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Mordshunger

Titel: Mordshunger
Autoren: Frank Schätzing
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köstlich. Nur seine Erinnerungen schmeckten nach Gurke.
    Sie war ausgezogen. Einfach so.
    »Rabenhorst!«, brüllte er und warf den angebissenen Apfel zurück in die Schale. Seine wohlverdiente Müdigkeit war restlos verflogen. Rabenhorst eilte herbei.
    »Inka von Barneck …«, begann er.
    »Weiß ich.«
    »Eins neunundsechzig, schwarze Haare …«
    »Weiß ich auch. Erzählen Sie was Neues. Wofür schickt man Sie ans Telefon?«
    »… dreiundvierzig Jahre alt, keine besonderen Kennzeichen. Das heißt, bis vor kurzem nicht. So, jetzt kommt’s! Ehefrau des Millionärs und Maklers Fritz von Barneck.«
    »Millionär und Makler?«
    »In der Reihenfolge.«
    Cüpper pfiff durch die Zähne. »Mensch! Ich habe dauernd überlegt, woher ich diesen Namen kenne. Von Barneck, aber natürlich! Macht der nicht gerade Furore mit irgendwelchen Sanierungsplänen für den Eigelstein?«
    »Ja, stand in der Zeitung.«
    »Allerhand. Was tut sie hier? Die von Barnecks werden kaum im Bazaar de Cologne leben.«
    »Sie hat die Wohnung vor knapp zwei Jahren gekauft, auf ihren Namen. Keine Ahnung, ob sie immer hier gewohnt hat oder nur sporadisch kam. Das Haus der von Barnecks ist ein ziemlich großer Kasten in Marienburg.«
    »Wo sonst«, bemerkte Krüger, der seine Ausgrabungen ins Wohnzimmer verlegt hatte, bewehrt mit seinem Köfferchen.
    »Seien Sie nicht so fürchterlich beeindruckt«, sagte Cüpper. »Marienburg ist nichts weiter als ein exklusiver Schuldenberg. Wer richtig Geld hat, wohnt in Bonn.«
    »Dann ist von Barneck die Ausnahme«, konstatierte Rabenhorst. »Er ist so reich, dass man’s bis nach Nippes riechen kann.«
    »Sonst noch was?«
    »Erst mal nicht.«
    »Schön. Wollen Sie einen Apfel?«
    »Chef! Sie sollen nicht immer anderer Leute Sachen aufessen.«
    »Die Leute sind tot. Die Äpfel sind gut. Machen Sie kein Geschrei, sie wurde nicht von einem Granny Smith ermordet. Haben Sie bei von Barneck angerufen?«
    »Nein. Übrigens sind die Äpfel runzlig.«
    »Da sieht man, dass Sie keine Ahnung haben. Die besten Äpfel sind die kleinen und verschrumpelten. Also fahren wir in Gottes Namen nach Marienburg.«
    »Hat das nicht bis morgen Zeit?«
    »Nein. Das hat nicht bis morgen Zeit.«
    Rabenhorst zuckte ergeben die Schultern. Schon fast im Hausflur hielt er inne, schaute unschlüssig drein und machte auf dem Absatz wieder kehrt. Als er zurückkam, kaute er mit vollen Backen.
    Eines musste man Cüpper lassen. Er kannte sich aus.
    Die Villa
    Sie fuhren über den Ring zum Chlodwigplatz und bogen in die Bonner Straße ein. Hier fühlte man sich halbwegs noch als Städter. Über den Gürtel, dann in die Marienburger Straße, und die Welt sah völlig anders aus. Dunkel und verschwiegen säumten Herrenhäuser den Weg, scheu zurückgesetzt, als wollten sie Distanz halten zu Hinz und Kunz, die da vorüberfuhren. Hinz und Kunz wie Rabenhorst und Cüpper.
    Sie bogen in die Goethestraße ein. Ihr Ziel verbarg sich hinter einer Wand aus mannshohen Hecken. Einen Moment lang glaubte Cüpper schon, vorbeigefahren zu sein, aber dann sah er die Dachgiebel gegen den fahlen Himmel aufragen und ahnte, dass Fritz von Barneck seinem Beruf in eigener Sache mehr als gerecht geworden war. Zwischen den Hecken zeichnete sich das gleichmäßige Rechteck einer großen Toreinfahrt ab.
    Nirgendwo das kleinste Lichtlein. Marienburg war wohlanständig bis zur Geisterhaftigkeit.
    Sie suchten fünf Minuten lang nach einer Klingel, bis Cüpper zu der Überzeugung kam, in dieser Welt geschehe jede Form der Kommunikation durch reitende Boten. Rabenhorst griff schließlich unter Flüchen in ein Dornendickicht und drückte auf einen Knopf.
    Nichts passierte.
    »Sind Sie sicher, dass das die Klingel war und nicht die Selbstschussanlage?«, frotzelte Cüpper.
    »Sind Sie tot?«
    »Nein.«
    »Dann war’s die Klingel.« Rabenhorst stellte sich auf die Zehen, um besser über die Hecke sehen zu können.
    Plötzlich knackte es vor ihnen.
    »Was wünschen Sie?«, fragte eine Stimme aus der bis dahin gut getarnten Sprechanlage.
    »Kriminalpolizei!«
    »Darf ich Sie bitten, sich auszuweisen?«
    Ausweisen? Hier draußen? Cüppers Blick wanderte nach oben. Ausdruckslos starrte das Auge einer Kamera auf ihn herunter. Er zog seine Marke und hielt sie in die Linse.
    »Ich fürchte nur, Sie werden in der Dunkelheit nicht viel erkennen können«, rief er.
    »Das ist kein Problem«, schnarrte es zurück. »Wir verfügen über Infrarot.«
    Mit einem leisen Klick setzte sich ein Teil
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