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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition)
Autoren: Gaby Hoffmann
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sich unscharf in der Dunstglocke mit den wirbelnden Schneeflocken abzeichnet. Sieht so aus, als ob er der größeren Gestalt gehört. Wo ist Vic? Was hat er mit ihr gemacht?
    Ich halte es nicht mehr aus und wühle mich halb wahnsinnig vor Sorge durch den nasskalten Sand. Eben lässt der Schatten den Lichtkegel seiner Taschenlampe über die Pumpenanlage tanzen und taucht sie sekundenlang in grelles Licht. Automatisch verharre ich wie ein geblendetes Tier auf der Stelle. Das Entsetzen lähmt mich.
    Meine kleine Schwester liegt dort gefesselt in der Pumpenanlage. Arme und Beine sind mit Steinen beschwert, ihr Mund ist mit einem großen Pflaster verklebt. Wasser umspült ihren schmalen Körper. Es steigt unaufhörlich. Sie wird ertrinken.
    Steht in ihren Augen Todesangst geschrieben? Nein, sie sind geschlossen! Es ist zu spät! Das darf nicht wahr sein! Aber diesmal träume ich nicht.
    Ohne nachzudenken stürze ich mich schluchzend auf Ken, der vor dem Wasserbecken steht.
    Er ist einen Moment lang überrascht, dann springt er zur Seite.
    Die fallenden Schneeflocken nehmen mir die Sicht.
    Ehe ich mit der Eisenstange zuschlagen kann, bekommt Ken meine Hände zu fassen und dreht sie auf den Rücken. Die Stange fällt krachend auf den Boden.
    Ich spüre unheimliche Kräfte, die ich ihm nie zugetraut hätte.
    Seine Hände knebeln meine Arme, als wolle er sie verknoten. Er lässt mich nicht zu Vic.
    Mein Körper zuckt vor Schmerzen. Ich trete ihm gegen das Schienbein, versuche, ihn höher zu treffen. Aber er hält mich so fest, dass ich meine zappelnden Bewegungen nicht in Zielrichtung koordinieren kann. Seine Muskeln sind aus Eisen. Der ganze Körper aus Stahl. Hart und grausam.
    „Du Mörder!“, schreie ich. „Du hast sie alle umgebracht!“ Ich will ihn reizen, herausfordern und wenn ich dabei draufgehe! Das ist mir gleichgültig!
    Er lacht rau. Es hallt weit in der Dunkelheit. Gespenstisch, unmenschlich. Niemand hört uns. „Alle nicht, mein Schatz“, sagt er gefährlich sanft und verstärkt den Druck seiner Handgelenke, die sich eisern um meine Arme klammern.
    Ich habe das Gefühl, sie brechen jeden Moment. Aber das ist mir egal. Ich bin besessen vom Hass.
    „Wie kommt Ehrhardts EC-Karte in dein Arbeitszimmer? Vic hat sie gefunden, und deswegen muss sie sterben.“ Ich schleudere ihm die Worte so heftig entgegen, dass sie Funken sprühen und die Schneeflocken um uns herum schmelzen. „Du bist noch mal zu Ehrhardt gefahren und hast ihn getötet. Voller hat dich an jenem Abend vor dem Haus getroffen, du warst auf dem Weg ins Fraktionsbüro.“
    „Ich dachte mir, dass du gepfuscht und den Guten nur verletzt hast. Also habe ich dein Werk gründlich vollendet. Die EC-Karte habe ich eingesteckt, damit die Polizei auf Raubmord tippt. Du solltest mir dankbar sein!“ Seine Stimme klingt verändert, wie die eines anderen Menschen.
    Ich kann sein Gesicht nicht erkennen. Besser so! Er hat seine Maske abgelegt.
    „Dankbar? Monatelang habe ich im Glauben gelebt, eine Mörderin zu sein. Warum nur?“
    „Ehrhardt war mein Werkzeug, um diese widerlichen, geckenhaften Jünglinge, die von Stetten verehrten, auszuschalten. Als er seine Arbeit beendet hatte, kam er an die Reihe. Mit dem Tod von Ludwigs glühendstem Bewunderer reduzierte sich die Zahl seiner Fans drastisch, und meine Chancen auf den Chefsessel stiegen. Insofern hast du deine Sache nicht schlecht gemacht. Der Zeitpunkt, um ihn auszuschalten, war klug gewählt.“
    „Und dann hast du es mir in die Schuhe geschoben.“
    „Nur unter uns, nie in der Öffentlichkeit! Wärst du sonst meine Frau geworden? Der Widerspruch steckt in eurer Familie, und das ist Gift! Hätte deine kleine Schwester nicht dazwischen gefunkt, könnten wir in schönster Harmonie miteinander leben.“
    „Ich war genau wie Ehrhardt ein Werkzeug in deiner Hand!“
    „Zunächst warst du als Journalistin für mich interessant. Ein bisschen Kontrolle über die Presse ist für jeden Politiker wichtig. Du bist attraktiv. Eine solche Frau brauchte ich an meiner Seite. Ich wollte dich! Nina, ich mochte dich wirklich ...“
    „Danke, ich bin gerührt“, zische ich eisig.
    „Aber du hast einen großen Fehler gemacht, indem du deine neugierige Schwester bei uns aufnahmst.“
    „Vic war zu schlau für dich. Sie hat deine Sachen durchwühlt und dabei Ehrhardts EC-Karte und den Rest der Ecstasytabletten, mit denen du Hansen und Glatzkopf betäubt hast, gefunden.“
    Oh, mein Gott, Vic! Täusche ich mich
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