Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln
Autoren: Christiane Franke
Vom Netzwerk:
Besonderes anstand, dann haben wir das nie an Land besprochen. Dann sind wir aufs Schiff und raus aufs Meer. Hier draußen, hat Papa immer gesagt, hören nur die Wellen und der Wind das, was wir sagen. Und beide werden unsere Probleme mit sich nehmen und davontragen, sodass wir zufrieden und versöhnt wieder an Land gehen können. Ich glaub, deshalb möchte ich mit dir rausfahren. Und du segelst doch gern. Oder hat sich das in den letzten Jahren geändert?«
    Ich antworte nicht. Die Fahrt nach Hooksiel verbringen wir schweigend. Vielleicht, weil keine von uns weiß, was sie sagen, wie sie anfangen soll. Ich will ja auch gar nicht anfangen, ich will eigentlich gar nicht hier sein. Aber Simone hat mich mit ihren endlosen Tiraden und Anrufen weichgeklopft.
    Ich hab die »Luzifer« zur Abfahrt fertig gemacht. Simone folgt mir. Erst läuft alles gut. Wir unterhalten uns. Oberflächlich. Ich, weil ich nicht tiefer einsteigen will. Weil ich warte. Auf Simones Entschuldigung. Darauf, dass es ihr leidtut. Darauf, dass sie bedauert, mir all die Jahre gestohlen zu haben. Ich bin ja bereit zu geben. Auch, wenn es mich bis ins Mark trifft, meiner Schwester, die mir den Mann genommen hat, nun mit meinem Blut das Kind zu erhalten, das mir nicht vergönnt war.
    Aber Simone ist immer noch eiskalt und berechnend. »Denk an Peter, wenn du dir schon keine Gedanken um mich machst«, sagt sie, als wir den Hooksieler Hafen schon längst verlassen haben. » Ein Kind hat Peter bereits begraben müssen. Du möchtest doch nicht, dass er auch um seine zweite Tochter weint?«
    In diesem Moment explodiert etwas in meinem Kopf. Es geht Simone überhaupt nicht um mich. Überhaupt nicht um uns Schwestern. Um die Zusammenführung nach diesen ganzen Jahren. Simone sitzt mir in der Plicht der »Luzifer« gegenüber und spricht nüchtern, als wäre ich ein Geschäftspartner.
    Ich bin ihr völlig egal.
    Eiseskälte überflutet mich. Hass und Wut. »Was kümmert es mich, ob Peter weint?«, frage ich provozierend. »Es hat ihn auch nicht gekümmert, wie es mir geht.«
    »Ach komm, lüg mir doch nichts vor«, sagt meine Schwester selbstsicher. »Du liebst ihn immer noch und würdest alles dafür tun, ihn wiederzukriegen. Jetzt hast du die Gelegenheit. Na ja. Vielleicht nicht die Gelegenheit, ihn dir zurückzuholen, aber zumindest wird er dir zeit seines Lebens dankbar sein, dass du seiner Tochter das Leben gerettet hast.«
    Bei jedem Wort, das sie spricht, fühlt es sich an, als würden Chinaböller in meinem Kopf gezündet. Denn auch Peter hat mich angerufen. Verzweifelt. Kleinlaut. Flehend. Am Boden zerstört. »Ilka, wenn du etwas tun kannst, dann bitte mach es. Ich kann es nicht. Sophie ist nicht mein Kind«, hat er gesagt.
    »Du lügst schon wieder. Ich weiß, dass Sophie nicht Peters Tochter ist. Er hat es mir gesagt.«
    »Ach, er hat dich angerufen? Dieses Weichei. Der kann nichts. Nicht mal ein Kind machen.«
    Die Explosionen in meinem Kopf werden zu einem Feuerwerk. Simone macht alles kaputt. Mich, mein Leben, ihren Mann, der meine große Liebe war. Ich weiß nicht, was geschieht. Überall knallen Feuerwerkskörper vor meinen Augen, Farben spritzen auf, Weiß und Rot, Rot überwiegend, ich befinde mich in einem Strudel.
    ***
     
    »In Ordnung. Ja, dann machen wir das so … Sicher, ich werde Christine grüßen.« Oda beendete das Gespräch mit einem Kopfschütteln. Steegmann. Der konnte es echt nicht lassen. Baggerte jetzt sogar schon über sie Christine an. Ließ ihr Grüße ausrichten. Liebe Grüße. Nee. Das gefiel Oda nicht. Da sollte Christine aber mal schön auf sich aufpassen. Dem Steegmann traute Oda alle Schlechtigkeiten der Welt zu. Na ja, vielleicht nicht alle, aber 'ne Menge garantiert.
    »Und, was sagt der Staatsanwalt?«, wollte Dirks wissen. Oda sah ihm seine Aufregung an. Er hatte eine ganz rote Nase, über die er sich immer wieder fuhr, und auch seine Wangen leuchteten in einem Rot, das manche Frau in dieser Intensität aus den Wechseljahren kannte.
    »Zugestehen. Erst einmal alles zugestehen. Es ist ja Gefahr im Verzug, da dürfen wir auch Zugeständnisse machen, die wir nicht halten können. Außerdem kriegt sie nichts schriftlich.«
    »Aber das ist doch nicht richtig«, kam es piepsig von Sophie, die inzwischen an die Wand gelehnt stand und ein Glas Wasser umklammerte.
    »Stimmt«, gab Oda zu. Sie widerstand dem Impuls, zu Sophie zu gehen und sie tröstend in den Arm zu nehmen, so wie sie das bei einer von Alex' Freundinnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher