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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Jean G. Goodhind
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draußen stehen und Sie um Hilfe bitten, oder?«, blaffte Faith.
    Sie schnippte die noch nicht aufgerauchte Zigarette in das nasse Gras, wo sie zischend verlosch und noch ein dünnes Rauchfädchen hervorbrachte.
    Der Regen hatte es irgendwie geschafft, in Honeys hochgeklappten Mantelkragen einzudringen und lief ihr langsam den Rücken hinunter. Sie wollte unbedingt hören, was Faith ihr zu sagen hatte, aber im Trockenen wäre es ihr wesentlich lieber gewesen. Sie musste die Dame ein wenig antreiben, allein schon wegen ihres noch trockenen Rückens!
    »Ich kann auch nur raten, worum es geht«, erwiderte Honey. »Ich will’s mal anders ausdrücken. Was meinen Sie, worum es hier geht? Was sagt Ihr Bauchgefühl?«
    Faiths Augen bohrten sich in ihre. Es waren stechende Augen, ein wenig wässrig, wenn sie getrunken hatte, aber granithart, wenn sie nüchtern war. Und jetzt war sie stocknüchtern.
    Faith versuchte sich eine weitere Zigarette anzuzünden, warf sie dann aber fort, als ihr das nicht gelang. Sie schniefte und schüttelte den Kopf.
    »Eins müssen Sie wissen. Arabella hat den Ruhm geliebt. Sie hat ihren Job geliebt. Gut, sie war ehrgeizig und schwierig, aber sie hat ihre Arbeit gut gemacht. Sie war die ideale Moderatorin für diese Sendung und hat den Job völlig problemlos bekommen. Aber … sie hatte Ballast. Sie hatte Probleme.«
    »Wussten Sie, dass sie sich an Arthur King herangemacht hatte?«
    Faiths Lachen klang hohl. »Arthur der Scheißkerl King! Da hatte Arabella sich ja ein hohes Ziel gesteckt. Die blöde Kuhwollte die Scheidung einreichen. Dachte, sie könnte alles haben, was sie wollte – ihre Kinder – und einen anderen Mann. Arthur ist der geborene Charmeur, und er hat sie an der Nase herumgeführt, solange es ihm gepasst hat. Als hätte sich Arthur für sie interessiert! Keine Chance. Es war dann ein verdammter Schock, als sie rausgekriegt hat, dass er hinter ihrer Tochter her war und nicht hinter ihr!«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Die ganze Sache war trauriger, als Honey je gedacht hatte. Arabella hatte immer den Eindruck vermittelt, dass sie Kinder hasste. Die Wahrheit war aber wohl, dass jeder Besuch von Adams Kindern bei ihr alte Wunden aufgerissen hatte. Sie hatte ihre Vergangenheit und alles, was damit zu tun hatte, über Bord geworfen und versucht, sich ein neues Leben ohne ihre Kinder aufzubauen. Sie hatte damit Erfolg gehabt, aber trotzdem nicht das bekommen, was sie wirklich wollte. Das war doch sehr traurig.
    Plötzlich schien es, als hätte der Regen aufgehört und der Himmel wäre klar geworden. Bei näherer Betrachtung konnte Honey erkennen, dass das keineswegs der Fall war. Es goss immer noch aus allen Kübeln, das Gras war glitschig und glänzte nass, und Honey und Faith Page waren bis auf die Haut durchnässt. Trotzdem war etwas geschehen. Es war plötzlich Licht auf die Sache gefallen.
    »Sie hat also Ihre Agentur gar nicht verlassen?«, deutete Honey an.
    »O doch. Das hat sie getan. Sie hat mir gesagt, sie wollte in allem einen neuen Anfang machen.«
    »Deswegen haben Sie mir diese Eintrittskarten geschickt. Sie hat sie an dem fraglichen Abend angerufen, nicht wahr?«
    Faith nickte. »Ja. Ich war in Wales. Ich habe mein Telefon ein paar Tage lang nicht gefunden. Gordon war schuld.«
    Honey machte sich nicht die Mühe, nachzufragen, wer Gordon sein könnte. Es gab doch einen Gin, der Gordon’s hieß, oder nicht?
    Nun begriff Honey plötzlich, wie alles abgelaufen sein musste. Der Anruf, den Arabella im Studio erhalten hatte, war von ihrem Ehemann gewesen. Die sexy Unterwäsche war nicht für ihn bestimmt gewesen, sondern sie trug sie in der Hoffnung, Arthur King zu verführen. Arthur hatte sie zurückgewiesen, und deswegen war sie immer noch so aufgetakelt, als Adam sie bat, sich mit ihm zu treffen. Sie war also nach Cobden Manor gefahren. Und dort hatte sie Adam um die Scheidung gebeten. Sie hatte eine Nachricht auf dem dann verlorengegangenen Telefon ihrer Agentin hinterlassen und ihr das mitgeteilt. Und dann hatte sie Adam alles gesagt, was er noch nicht über sie gewusst hatte, hatte ihm ihren wirklichen Namen verraten, ihm von ihrem Familienhintergrund, ihrem ersten Mann und ihren Kindern erzählt.
    »Sie hat es ihm selbst gesagt«, entfuhr es Honey plötzlich. »Sie hat ihm alles gesagt.«
    Faith Page starrte sie zunächst reglos an, dann verzog sich ihr Gesicht und sie sah unendlich traurig aus und viel älter, als sie war.
    »Und er hat sie umgebracht. Das
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