacken holte mich zurück in die Realität. Mit einem Ruck wurde mein Kopf gedreht und Jürgen stierte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Mund öffnete und schloss sich. Speichel spritzte mir ins Gesicht.
    Kalles Kugel! Was hatte sie getroffen, oder eher wen? Mich?
    »Tomas!«, hörte ich gedämpft. Das Klingeln in meinen Ohren nahm ab und der Schleier des Schocks verflog.
    »Diana!«, bellte Jürgen.
    Diana? Das reichte, um mich endgültig zurückzuholen. Kalle und Hans wurden unwichtig. Mich interessierte nur noch eins: Diana! Was war mit ihr?
    Ich schlug seine Hand weg und stieß ihn zur Seite. Eben noch stand sie neben mir und jetzt? Wo war sie?
    Ein Stöhnen erklang und ich schaute nach unten. Was ich sah, riss jegliche Wunden der vergangenen Monate wieder auf. Ehefrau, Tochter, Schwester, Nichte, ich sah sie vor mir liegen, blutüberströmt, verstümmelt. Meine Augen brannten. Ich schloss sie, öffnete sie, schloss sie, öffnete sie  … so lange, bis sie verschwanden und ich die nächste Frau, die ich liebte, blutend am Boden sah.
    »Ruf einen Krankenwagen!«, schrie ich und ließ mich auf die Knie fallen.
    »Bereits geschehen«, hörte ich wie aus weiter Ferne. Ich blendete meine Umgebung aus. Jürgen, Kalle, Hans und Leon. Das Blut, die Gehirnmasse, die Geräte, alles vergessen.
    Ich strich über das rote Haar, ihre Lider zuckten, öffneten sich aber nicht. Ich fühlte ihren Puls, schwach und doch vorhanden.
    »Diana?«, flüsterte ich, während ich ihren Pullover zerriss, um mir die Wunde anzusehen. »Kannst du mich hören?«
    Sie antwortete nicht. Aber ihr Körper sprach Bände. Ich wusste nicht, was mich mehr verstörte, die Schusswunde rechts über der Hüfte oder die blauen Flecken, mit denen ihr Bauch übersät war.
    Ich presste den Pullover auf das Einschussloch und hob sie kurz an. Kein Durchschuss, die Kugel steckte noch. Wenn es mir gelang, die Blutung zu stoppen …
    »Tomas?« Leise, nur ein Flüstern.
    »Ja?« Mir blieb fast das Herz stehen, als ich ihre Stimme hörte. Ich strich ihr über die Wangen und Tränen stiegen mir in die Augen. »Nicht sprechen. Hörst du? Das wird schon wieder.«
    Ich sah erneut auf ihren Bauch und wusste, dass meine Partnerin nicht schwanger war. Die kleine Wölbung, die mir aufgefallen war, kam von geschwollenen Hämatomen. Welches Schwein war dafür verantwortlich?
    Sirenen näherten sich, während ich über sie wachte und ihren Atem überprüfte. Sie würde es schaffen, ganz sicher! Ich war nicht bereit, eine weitere Frau zu verlieren. Sie blutete weiterhin stark, der Pullover war vollkommen durchnässt und ich betete, dass die Rettungswagen sich beeilten.
    Quälende Minuten später kamen Menschen die Kellertreppe runtergepoltert, riefen Worte, die ich nicht verstand, und stießen mich zur Seite. Ich nahm alles nur wie durch Watte wahr. Ein Sanitäter sprach mich an, ich reagierte nicht. Mein Blick haftete auf Dianas leblosen Körper. Die Rettungskräfte hoben sie auf eine Bahre und manövrierten sie die Stufen hinauf. Ich blieb am Boden sitzen und starrte ihnen nach, bis sie aus meinem Blickfeld verschwanden.
    Polizeibeamte schrien durcheinander, gingen neben Hans' und Kalles Leichen in die Hocke und verzogen die Gesichter. In dem ganzen Chaos, der Angst um Diana und meinem Unvermögen, mich zu rühren, bekam ich trotzdem mit, wie Sanitäter Leon auf eine Bahre hievten. Seine verweinten Augen sahen mich an. Konnte er erkennen, wie wenig mich im Moment seine Überlebenschance interessierte? Die Sanis schoben meinen Nachbarn wortlos an mir vorbei nach oben.
    Und wer kümmerte sich um mich? Ich fühlte mich verlassen und allein. Das würde ich nicht überstehen. Niemals! Nicht noch einmal  …
    Ein kräftiger Arm legte sich um meine Schultern. Jürgen saß neben mir.
    »Die bekommen sie wieder hin!«, versicherte er mir. »Sie ist stark, sie schafft das!«
    Warum konnte ich ihm nicht glauben? Ich ging schon fast davon aus, dass die mir nahestehenden Frauen in meiner Umgebung gefährlich lebten.
    »Komm.« Er stand auf und nahm meine Hand. »Wir fahren ins Krankenhaus.«
    Ich ließ es über mich ergehen, dass er mich auf die Beine zog und aus dem Haus schleppte. Die
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