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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen
Autoren: Sine Beerwald
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hätte es wissen müssen. Ein Happy End ist in meinem Lebensplan nicht vorgesehen.
    Suzette nimmt meine Flügel. »Aber ich bleibe bei dir, weil ich dich liebe. Für immer. Nicht deshalb, weil du jetzt Scheff dieser Bande bist. Egal, was du bist. Denn du bist Ahoi. Und den liebe ich. Das ist mir jetzt endlich klar geworden.«
    »Küssen, küssen, küssen!«, schreit Grey.
    Unter dem Applaus der anderen tun wir ihm den Gefallen. Zuerst ist es mehr ein liebevolles Schnäbeln, ein Aneinanderherantasten, Sich-sicherer-Werden. Und dann ist mein Bauch plötzlich voller Schmetterlinge, es kribbelt überall, und was folgt, ist der schönste Kuss, den ich je erlebt habe. Ich wünschte mir, hinter mir würde eine Wand auftauchen, an die ich mich anlehnen kann, weil mich meine Beine nicht mehr tragen wollen. Stattdessen halte ich mich an Suzette fest, bis ich das Gefühl habe, dass ich wieder allein stehen kann.
    Als wir uns nach unserem Kuss voneinander lösen, fällt mein Blick auf Balthasar, der neben seinem Protokoll hockt und mit den Federspitzen rhythmisch auf das Dach trommelt.
    »Seid ihr jetzt fertig? Diese Gefühlsduselei kommt nicht ins Protokoll. Ich habe lediglich eure Verlobung notiert.«
    Ich lächle. »Danke, Balthasar. Was würden wir nur ohne dich tun.«
    »Jaja«, entgegnet Balthasar und verzieht dabei den Schnabel.
    »Nein, ich meine es ernst. Willst du wirklich an die Universität nach Kiel gehen, oder darf ich dich fragen, ob du vielleicht bei unserer Bande bleiben willst?«
    Balthasar seufzt, dieses Mal theatralisch und abgrundtief. »Klar bleibe ich. Ohne mich läuft hier doch sonst gar nichts. Aber nur unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Ich bestehe darauf, dass euer erster Sohn Balthasar genannt wird, so kann wenigstens mal was aus dem Jungen werden. Omen est Nomen. «
    Suzette und ich drücken uns aneinander und versprechen es ihm unter diskretem Gekicher.
    »Jetzt brauchen wir nur noch einen neuen Dealer«, sage ich.
    »Wozu?«, fragt unser Scheff Adee, »wir können unsere Nahrung doch jetzt selbst beschaffen. Das ist das einzig Gute, was uns Knuts Tod gebracht hat.«
    Allein schon bei der Vorstellung des Geschmacks von Wattwürmern auf der Zunge wird mir ganz anders. Ob es wirklich so klug war, mich auf dieses neue Abenteuer einzulassen?
    »Ich sag doch, ohne mich wäret ihr verloren.« Balthasar deutet auf einen der Plakatständer, die an jeder Straßenlaterne entlang der Promenade aufgestellt sind.
    »Was steht da drauf?«, frage ich. »Ich beobachte schon die ganze Zeit, wie die Leute sich das anschauen.«
    »Wer als Möwe lesen kann, ist klar im Vorteil: ›Heute Neueröffnung – Evas Edel-Sushi-Imbiss – ganzjährig geöffnet‹. Da ist auch ein Auszug aus der Speisekarte dabei. Wie wäre es damit?«
    Grey klatscht in die Flügel und bringt sich als Späher auf dem Blechdach in Position. »Freunde, das wird ein guter Tag heute! Ich lerne schon mal die Menüfolge auswendig.«

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Dietmar Lykk
    TOTENSCHLEUSE
    Küsten Krimi
    ISBN 978-86358-155-8

Leseprobe zu Dietmar Lykk,
TOTENSCHLEUSE
:
    1.
    Eine tückische Nebeldecke waberte über dem Nord-Ostsee-Kanal. Für Augenblicke stocherte die Morgensonne mit fahlem Licht über dem Wasser, im nächsten Moment war Kanalfischer Höger froh, dass er den Bug seines Bootes noch sehen konnte.
    Ein Containerfrachter ragte durch Lücken im Nebel für Sekunden auf, eine graue haushohe Wand, wie eine dunkle Warnung. Im wabernden Nebel schien es, als dampften die vorbeiziehenden Schiffsleiber wie wütende Ungeheuer. Von hinten näherte sich das nächste Schiff, die Bugwelle schwermütig rauschend, die Maschine im Heck mahlte rasselnd, während Högers Außenbordmotor frech knatterte, wie ein kleiner Junge, der im Dunkeln pfeift, um sich Mut zu machen.
    Die Schiffe fuhren fast immer in Konvois von drei oder vier, je nach Größe. Das war ungefähr eine Schleusenkammerfüllung. Dann war fünfundvierzig Minuten Ruhe, bis die nächste Schleusenfüllung ihre Fahrt durch den Kanal antrat, nach Westen zur Schleuse Brunsbüttel oder nach Osten zur Schleuse Holtenau.
    In Fahrtrichtung hatte er jetzt zwischen zehn und fünfzig Meter Sicht. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Schiff durch Ruderschaden in die Kanalböschung fuhr. Die Bugwellen des Frachters neben ihm liefen quer zu seinem Kurs. Höger packte die Ruderpinne des Motors fester. Er beruhigte sich damit, dass er den kürzeren Bremsweg hatte und wendiger war.
    Er brauchte
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