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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde
Autoren: Nele Neuhaus
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ein Poster von Greenpeace und Ähnliches mehr. Ein Flachbildschirm lag zertrümmert in einer Ecke des Raumes, dazwischen ein Tintenstrahldrucker und ein brutal misshandelter Laptop.
    »Chef«, Pia arbeitete sich vorsichtig Richtung Tür, um keine Spuren zu zerstören, »das war kein Einbruch. Hier ist ...«
    Sie zuckte zusammen, als Bodenstein direkt vor ihr auftauchte.
    »Schreien Sie nicht so«, er grinste, »ich höre noch ganz gut.«
    »Wie können Sie mich so erschrecken!« Pia verstummte, weil irgendwo im Haus ein Telefon zu klingeln begann. Sie folgten dem Läuten die Treppe hinauf in den ersten Stock. Die Vandalen hatten die Zimmer oben verschont. Im Badezimmer brannten alle Lampen, vor der Dusche lag ein Handtuch auf dem Boden, daneben verstreut ein Paar Jeans, einHemd und benutzte Unterwäsche. Pia fühlte sich nie wohl dabei, wenn sie in die intimste Privatsphäre fremder Menschen eindrang, aber es gehörte eben dazu, wenn man mehr über das Umfeld eines Toten erfahren musste. Wo mochte wohl Paulys Lebensgefährtin sein? Der Kleiderschrank im Schlafzimmer war geöffnet, einige Kleidungsstücke lagen auf dem Bett. Das Telefon war verstummt.
    »Sieht so aus, als hätte Pauly geduscht und wollte sich gerade umziehen«, sagte Pia, »dafür spricht, dass er quasi nur mit Unterwäsche bekleidet war.«
    Bodenstein nickte.
    »Da liegt das Telefon«, er ergriff das tragbare Siemens-Telefon, das achtlos hingeworfen zwischen frischen Hemden und Jeans auf dem Bett lag, und drückte auf die hektisch blinkende Taste.
    »Sie haben vierunddreißig neue Nachrichten«, verkündete die Computerstimme. »Nachricht eins, Dienstag, 13. Juni, 15:32 Uhr.«
    »Ulli, ich weiß genau, dass du da bist«, sagte eine Frauenstimme, »ich hab's satt mit deiner Hinhaltetaktik. Ich habe wahrhaftig alles versucht, um mich gütlich mit dir zu einigen, aber du bist ja so was von stur! Nur damit du's weißt: Es ist mir egal, wenn du jetzt mit dieser Aufnahme zu deinem Anwalt rennst, ich kriege sowieso wieder recht. Ich gebe dir noch eine letzte Chance: Um halb neun bin ich bei dir. Wenn du nicht da sein solltest oder wieder den Stolzen spielst, dann passiert was, das schwör ich dir.«
    Es piepste, dann folgten vier Anrufe, bei denen weder eine Nummer angesagt noch aufs Band gesprochen worden war. Ein Anruf um kurz vor 17:00 Uhr war scheinbar entgegengenommen wurden, denn er brach ab, nachdem ein Mann »Hallo, Herr ...«, gesagt hatte. Um 20:13 Uhr hatte wieder ein Mann aufs Band gesprochen.
    »Hier spricht Carsten Bock«, sagte eine tiefe Männerstimme, »mir ist zu Ohren gekommen, welche Unverschämtheiten Sie am Montag in aller Öffentlichkeit von sich gegeben haben. Das ist Rufmord und üble Nachrede. Ich habe bereits juristische Schritte gegen Sie eingeleitet, und ich erwarte umgehend eine schriftliche Entschuldigung von Ihnen und eine öffentliche Richtigstellung der Sachverhalte in der Zeitung.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen raschen Blick. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch hatte es noch zwei Anrufe ohne Nummer gegeben, am Mittwochabend hatte erneut ein Mann angerufen.
    »Hey, Ulli, ich bin's, Tarek. Du solltest dir echt mal ein Handy anschaffen, Mann! Ich bin jetzt wieder im Lande. Wir haben die Präsentation fertig und auf die Seite geladen. Kannst dir's ja mal anschauen. Bis später.«
    Alle weiteren Anrufe stammten von Paulys Lebensgefährtin Esther, die ein Dutzend Mal aufs Band gesprochen hatte, erst fragend, dann besorgt, schließlich wütend. In dem Moment fuhr unten ein Taxi vor und die Hunde stimmten ein wildes Begrüßungsgebell an.
     
    Esther Schmitt begrüßte im Hof ihre Hunde, die aufgeregt jaulend und bellend um sie herumtanzten, dann betrat sie das Haus durch die Küchentür, eine Reisetasche in der Hand und eine Laptoptasche über der Schulter. Sie war eine zierliche Frau um die vierzig, mit einem blassen, sommersprossigen Gesicht und rotblondem Haar, das sie zu einem lockeren Zopf geflochten hatte.
    »Wie sieht's denn hier aus?«, sagte sie, »kaum ist man mal drei Tage weg ...«
    »Nicht erschrecken«, sagte Bodenstein. Esther Schmitt zuckte trotz der Warnung erschrocken zusammen. Mit einemKnall ließ sie die Reisetasche fallen und wich einen Schritt zurück.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen. »Was tun Sie hier?«
    »Mein Name ist Bodenstein. Das ist meine Kollegin Frau Kirchhoff«, Bodenstein hielt seine Marke hoch. »Kriminalpolizei Hofheim.«
    »Kriminalpolizei?« Die Frau
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