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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln
Autoren: Christiane Franke
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Warum wollen Sie das denn wissen? Ist doch irgendwas mit ihr?«
    »Das wollen wir nicht hoffen. Wir versuchen die ganze Zeit schon, sie zu erreichen, weil wir sie wegen einer Zeugenaussage befragen müssen. Aber sie geht nicht ans Telefon.«
    »Alwine hat gesagt, sie wollte einkaufen. Das hab ich doch grad schon gesagt.« Sophie guckte verwundert.
    »Deshalb machen wir uns ja auch Gedanken«, bestätigte Oda. »Kannst du sie noch mal anrufen?«
    »Klar.« Sophie fischte ihr Handy aus der Hosentasche, tippte mit einer Geschwindigkeit, die Christine fast nicht glauben konnte, eine Zahlenkombination ein. »Ilka? Ich bin's. Wo steckst du denn grad?«
    Ilka Friedrichsen schien zu antworten.
    »Na, zu Hause bin ich. Was soll denn die Frage?«, gab Sophie zurück, runzelte jedoch während der Antwort ihrer Tante die Stirn. Dann ließ sie langsam das Handy sinken, ohne die Aus-Taste gedrückt zu haben. »Ich soll Sie grüßen«, sagte Sophie langsam. »Ilka wird Ihnen einen Deal vorschlagen, soll ich Ihnen ausrichten. Keine Ahnung, was sie damit meint.«
    ***
     
    Sie hatte es ja gewusst. Die Polizei war noch da. Wie gut, dass sie Sophies Anruf angenommen hatte. Nun galt es, schnell die Vorbereitungen zu treffen. Viel Zeit hatte sie nicht. Langeoog war nicht groß. Aber immerhin groß genug, um für eine kleine Weile von der Bildfläche zu verschwinden. Ilka atmete tief ein. Das Fahrrad hatte sie außer Sichtweite gestellt. Außerdem kam gegen Abend kaum jemand her. Das wusste sie noch von früher, als sie hier Zuflucht gesucht und die Stille in sich aufgesogen hatte. Das Grab ihrer Großmutter befand sich am Rand des Friedhofes, war von vorne nicht zu sehen. Ilka stellte die Taschen neben den Grabstein. »Ich hab uns was zu trinken mitgebracht«, sagte sie und tätschelte den Marmor, als würde der etwas spüren. »Warte noch, ich mach es mir ein wenig bequem. Ein paar Grillwürstchen hab ich auch dabei. Die isst du doch so gern. Jaja, Zigeunersoße hab ich natürlich auch.« Das war zwar geflunkert, aber ihre Oma würde es ja sowieso nicht mitkriegen. Ilka riss die Müllsäcke aus dickem blauem Plastik ab und schnitt sie mit dem kleinen Schweizer Messer, das an ihrem Schlüsselbund hing, auseinander. Während sie arbeitete, klingelte ihr Handy. Sie beachtete es nicht. Wenn sie so weit war, würde sie von sich aus das Gespräch suchen. Lange würde es ohnehin nicht mehr dauern. Omis Grabstein würde die Zeltdachspitze bilden.
    ***
     
    Oda tigerte durch die Küche, Christine trommelte mit ihrem Stift auf dem Lederblock herum, Dirks und Gerjets starrten auf die Tischplatte, Sophie spielte irgendwas auf ihrem Handy. Es hatte sie nicht länger auf der Terrasse gehalten, sie hatten in der Küche eine Art Kommandozentrale installiert. Am liebsten hätte Oda Sophie außerhalb des Geschehens gewusst, doch sie war der Angelpunkt: Wenn Ilka Friedrichsen sich meldete, würde sie das über ihre Nichte tun.
    »Wir müssen genau überlegen, was in ihrem Kopf vor sich geht«, sagte Oda, machte an der Arbeitsplatte kehrt und lief zurück zur Tür. Wie Sophie sich hielt, war bewundernswert, denn immerhin ging es mit Ilka Friedrichsens Verschwinden vor allem um ihr Schicksal. Um ihr Leben. Und dieser Ausdruck war leider keine Übertreibung.
    »Das werden wir nicht können.«
    Alle Köpfe gingen schlagartig zu Peter Gerjets.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Christine.
    »Man kann Ilkas Reaktionen nicht mit normalen Maßstäben messen«, sagte er leise. »Seit damals nicht mehr.«
    Während Oda, Christine und Dirks ihn zumindest einigermaßen verständnisvoll ansahen, hatte Sophie als Einzige keine Ahnung von dem, was sich vor ihrer Geburt abgespielt hatte. Oda wechselte kurz einen Blick mit Peter Gerjets, der zögernd nickte. In wenigen Sätzen erklärte Oda dem jungen Mädchen, dass ihr Vater und ihre Tante vor langer Zeit ein Paar gewesen waren, deren gemeinsames Kind bei der Geburt gestorben war.
    »Wie furchtbar«, entfuhr es Sophie. »Und dann hast du mit Mama … Was seid ihr nur für Schweine!«, schrie sie. »Und ich bin … Das ist ja so was von widerwärtig.«
    »Sophie, bitte, lass mich es dir erklären.« Peter griff nach der Hand seiner Tochter, doch Sophie riss sich los und verbarg sie hinter ihrem Rücken.
    »Lass mich in Ruhe«, würgte sie hervor.
    Oda spürte den Ekel, den das Mädchen empfand, und konnte nachvollziehen, wie es ihr ging. Da war es plötzlich keine große Liebe mehr, die zu Sophies Geburt geführt hatte, da
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