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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln
Autoren: Christiane Franke
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traf sie eine Klassenkameradin aus Grundschulzeiten, die aufrichtig ihr Beileid zu Simones Tod bekundete, der Ilka aber ansah, dass sie liebend gern jedes Detail zu den Umständen erfahren hätte. Aber Ilka hatte weder Lust noch Zeit, sich zu unterhalten, darüber schon mal gar nicht, und passenderweise klingelte ihr Handy im richtigen Moment.
    Peter.
    »Ja?«, fragte sie kurz, während ihr Hirn ratterte. War die Polizei noch da?
    »Wo steckst du denn?« Der Tonfall ihres Schwagers war so übertrieben normal, dass er alarmierend wirkte.
    »Bin einkaufen. Soll ich dir was mitbringen?«
    »Nein, nein, ich wollt's nur wissen. Der Schöneberg ist sturzbetrunken nach Haus gekommen.«
    »Dann braucht der wohl kein Abendbrot mehr. Hätt ich weniger kaufen müssen.«
    Ilka war sich nicht sicher, aber sie meinte, eine Spur Erleichterung bei Peter zu hören. »Also bis gleich.«
    »Ja. Bis gleich«, sagte Ilka, obwohl sie keinesfalls vorhatte, zurück in die Pension zu fahren.
    »Ich sag Sophie Bescheid, vielleicht können wir drei uns einen gemütlichen Abend zu Haus machen.« Peters Stimme hörte sich widerwärtig anbiedernd an.
    »Tu das.« Ilka drückte den Aus-Knopf ihres Handys. Oh nein. Deutlicher als durch dieses bescheuerte Telefonat hätte Peter ihr gar nicht sagen können, dass die Polizei immer noch bei ihm war. Zusammen mit dem, was sie belauscht hatte, war klar: Man war ihr auf die Schliche gekommen.
    Sie verstaute ihre Einkäufe in den beiden am Gepäckträger hängenden großen Taschen des Hollandrades und schwang sich in den Sattel.
    Ilka wusste genau, wohin sie wollte.
    ***
     
    »Sie geht nicht ran.« Zum dritten Mal tippte Oda Ilka Friedrichsens Nummer. »Immer springt die Mailbox an.«
    »Komisch.« Peter Gerjets verzog ungläubig den Mund. »Ich hab doch grad noch mit ihr telefoniert.«
    Sie befanden sich in einer seltsam erregten Anspannung. Etwas war im Gange, und dieses Etwas schien nichts Gutes zu sein.
    »Vielleicht hat sie unser Gespräch mitbekommen«, überlegte Christine. »Wenn das der Fall sein sollte und sie in dem ganzen Schlamassel drinhängt, ist sie gewarnt.« Ihre Gehirnzellen arbeiteten auf Hochtouren.
    »Gewarnt? Was meinen Sie damit?« Peter Gerjets war zunächst vollkommen irritiert, erkannte dann jedoch, worauf Christine hinauswollte. »Natürlich. Es geht um Sophie. Ich muss sie sofort anrufen. Sie muss umgehend nach Haus kommen.« Er zückte sein Handy und drückte eine Kurzwahltaste.
    Sie hörten eine sanfte Melodie und gleichzeitig Sophies Stimme, die sagte: »Kannst auflegen, Papa, ich bin schon da.«
    Als Sophie um die Ecke kam, das geblümte Tuch um den Kopf, ein weißes Spaghettiträger-Top über einem navyblauen T-Shirt zu Hotpants aus Jeansstoff und ein leicht genervtes Lächeln auf dem Gesicht, wünschte sich Christine nichts mehr, als dass es etwas wurde mit der Stammzellenspende der Tante am kommenden Freitag.
    »Was ist los?«, fragte Sophie.
    »Hast du deine Tante gesehen?«, fragte Christine.
    »Ilka? Nö. Ist was mit ihr?«
    »Nein. War nur eine Frage. Wir haben versucht, sie zu erreichen, aber sie geht nicht ans Telefon.«
    »Die ist einkaufen. Hat Alwine grad gesagt.« Sophie verdrehte die Augen. »Ist ganz schön ätzend, dass die jeden Tag drüben am Fenster sitzt. Da fühlt man sich ständig beobachtet.« Ein Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit. »Manchmal bin ich sogar über das Grundstück der Onnens raus, das grenzt ja an unseres. Nur damit Alwine nichts mitkriegt.«
    »Aber deine Tante ist dir nicht über den Weg gelaufen«, stellte Oda fest und zeigte auf den Stuhl neben sich. »Setz dich doch.«
    Mit fragendem Gesichtsausdruck nahm Sophie Platz, blieb jedoch wie auf der Flucht auf dem vorderen Rand sitzen.
    »Habt ihr euch über die Stammzellenspende unterhalten, deine Tante und du?«, fragte Christine.
    »Logisch. Wieso? Macht man doch. Ist ja keine Kleinigkeit. Obwohl das früher wohl echt ein Akt gewesen sein muss. Jetzt ist das im Vergleich echt easy. Und weil Ilka ja nun hier ist, wegen Mamas Tod, spritzt Dr. Koller ihr jeden Tag das G-SFC.«
    »G-SFC?«
    »Ja. Ach so«, sagte Sophie. »Sie haben davon ja keine Ahnung. Das ist ein Hormon. Das sorgt dafür, dass die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut gehen. Ganz schön praktisch, oder? Da kann man sich die ganze Pikserei ins Knochenmark schenken. Das Einzige, was Ilka als Nebenwirkung hat, ist, dass sie sich grippemäßig angeschlagen fühlt. Aber dagegen darf sie Paracetamol nehmen.
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