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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen
Autoren: Sine Beerwald
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wie Chef, Helgoland, Balthasar, Harry, Grey, Jonathan, Suzette, Adalbert oder Ahoi mit dem Mordfall in Zusammenhang zu bringen. »Vielleicht stehen wir hier auch vor einem ewigen Rätsel«, so der Mordkommissionsleiter, »weil der Zeuge unerkannt bleiben will und sich nach Aufdeckung des Falles nicht mehr melden wird.«
    Balthasar legt die Zeitung beiseite, und wir grinsen uns an. Alle haben wir noch das Gesicht der Beamten vor Augen, die hier um den Crêpes-Stand herum vergeblich nach dem Handy von Knut suchten und dabei die Welt nicht mehr verstanden, während wir aus dem Lachen nicht mehr herauskamen. Besonders der Blick eines Polizisten, als er die Thunfischdose auf dem Kopf meines Scheffs entdeckte, war einmalig.
    »Ich glaube, die wissen ganz genau, dass wir zur Aufklärung des Falles beigetragen haben«, sagt Balthasar, und meine Kumpels nicken. »Sie würden es aber niemals öffentlich zugeben, weil jeder sie sonst für verrückt erklären würde. Möwen, die einen Kriminalfall lösen …«
    In unser Lachen hinein sage ich nachdenklich: »Eine Handvoll Menschen kennt jetzt unser Geheimnis, und vielleicht betrachten sie uns nun mit anderen Augen. Aber egal. Für uns war es wichtig, nicht die Schuld am Tod unseres Dealers zu haben. Wir haben den wahren Mörder überführt, das ist unser größter Lohn. Mehr sollten wir als Dank nicht erwarten.«
    »Tu nicht so bescheiden, Ahoi, so ein bisschen berühmt werden wäre doch cool.« Natürlich, unser Grey.
    »Vielen Dank für die schöne Zeit bei euch«, sagt Helgi. »Danke, dass ihr mich so unkompliziert aufgenommen habt und ich viel über mich selbst und meine Vergangenheit lernen durfte.«
    Helgi hat recht, es wird Zeit für den Abschied. Er ist schon auf dem Absprung – ob zurück in sein Museum nach Keitum oder nach Helgoland, weiß ich nicht. Oh, wie ich Abschied hasse. Allein beim Gedanken daran treibt es mir die Tränen in die Augen.
    Auch Baron Silver de Luft sucht jetzt nach ein paar passenden Worten. Er rückt seine Thunfischdose gerade und stellt sich vor uns hin. Wir scharen uns automatisch im Halbkreis um ihn herum. Manche Dinge sind uns in Fleisch und Blut übergegangen, Dinge, die wir manchmal auch lästig fanden, aber die wir nun bald vermissen werden.
    »Jetzt ist endgültig der Zeitpunkt gekommen, an dem jeder seiner Wege geht und wir einander Lebewohl sagen. Ich danke euch, dass ich zehn Jahre lang euer Scheff sein durfte, der Scheff einer unverbesserlichen Gurkentruppe. Dennoch hatten wir eine … wie heißt das, Grey? … eine voll coole Zeit zusammen. Sieht so aus, als ob die nun vorbei ist, aber ich bin mir sicher, jeder von euch wird seinen Weg gehen.« Er wischt sich über die Augen und marschiert dann von einem zum anderen, um jedem den Flügel zu geben. Dabei findet er für jeden ein paar persönliche Worte, auch wenn seine Stimme dabei zunehmend brüchiger wird. »Balthasar, dir alles Gute an der Universität in Kiel, Alki, dir besonders für den Abschluss deiner Therapie viel Kraft, Harry und Grey, euch alles Gute bei der Erschließung eures eigenen kleinen Reviers, Suzette, dir wünsche ich einen Partner, der eine so tolle Frau wie dich verdient hat, Jonathan, viel Erfolg bei der Bewerbung auf dem Luxusliner, und dir, Helgi, wünsche ich, dass du deine Heimat findest, wo immer diese auch sein mag. Dir, Ahoi, dir danke ich von Herzen für alles, was du für diese Truppe und damit auch für mich getan hast. Bleib immer so entschlossen, verfolge weiter dein Ziel und gib niemals auf – hast du mich verstanden?«
    »Jawoll, Scheff«, sage ich reflexartig und salutiere. Kommt es mir nur so vor, oder hat sein Kopf bei seinen letzten Worten in Richtung Suzette gezuckt?
    Es ist still zwischen uns, alle sind zum Abflug bereit, und doch will keiner von uns zuerst die Flügel ausbreiten.
    Ein Gedanke will mir nicht aus dem Kopf gehen, eine leise Hoffnung, ein vager Versuch. »Sollen wir nicht vielleicht doch wieder als Bande zusammenarbeiten?«, frage ich in die Stille hinein und schaue weiter betreten auf meine Füße. »Ich meine, wir könnten das ja auch erst mal im kriminellen Nebenerwerb betreiben.«
    »Die Idee finde ich gut«, sagt Harry.
    Überrascht schaue ich auf.
    »Ich wäre bereit, wieder die Beute zu machen, wenn wir ein neues Revier finden«, fährt Harry fort. »Als alleinerziehender Vater müsstet ihr mir allerdings einen Halbtagsjob anbieten, und den Rest des Tages kümmere ich mich dann mehr um meinen Sohn.«
    Baron
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