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Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Titel: Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
Autoren: Granger Ann
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verstreut.

    »Erlauben Sie«, erbot sich Stanley, indem er die Pakete aufsammelte und sie in den Korb zurücklegte. Als er damit fertig war, hatte die junge Frau ihren Schleier wieder befestigt und klopfte sich den Staub aus dem Kleid. Er hatte nur einen Sekundenbruchteil zu spät aufgeblickt, um ihr Gesicht zu sehen.

    »Danke sehr«, sagte sie eisig und streckte die Hand nach dem Weidenkorb aus, den Stanley nun hielt. Stanley wollte sich nicht so leicht geschlagen geben.
    »Ich hatte schon Angst, das Fuhrwerk könnte Sie überrollen«, sagte er.
    »Das wäre alles nicht geschehen, wenn Sie mich nicht verfolgt hätten!«, entgegnete sie.
    »Ich hätte Sie nicht verfolgt«, sagte Stanley,»wenn Sie nicht diesen Schleier vor dem Gesicht tragen würden und ich Sie richtig hätte sehen können.«
    »Sie sind sehr impertinent, Mr. Huxtable!« Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch an ihrer Stimme und ihrer Haltung erkannte er, woran er war. Sie war streitlustig.
    »Dann erinnern Sie sich also an mich?«, sagte Stanley freundlich.
    »Selbstverständlich erinnere ich mich! Sie sind mir und meiner Freundin in Oxford gefolgt! Sie scheinen eine Gewohnheit daraus zu machen, mich zu verfolgen. Ich weiß nicht warum?«
    »Ich weiß es auch nicht, ehrlich gesagt«, erwiderte Stanley aufrichtig.
    »Ich bin einfach nur neugierig, schätze ich. Ich bin Reporter.«
    »Das haben Sie uns bereits in Oxford gesagt. Kann ich jetzt meinen Korb wiederhaben?«
    »Er ist schwer«, sagte Stanley bemüht.
    »Und Sie hatten einen bösen Schrecken. Gestatten Sie mir, dass ich ihn trage.«
    »Wir haben nicht den gleichen Weg.«
    »Woher wollen Sie das wissen? Außerdem …«, fügte Stanley hinzu,»… außerdem habe ich den ganzen Nachmittag frei und kann gehen, wohin ich will.« Sie schwieg für einige Sekunden, dann sagte sie ernst:
    »Also ist die Verhandlung vorbei?«
    »Ja. Ich habe nach Ihnen Ausschau gehalten, aber Sie sind nicht wieder im Gericht gewesen. Warum sind Sie beim ersten Mal überhaupt gekommen?«
    »Ich war neugierig, genau wie Sie. Eine Nachbarin wollte hinfahren und hat mich gefragt, ob ich sie begleiten möchte. Wurde er verurteilt?«
    »Oakley? Nein, freigesprochen. Dachte mir von Anfang an, dass es so kommen würde. Ich hatte eine Art Wette darauf abgeschlossen.«
    »Dann haben Sie wohl gewonnen«, sagte sie mit einer Stimme, die so sehr vor mühsam unterdrückter Wut bebte, dass er erschrocken einen Schritt zurückwich und spürte, wie er errötete. Verlegenheit war ein Gefühl, das Stanley so gut wie fremd war.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch!«, flehte er.
    »Es war nicht so eine Wette, wie Sie jetzt vielleicht denken! Ich hatte mich nur mit einem Journalistenkollegen unterhalten, ob die Haushälterin das Kreuzverhör überstehen würde oder nicht! Und ich habe nicht mehr als ein Pint Ale gewonnen!«
    »Ich hoffe, es hat Ihnen gemundet.« Sie streckte eine behandschuhte Hand aus und packte den Griff ihres Weidenkorbs. Diesmal ließ Stanley den Korb los. Er dachte, sie würde sich abwenden und erhobenen Hauptes davongehen, doch sie blieb stehen, wo sie war, offensichtlich gedankenverloren. Dann sagte sie sehr leise, mehr zu sich selbst als zu ihm:
    »Vater wird aufgebracht sein!«
    »Und wer ist Ihr Vater?«
    »Inspector Wood«, antwortete sie auf die gleiche gedankenverlorene Weise, als wäre es ihr egal, ob er nun dort stand oder nicht. Nach Stanleys Einschätzung war dies ein Schritt zurück in ihrer Beziehung und keiner nach vorn. Andererseits hatte er verblüffende Neuigkeiten erfahren.
    »Ich kenne Ihren Vater ziemlich gut!«, sagte er laut.
    »Ja«, antwortete sie, indem sie sich sichtlich zusammenriss.
    »Sie sind die Person, die mein Vater als ›dieser elende Wicht Huxtable‹ bezeichnet. Ich verstehe nun den Grund.« Er kicherte, und sie blickte ihn verwirrt und pikiert zugleich an.
    »Sie finden das auch noch amüsant?«
    »Nun ja, man hat mir schon schlimmere Namen gegeben – auch Ihr Vater. Lassen Sie mich Ihren Korb tragen, Miss Wood, bitte. Ich habe nichts Besseres zu tun, wirklich nicht.«
    »Außer mich zu belästigen, meinen Sie? Von mir werden Sie keine Story für Ihre Zeitung bekommen, Mr. Huxtable.« Stanleys Herz machte einen Satz. Er war sicher, dass er keinen Ehering an ihrer Hand gesehen hatte, als er sich ihr und ihrer Begleiterin in jenem Restaurant in Oxford genähert hatte. Und nun hatte sie die Anrede nicht korrigiert. Sie war also weder verheiratet noch eine Witwe. Der Schleier
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