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Mord nach Liste

Mord nach Liste

Titel: Mord nach Liste
Autoren: Julie Garwood
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stand. Sie hielt eine Schere in der Hand, um ein Band durchzuschneiden, das zwischen zwei Pfählen gespannt war. Die Frau lächelte ihn an.
    Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden.
    Als er die Bildunterschrift las, passierte es. In seiner Brust zog sich etwas zusammen, erdrückte ihn fast, er bekam keine Luft. Wie ein Blitz fuhr es ihm ins Herz, es schmerzte unerträglich. Hatte er einen Herzinfarkt oder war es eine neue Panikattacke?
    Beruhige dich!, befahl er sich. Beruhige dich! Atme tief durch!
    Die Unruhe wurde immer stärker. Ihn ergriff die schreckliche, vertraute Angst. Seine Haut begann zu brennen und zu jucken, er kratzte wie von Sinnen an Armen und Beinen, sprang auf und lief durch die Küche. Was war nur mit ihm los?
    Er zwang sich, stehen zu bleiben. An Armen und Beinen hatte er blutige Striemen, manche so tief, dass Blut auf den Fußboden tropfte. Er war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Wimmernd zog er sich an den Haaren. Doch seine Angst wurde nur noch größer. Dann kam die Offenbarung, wie ein grelles Licht. Und er begriff, dass er keine Kontrolle mehr über seinen Körper hatte. Er konnte nicht einmal mehr selbstständig atmen.
    Plötzlich wurde ihm alles klar. Er begriff. Ein anderer atmete für ihn.
    Am nächsten Morgen erwachte er, zusammengerollt auf dem Küchenboden. Hatte er das Bewusstsein verloren? Möglich war es. Schwankend erhob er sich, stützte sich mit den Händen auf der Kücheninsel ab. Er schloss die Augen, atmete tief ein und drückte den Rücken durch. Sein Blick fiel auf die Schere, die zusammengefaltete Zeitung. Hatte er sie dorthin gelegt? Er konnte sich nicht erinnern. Er räumte die Schere in die Schublade und wollte die Zeitung in die Garage zum Altpapier bringen. Da entdeckte er es: Unter der Zeitung lagen der ausgeschnittene Artikel und das Foto mit der lächelnden Frau. Sie warteten auf ihn. Er wusste, wer den Ausschnitt dort hingelegt hatte. Und er wusste auch, warum.
    Der Dämon wollte diese Frau.
    Schluchzend vergrub der Mann das Gesicht in den Händen. Er musste einen anderen Weg finden, um das Monster in Schach zu halten. Körperliche Betätigung schien zu helfen. Er ging ins Fitness-Studio und trainierte wie ein Besessener. Mit besonderer Vorliebe zog er Boxhandschuhe an und schlug so lange und heftig wie möglich auf den Sandsack ein. So vergaß er die Zeit und hörte erst auf, wenn er die Arme nicht mehr heben konnte.
    Tagelang brachte er seinen Körper auf diese Weise an den Rand der Erschöpfung. Dann genügte auch das nicht mehr.
    Ihm lief die Zeit davon. Der Dämon machte ihn fertig. Ironischerweise war es schließlich seine Frau, die ihn auf die Idee brachte. Eines Abends, als sie ihm beim Abwaschen Gesellschaft leistete, schlug sie vor, er solle doch einmal ausgehen. Sich einen schönen Abend mit seinen Freunden machen und sich amüsieren.
    Er wollte nicht. Er war eh viel zu oft abends fort, wenn er Überstunden machte. Außerdem ging er joggen und ins Fitness-Studio, Nina war wirklich oft genug allein.
    Doch sie war sturer als er und sprach ihn immer wieder darauf an. Schließlich war er einverstanden, nur damit sie Ruhe gab.
    So kam es, dass er an diesem Abend erstmals ausgehen wollte. Schon spürte er das Adrenalin in seinen Adern. Er war so nervös und aufgeregt wie bei der ersten Verabredung mit einem Mädchen.
    Bevor er das Haus verließ, teilte er Nina mit, er treffe sich nach der Arbeit mit Freunden bei Sully, einer beliebten Kneipe, doch sie brauche sich keine Sorgen zu machen. Sollte er mehr als ein Bier trinken, dann würde er ein Taxi nehmen.
    Es war gelogen.
    Nein, er ging nicht in die Stadt, um sich zu amüsieren. Er ging auf die Jagd.

2
    Regan Madison hatte drei furchtbare Tage und Nächte inmitten von Lustmolchen verbracht. Sie schienen einfach überall zu sein – auf den Flughäfen, im Hotel und auf den Straßen Roms. Nach Regans Definition war ein Lustmolch ein lüsterner, reicher alter Mann mit einer Geliebten, die höchstens halb so alt war wie er. Regan hatte sich nie sonderlich für diese Pärchen interessiert, bis ihr Stiefvater Emerson seine jugendliche Braut Cindy ehelichte. Verstehen konnte Regan es schon: Cindy besaß den Körper einer Stripperin und dazu den Intelligenzquotienten eines Holzscheites. Diese Kombination machte sie perfekt für Emerson.
    Zu Regans Erleichterung blieb das überglückliche Paar in Rom. Sie selbst flog zurück nach Chicago. Von dem langen Flug erschöpft, ging sie früh zu Bett und schlief
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