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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde
Autoren: Nele Neuhaus
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und seiner Lebensgefährtin gehört. Und da hat er Pauly das letzte Mal am Dienstagabend gesehen.«
    Bodenstein drückte auf die Fernbedienung seines Autoschlüssels,und der BMW antwortete mit einem zweifachen Blinken.
    »Ihr Mann ist schon nach Frankfurt ins Institut gefahren. Sie müssen meine Dienste als Chauffeur in Anspruch nehmen.«
    »Auch das noch«, grinste Pia. »Aber sagen Sie, hat Lukas, ich meine, haben Sie dem Jungen die Leiche -«
    Bodenstein zog die Augenbrauen hoch. »Wo denken Sie hin!«
    Galant öffnete er Pia die Beifahrertür. »Ich habe Ostermann und Frau Fachinger ins Büro beordert. Nur Behnke ist nicht erreichbar.«
    »Er hatte doch Karten für das Spiel in Dortmund gestern Abend«, erinnerte Pia ihren Chef. Ihr Kollege Frank Behnke hatte Glück beim komplizierten Kartenverkauf der FIFA gehabt, nur der Tod hätte ihn von der Fahrt nach Dortmund abhalten können.
     
    Das Haus von Hans-Ulrich Pauly war das letzte Haus vor dem Wendehammer am Ende des Rohrwiesenwegs in Kelkheim-Münster, dahinter erstreckten sich nur noch Wiesen und Felder bis zum Wald, hinter dem der Gutshof »Hof Hausen vor der Sonne« mit seinem Golfplatz lag. Bodenstein und Pia stiegen vor dem von Efeu überwucherten Haus mit Butzenscheiben und Schlagläden zwischen einem mächtigen Walnussbaum und drei großen Fichten aus. Pia drückte auf die Klingel, die an einem altersschwachen Jägerzaun angebracht war. Hinter dem Haus erhob sich vielstimmiges Hundegebell. Die von Unkraut bedeckten Waschbetonplatten, die zur Haustür führten, ließen darauf schließen, dass der Haupteingang wenig benutzt wurde.
    »Keiner da«, stellte Bodenstein fest, »gehen wir hintenherum.«
    Er ging zum Tor und drückte dagegen. Es war offen. Siebetraten einen Hof. Überall wuchsen üppige Pflanzen in großen Kübeln, Hängegeranien und Petunien blühten in Ampeln verschiedener Größe. Auf Tapeziertischen an der Hauswand standen unzählige Blumentöpfe mit Pflanzen in allen Wachstumsstadien, daneben lagen Gärtnerwerkzeug und Säcke mit Blumenerde. Weiter hinten erstreckte sich ein großer, verwilderter Garten mit einem Teich und mehreren Gewächshäusern. Bodenstein zuckte zusammen, als eine ganze Hundemeute um die Hausecke bog, allen voran eine undefinierbare Mischung aus Wolfshund, Husky und Schäferhund mit hellblauen Augen. Ihm folgten ein Rhodesian Ridgeback und zwei kleinere Mischlingshunde, die so aussahen, als seien sie im Tierheim die Hässlichsten gewesen. Alle vier wedelten heftig mit dem Schwanz und schienen sich über den unerwarteten Besuch zu freuen.
    »Wachhunde sind das aber nicht«, Pia lächelte und ließ die Hunde an sich schnuppern. »Seid ihr ganz alleine zu Hause?«
    »Passen Sie bloß auf«, warnte Bodenstein seine Kollegin, »der Graue sieht gefährlich aus.«
    »Ach was«, Pia kraulte den großen Hund hinter den Ohren, »hm, du bist ganz lieb, was? Dich würde ich auf der Stelle mitnehmen.«
    »Aber nicht in meinem Auto«, Bodenstein bemerkte eine offen stehende Tür. Er ging die beiden Stufen hoch und blickte in eine große Küche. Offenbar war dies der eigentliche Haupteingang. Auf den Treppenstufen standen mehrere Schuhpaare, leere Blumentöpfe und allerhand Krimskrams.
    »Hallo?«, rief Bodenstein ins Hausinnere. Pia quetschte sich an ihrem Chef vorbei und blickte sich in der Küche um. Der geflieste Boden war mit Abdrücken von Hundepfoten übersät, auf der Arbeitsplatte benutzte Teller und Töpfe, auf dem Tisch zwei Einkaufstüten, die noch nicht ausgepackt waren.Pia öffnete die Tür. Im Wohnzimmer herrschte das blanke Chaos. Bücher waren aus den Regalen an den Wänden gezogen und auf dem Boden verstreut worden, Sessel waren umgekippt, Bilder von den Wänden gerissen und die Glastür, die auf die Terrasse und in den Garten führte, stand sperrangelweit offen.
    »Ich rufe die Spurensicherung an«, Bodenstein angelte sein Handy aus seiner Tasche. Pia ging weiter und zog sich dabei Latexhandschuhe an. Der Raum neben dem Wohnzimmer schien das Arbeitszimmer Paulys gewesen zu sein. Auch hier sah es aus wie nach einem Bombenanschlag. Der Inhalt aller Regale und Aktenschränke befand sich auf dem Fußboden, die Schubladen des wuchtigen Holzschreibtisches waren herausgezogen und ausgeleert worden. Die Plakate an den Wänden ließen Rückschlüsse auf die politische Einstellung der Hausbewohner zu. Verblichene Aufrufe zu längst marschierten Demonstrationen gegen Atomkraftwerke, die Startbahn West und Castor-Transporte,
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