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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Valerie Frankel
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dem Abfallcontainer zu hören, und dann war es still, abgesehen vom plärrenden Hupen der Autos, dem Geräusch von zersplitterndem Glas bei den Unfällen und dem Klappern von Benjamins Zähnen. Irgendwie funktionierte das Ganze nicht. Schließlich sagte ich: »In der Gegend hier behauptet man, dieses Knäblein sei ziemlich zäh.« Ich dachte, das würde ihm vielleicht ein bißchen Leben einhauchen. Ich tat so, als würde ich durch ein vorbeifahrendes Auto abgelenkt.
    Diese Gelegenheit begriff er dann endlich, und mit dem Handrücken wedelte er schwach nach der Pistole. Das hätte keinem Schmetterling etwas zuleide tun können, aber ich tat so, als hätte er durch die rohe Gewalt seines Schlages meinen Arm völlig außer Kontrolle gebracht und durch die Luft geschleudert. Nachdem Mama nun also von seinem Hals weg war, feuerte ich die Platzpatrone in die Luft. Benjamin kreischte auf. Alex fiel planmäßig vornüber.
    Ich kreischte: »Oh, mein Gott!« mit einer Stimme, die Glas zersplittern lassen könnte.
    Benjamin machte vorsichtig die Augen wieder auf und sah auf den Boden. Da lag Alex, mit nur noch einer Hälfte seines Gesichts. In Wahrheit war sein Gesicht natürlich vollkommen intakt und nur mit dem Käsebelag einer Pizza Margherita bedeckt, die ihm überall heruntertropfte. Für einen sekundenschnellen Blick in einer nur unzulänglich beleuchteten Straße war der Effekt aber ausreichend angsteinflößend, von seiner Ekligkeit ganz zu schweigen. Benjamin jaulte: »Du hast ihn umgebracht! Mörderin!«
    »Und du bist der nächste, Arschloch!« sagte ich und hob meine Pistole. Benjamin, der nun aus Alex’ Griff befreit war und auch den Lauf der Pistole nicht mehr am Hals hatte, lief, so schnell ihn seine Schwimmerbeine tragen konnten, auf den Broadway zu und damit auf all die Leute in der Welt, die garantiert absolut nichts unternehmen würden, um ihm zu helfen. Ich stupste Alex ans Bein. »Mal wieder ein erfolgreicher Tag für zweihundert Dollar.«
    »Dreihundert,« sagte Alex, während er aufstand, wobei die Pizza immer noch an seinem ansonsten gutaussehenden Gesicht klebte. Er pellte den Käse ab. »Ich habe gesehen, wieviel Geld sie dir gegeben hat.«
    »Dreihundert«, stimmte ich zu. Ich nahm die Scheine aus meiner Tasche und gab ihm für seine Arbeit drei Riesen.
    »Hätten Sie vielleicht auch etwas für mich übrig?« Wir drehten uns zu der Stimme um. Der Obdachlose im Abfallcontainer war offensichtlich wach geworden und hing mit den Ellbogen über den Rand des Containers. »Ich würde Ihnen zumindest gerne die Pizza abnehmen, falls Sie die nicht mehr benötigen.«
    Alex reichte dem Berber die Scheibe. Ich sagte: »Ich darf also davon ausgehen, daß Sie alles gesehen haben.«
    »Nein, Ma’am, nur den allerletzten Teil.« Er lächelte. Seine Zähne sahen ordentlich aus, und er hatte einen Südstaaten-Akzent. Er war weiß, nur der Schmutz hatte ihn schwarz werden lassen.
    Ich sagte: »Gut, dann ist Ihnen sicher klar, daß das alles nur eine Halluzination war.« Ich fand zwar, daß es eigentlich egal war, was er gesehen haben mochte oder nicht, vor allem, da ja nichts passiert war. Ich habe es aber ganz gerne, wenn meine Fälle ordentlich bleiben. Bei meiner Wohnung ist das etwas anderes.
    Er sagte: »Wenn Sie und Präsident Lincoln auf dem Fünfdollarschein mir sagen, daß ich das glauben soll, dann werde ich es auch tun.«
    Ich drehte mich zu Alex um, der sich gerade mit einem Taschentuch abwischte, und sagte: »Gib ihm fünf Ohren.«
    »Gib du ihm doch fünf Ohren«, schlug Alex vor. »Wer hat sich denn bereit erklärt, das Pizzagesicht zu mimen?«
    Das war natürlich ein Killerargument. Niemals würde ich mich in meinem Mantel von Donna Karan auf die Straße legen. »Okay«, sagte ich. »Aber glaub bloß nicht, daß ich dir dafür die Pizza erstatten werde.«
    »In Ordnung«, stimmte er zu und machte sich auf den Weg zum Broadway und in Richtung unseres Büros. Nach ein paar Schritten wandte er sich um und fragte: »Kommst du mit?«
    Ich murmelte, daß ich das vorhätte, wühlte in meinen Taschen nach einem Geldschein und reichte ihn dem Obdachlosen. Er nickte höflich, und ich beeilte mich, Alex einzuholen. Um dies festzuhalten: ich bin nicht geizig. Ich versuche nur, in Gegenwart anderer Leute nicht mit Geld um mich zu werfen.
    Im Telefonbuch bin ich als »Mallory, Wanda« aufgeführt. Ich besitze die Agentur Do It Right Detectives, deren Stammsitz am Times Square in New York City ist, der
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