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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Jean G. Goodhind
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Wahrheit verkaufen konnten. Aus der Nähe betrachtet, gehörte Arthur King ganz gewiss zu dieser letzteren Gruppe.
    »Die Polizei wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen«, rief Honey den beiden nach.
    Sie schaute sich in dem Laden um. Es gab dort das übliche Zeug, das man in jedem Souvenirgeschäft findet, doch da man ja auf einer Burg war, waren einige Gegenstände ein wenig anders. Obwohl sie aus Plastik waren, hatte man die Dolche, Schwerter und Morgensterne sicher in Vitrinen verschlossen. Aber Honey hatte kein Auge für diese Dinge. Ihre Gedanken kreisten um Arabellas chaotische Familiengeschichte.
    Als Honey wieder draußen war, bahnte sie sich gemächlich einen Weg durch das Publikum, das immer noch darauf wartete, dass es endlich weiterging.
    Mary Jane unterhielt sich nach wie vor mit der Chinesin, die sie vor dem Einkaufszentrum getroffen hatten.
    Honey unterbrach die beiden kurz. »Ich gehe mal für eine Weile aus der Burg raus. Ich brauche frische Luft, und ich muss Doherty anrufen.«

Sechsunddreißig
    Ein kalter Wind pfiff durch den Torbogen, in dem es früher einmal ein Fallgitter gegeben hatte, das die Burg gegen Feinde schützte. Es regnete Bindfäden. In dem Licht, das hinter Honey aus dem Gemäuer strömte, glitzerte der Regen ganz silbrig.
    Auf halbem Weg versuchte Honey zu telefonieren. Nichts. Als sie auf der anderen Seite des Torbogens angekommen war, probierte sie es noch einmal. Der kleine Bildschirm blieb dunkel. Ein Piepsen verriet ihr, dass der Akku leer war. Sie fluchte leise vor sich hin.
    Vor dem Burgtor glänzten die Pflastersteine wie geschmolzenes Metall. Ein paar Techniker drängten sich um ihre Wagen und verschwanden so rasch wie möglich hinten in den Fahrzeugen, sobald sie ihre Arbeit erledigt hatten.
    »Ich wollte gern mit Ihnen reden.«
    Die Stimme ließ Honey zusammenzucken. Rechts von ihr stand eine kräftig gebaute Frau in einem wallenden Regenmantel, eine Hand in die Tasche gesteckt, in der anderen eine brennende Zigarette.
    Honey erkannte Faith Page, Arabellas Agentin.
    Faith Page schaute sie durch den Regen mit zusammengekniffenen Augen an.
    Honey versuchte so zu tun, als hätte sie sich nicht erschrocken. Daran war nur diese blöde Burg schuld. Schaurig.
    »Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie einen Grund hatten, mir diese Karten zu schicken«, sagte sie mit tapferer Stimme, obwohl sie sich eigentlich gerade nicht besonders mutig fühlte.
    Faiths Miene blieb steinhart und nass, und der Regen troff ihr vom Hut aufs Gesicht.
    »Die blöde Kuh. Die dachte, sie könnte es anderswo bessertreffen. Neue Agentin. Neuer Mann in ihrem Leben. Das hat überhaupt nicht geklappt. Sie hat es total vermasselt.«
    Faith wandte sich abrupt ab.
    »Vermasselt? Warum sagen Sie das, Faith? Warum sagen Sie, dass Arabella alles vermasselt hat?«
    Faith schnipste die noch brennende Zigarette ins Gras und stapfte fort in den Regen und die Dunkelheit.
    Honey folgte ihr.
    Der Pfad war glitschig und verlief hoch über den mit Gras bewachsenen Böschungen. Es regnete unaufhörlich.
    Schließlich endete der Weg an einem Strebepfeiler. Entweder man kehrte jetzt um oder blieb stehen, oder man rutschte den glitschigen Rasenabhang hinunter. Faith Page blieb stehen, wo sie war, und schaute zu, wie Honey näher kam.
    »Zigarette?« Sie hielt ihr eine geöffnete Schachtel hin.
    Honey lehnte ab. »Ich rauche nicht.«
    Faith zündete sich eine Zigarette an, wobei sie die Hand um die Flamme ihres Feuerzeugs wölbte, um sie vor dem peitschenden Regen zu schützen.
    »Schreckliches Wetter«, sagte sie und stieß eine Rauchwolke aus.
    »Was wollen Sie mir sagen?«
    Wasser lief von Faiths Hutkrempe. Der Hut war aus Leder – die Art, wie sie australische Viehtreiber tragen. Den Kragen ihres Mantels hatte die Frau hochgeschlagen.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen was zu sagen habe?«
    Irgendwie wusste Honey, dass Faith ihr nie ganz abgenommen hatte, dass sie ein Drehbuch zu verkaufen hatte. Wenn Faith als Agentin was taugte, dann hatte sie ein paar Erkundigungen eingezogen. Da sie es gewohnt war, mit Kreativen zu arbeiten, musste sie sich auf ihren Instinkt verlassen können.
    Faith schaute unter der triefenden Krempe hervor zu Honey auf.
    »Arabella war wirklich eine Zicke, aber irgendwas geht hier vor, das ich nicht kapiere.«
    Honey runzelte die Stirn. Wassertropfen rannen ihr in die Augen. Sie wischte sie mit dem Handrücken zur Seite.
    »Inwiefern?«
    »Wenn ich das wüsste, dann würde ich nicht hier
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