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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen
Autoren: Sine Beerwald
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herauszuholen?«, fragte Malbek.
    »Entschuldige, ich hab’s gefunden, ich hab vorhin noch etwas rumtelefoniert, und dabei ist der Zettel … ja, hier. Also, Peters kam ungefähr um neunzehn Uhr dreißig. Er hat gesagt, dass er auf einen Freund warten muss, der ihn abholen wollte. Er hat sich dann in den Aufenthaltsraum gesetzt und mit seinem Internet-Stick gesurft.«
    »Was für Gepäck hat Peters bei sich gehabt?«
    »Seesack und eine Laptoptasche. Markus Peters habe einen Anruf auf seinem Handy bekommen, sei rausgegangen, also vor das Seemannsheim, was die Aufzeichnung der Webkamera an der Schleuse übrigens bestätigt hat.«
    »Hey, da gibt’s ‘ne Aufzeichnung? Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«
    »Weil Sie mal gesagt haben: Chronologisch bitte, immer chronologisch, erinnern Sie sich? Bei Ihrer Amtseinführung«, sagte Vehrs.
    »Danke für die angemessene Wortwahl.«
    »Es ist die Webkamera der United Channel Agency, die haben drei ihrer Kameras ins Netz gestellt. Man war so freundlich, uns die Aufzeichnung für den Zeitraum sofort rüberzuschicken, und Frerksen hat das Material ausgewertet. Der Diakon hat bestätigt, dass das Markus Peters auf den Fotos ist. Ich habe dir die Fotos als Mail geschickt. Er ist nach ungefähr zehn Minuten wieder reingekommen, hat sein Laptop eingepackt und sich ans Fenster gestellt und rausgesehen, bis ein Taxi kam. Damit ist er weggefahren.«
    »Mach dich auf die Suche nach dem Taxifahrer.«
    »Nicht mehr notwendig. Der hat auf Welle Nord von dem Kanaltoten gehört und hier angerufen. Er hat den jungen Mann vom Seemannsheim auf die andere Fördeseite nach Neumühlen, Langer Rehm 30, gefahren. Seine Zentrale hatte die Adresse in der Liste.«
    »Interessant … warte mal.«
    Im Schlafzimmerschrank fand er einen Haufen schmutziger Wäsche, der einen geöffneten Seesack verbergen sollte.
    »Vehrs, er war tatsächlich hier. Schick mal die Spurensicherung im Eiltempo in den Langen Rehm 30.«
    Das Seefahrerbuch lag obenauf.
    Malbek war erleichtert, dass im Badezimmer das Fenster weit geöffnet war. Im Spiegelschrank lagen mehrere angebrochene Zahnpastatuben, Schminkkram jeden Kalibers, Schmerztabletten jeden Kalibers, Abführmittel, Appetitzügler, ein Gel gegen Sodbrennen, etwas gegen Magenschleimhautentzündung, Pflaster und Ähnliches.
    Malbek ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf den Sessel neben Harder.
    »Hatte er Feinde? Haben Sie einen Verdacht?«, fragte Harder.
    »Er hat Ärger gehabt«, sagte Dörte Schneider.
    »Mit wem?«
    »Mit der Reederei.«
    »Was meinen Sie damit? Mit der ganzen Reederei?«
    »Muss ich das denn überhaupt erzählen? Das ist doch nur was wegen der Schule und so.« Sie knetete ihre Hände und sah unsicher von Harder zu Malbek. Er war der Chef, das hatte sie schnell begriffen.
    »Wir haben Hinweise darauf, dass Ihr Freund möglicherweise ermordet wurde, Frau Schneider«, sagte Malbek. »Wir suchen den oder die Täter, und Sie wollen uns doch helfen. Deshalb müssen Sie alles erzählen, was Sie über Ihren Freund wissen. Sie sehen erschöpft aus. Sollen wir Sie zu einem Arzt bringen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Also worum ging es bei diesem Streit mit der Reederei?«, fragte Malbek.
    Sie schüttelte wieder den Kopf, begann stockend, immer wieder nach Worten suchend: »Ich weiß nichts. Ich weiß nur, dass er einmal in die Reederei zum Personalchef musste. Aber dann … ich dachte ja, es wäre wieder alles okay. Aber vor einigen Wochen, da sollte er auf ein anderes Schiff und hat hier gewartet, fast eine Woche, da war er komisch, anders.«
    »Wie, anders?«, fragte Harder.
    »Er hat nicht geschimpft, er war nicht wütend, er war still, hat mir nie zugehört.«
    »Was glauben Sie, was mit ihm los war?«, fragte Malbek.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte sie in gereiztem Ton. »Er ist ja oft monatelang auf See. Manchmal drei, vier Monate am Stück. Und wenn er dann nicht da ist, dann weiß ich, er ist unterwegs. Deshalb ist er nicht da. Verstehen Sie, was ich meine? Und dann war er eigentlich da, aber er hat durch mich durchgeguckt. Als ob ich durchsichtig bin.« Sie ballte die knochigen Fäuste. Die Augen wurden feucht. »So etwas brauche ich mir doch nicht gefallen zu lassen! Was meinen Sie? Muss ich mir so etwas gefallen lassen?« Sie beugte sich zu Harder vor, als suche sie seine Zustimmung, zitterte plötzlich und ließ sich ins Sofa zurückfallen.
    »Erzählen Sie uns, was an dem Abend, als Ihr Freund in der
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