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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln
Autoren: Christiane Franke
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Andersen.«
    »Weißt du, wo?«
    »Nö. Aber so groß ist der Friedhof ja nun auch nicht. Meinst du, dass Ilka dort ist?«
    »Ja. Das kann sein. Alwine sagt, wenn Ilka irgendwo hinginge, dann zum Grab ihrer Oma.«
    ***
     
    Die Prozession, die sich jetzt auf Fahrrädern dem Inselfriedhof näherte, hätte Oda in jedem Spielfilm erheitert. Ein Teenie, ein Inselschutzmann, ein »Best Ager«, wie Männer um die fünfzig heute genannt wurden, dem man zudem anmerkte, dass Radfahren nicht zu seinem täglichen Leben gehörte, sie selbst und Christine. Nein, dass sie keine Freizeitgruppe waren, sah man bestimmt auf den ersten Blick. Inzwischen hatte die Dämmerung zugenommen, die Sicht wurde schlechter. Hinter dem ehemaligen Lale-Andersen-Haus stieg die Dünenlandschaft an.
    »Hier ist es gleich«, sagte Sophie und verringerte das Fahrtempo. »Da! Das ist Mamas Rad.« Erregt zeigte sie auf den Eingang, neben dem, fast verdeckt, ein Damenrad stand.
    Oda zückte ihr Handy. »Ich warne die Kollegen vom Rettungshubschrauber schon mal vor«, sagte sie. Christine nickte und wandte sich an Peter Gerjets und Sophie.
    »Wir müssen behutsam vorgehen, denn wir wissen ja nicht, was Ihre Schwägerin plant. Und über welche Mittel sie verfügt.«
    Oda ging ein paar Schritte zurück, erledigte das Telefonat und stieß wieder zu den anderen. »Sophie und ich werden hingehen. Ihr bleibt hier«, schlug sie vor. Dirks hatte sie auf dem Weg hierher über die Lage und Beschaffenheit des Friedhofes informiert. Die anderen nickten.
    »Sei vorsichtig«, sagte Peter Gerjets und küsste seine Tochter auf die Stirn.
    »Klar, Papa.«
    »Komm.« Oda zog das Mädchen mit sich. Nach etwa zwanzig Metern blieb sie stehen. »Ruf deine Tante an«, bat sie. »Dann können wir hören, aus welcher Richtung das Klingeln kommt.« Sophie nickte, was Oda nur noch schemenhaft erkennen konnte. Kurze Zeit später hörten sie ein altmodisches Telefon schrillen.
    »Das muss sie sein«, sagte Sophie. »Und jetzt?«
    »Lass es klingeln und bleib hier stehen. Ich geh und gucke, wo sie ist.«
    »Ist gut.«
    »Wenn es aufhört zu klingeln und sie nicht rangeht, ruf wieder an. Ich muss hören, wo sie ist.«
    »Ja.«
    Alles wirkte gespenstisch. Als befände sie sich in einem alten Hitchcock-Film. Oda orientierte sich an dem Klingeln des Handys. Konzentrierte sich auf den Boden, der aus Muschelscherben bestand, so viel immerhin konnte sie im Licht ihres Handydisplays sehen, das sie aktiviert hatte, um nicht zu fallen. Da. Da musste es sein. Ein diffuses Licht, gleichzeitig hörte sie das Telefon. Je näher sie kam, desto gespenstischer wurde die Szene.
    Sie blickte auf eine Art Zelt. Nirgends ein Eingang. Sie schob die Hand vor. Berührte die Zeltwand. Plastik.
    Augenblicklich wusste sie, woher das Licht im Inneren kam.
    »Hierher«, brüllte sie und versuchte, die Plastikplanen zu trennen. »Hierher, verdammt! Die will sich vergiften!« Warum konnte sie die Planen nicht lösen? Sie riss an der hinteren Front, doch auch da bekam sie kein Loch zustande. Im Gegenteil, die Plastikwand sackte zusammen und schien über die Feuerquelle zu fallen. Es begann, nach verschmortem Plastik zu riechen. Verdammt, das hätte sie nicht tun dürfen.
    Hinter sich hörte sie Geräusche.
    Aus dem Zelt nichts.
    Sie musste das Plastik durchtrennen. Suchend sah sie sich um. Da. Eine Laterne leuchtete ein paar Gräber weiter links. Sie eilte hin. Riss den Metalldeckel hoch, zog eine der Glasscheiben heraus. Zerbrach sie in zwei Teile. Lief zurück. Hob die Plastikplane an und stieß die Scherbe in die Folie. Riss sie auseinander. Der Gestank wurde intensiver.
    »Tante Ilka.« Sophie hatte nicht auf sie gehört. Sie stand plötzlich neben ihr und drängte sich in die inzwischen entstandene Lücke. »Tante Ilka!«
    ***
     
    Es ist gar nicht so schwer zu gehen. Ich bin schon ganz weit weg. Wen werde ich wohl als Erstes treffen hinter dem Licht, das mich so verlockend anzieht? Simone? Ob sie mir böse ist, weil ich ihr wehgetan habe? Meine Omi? Ja, dich würde ich am liebsten sehen. Von dir möchte ich mich an die Hand nehmen lassen. Du passt schon auf, dass mir nichts geschieht. Das Licht wird heller. Ich fühle mich leichter. Omi? Mama? Simone?
    Marie.
    Meine Tochter. Sie ist kein Neugeborenes mehr, doch ich erkenne sie sofort. »Kehr um«, sagt sie zu mir. »Kehr um.«
    Marie.
    »Nein. Geh zurück. Geh zurück.« Ihre Stimme wird leiser, das Licht dunkler. Was ist los?
    Dann schwillt ihre jugendliche
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