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Mord nach Liste

Mord nach Liste

Titel: Mord nach Liste
Autoren: Julie Garwood
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ganze acht Stunden durch. Sie hoffte nur, der nächste Tag würde besser werden.
    Doch da hatte sie sich getäuscht.
    Als sie am nächsten Morgen um sechs Uhr aufwachte, hatte sie das Gefühl, Gummibänder am linken Knie zu haben, die ihr das Blut abschnürten. Regan hatte sich am Vorabend an der Anrichte gestoßen und keine Zeit gehabt, das Knie zu kühlen. Der Schmerz war unerträglich. Sie schlug die Decke zurück, setzte sich auf und massierte das Gelenk, bis der pochende Schmerz nachließ.
    Regan hatte sich das Knie bei einem Baseballspiel für wohltätige Zwecke ruiniert. An der ersten Base hatte sie sich gut geschlagen, sich dann jedoch zur falschen Seite gedreht, so dass der Meniskus herausgesprungen war. Der Sportarzt, den sie konsultiert hatte, riet ihr zu einer Operation und versicherte, dass sie bereits nach wenigen Tagen wieder voll einsatzfähig sein würde, aber Regan schob den Eingriff vor sich her.
    Sie schwang die Füße aus dem Bett, beugte sich vor und belastete vorsichtig das schmerzende Knie. Als ginge es ihr nicht schon schlecht genug, begann plötzlich ihre Nase zu laufen und ihre Augen zu tränen.
    Mit ihrer Heimatstadt verband Regan eine Art Hassliebe. Sie liebte die Galerien und Museen und fand, dass man in Chicago genauso gut einkaufen konnte wie in New York – auch wenn ihre besten Freundinnen, Sophie und Cordie, da entschieden anderer Meinung waren. Außerdem war Regan überzeugt, dass die Bevölkerung zu mindestens achtzig Prozent aus guten, anständigen, gesetzestreuen Bürgern bestand. Die meisten Menschen, die ihr auf der Straße entgegenkamen, lächelten. Manche grüßten sogar. Wie fast jeder im Mittleren Westen waren sie freundlich und höflich, ohne aufdringlich zu sein. Die Chicagoer waren ein zäher Menschenschlag, der sich gerne über das Wetter beklagte, besonders im Winter, wenn der Wind vom Michigan-See wie ein Messer in die Haut schnitt.
    Der Frühling hingegen machte Regan zu schaffen. Sie hatte Heuschnupfen. Wenn das Traubenkraut blühte und viele Pollen durch die Luft flogen, wurde sie zu einer wandelnden Apotheke. Doch sie wollte sich davon nicht stören lassen. Wenn die Luft schwer und die Pollenkonzentration besonders hoch war, stopfte sie sich Taschentücher, Aspirin, Allergietabletten, Nasenspray und Augentropfen in die Tasche und versuchte, so weiterzumachen wie bisher.
    Vor ihr lag ein Tag voller Termine. Regan wusste, dass sie sofort anfangen musste, auch wenn sie am liebsten wieder zurück unter die weiche Decke ins warme Bett gekrabbelt wäre. Es war so schön, wieder zu Hause zu sein.
    Regans Zuhause war eine Suite im Hamilton, einem Fünfsternehotel im Besitz ihrer Familie. Es lag im schicken Water-Tower-Viertel von Chicago und war unglaublich elegant, gediegen und komfortabel. Vorläufig war sie mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Im Hotel hatte sie alles, was sie brauchte. Auch die Büros waren dort untergebracht, so dass sie bequem mit dem Aufzug an ihren Arbeitsplatz fahren konnte. Davon abgesehen, kannte sie den Großteil des Personals seit ihrer Kindheit und betrachtete die Menschen als Familienmitglieder.
    Sosehr es Regan auch zurück ins Bett zog, sie blieb hart. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, humpelte ins Bad, wusch sich und putzte die Zähne, dann zog sie Sportsachen an, band sich einen Pferdeschwanz und fuhr mit dem Aufzug in den siebzehnten Stock, um drei Kilometer auf der neuen Hallenbahn zu absolvieren. Von Heuschnupfen oder Schmerzen im Knie würde sich Regan doch nicht aufhalten lassen! Jeden Tag drei Kilometer, egal was passierte. Um halb acht war sie zurück in ihrer Suite, hatte geduscht, sich angezogen und gefrühstückt.
    Gerade als sich Regan an ihren Schreibtisch im Wohnzimmer gesetzt hatte und die eingegangenen Mitteilungen durchgehen wollte, klingelte das Telefon.
    Cordelia war am Apparat. »Wie war’s in Rom?«
    »Ganz gut.«
    »War dein Stiefvater da?«
    »Ja.«
    »Dann kann es doch nicht gut gewesen sein! Komm schon, Regan. Mir kannst du’s doch sagen.«
    Regan seufzte. »Es war furchtbar. Einfach schrecklich.«
    »Ich nehme an, dein Stiefvater hatte seine neue Frau dabei?«
    »Allerdings, die war auch da.«
    »Läuft sie immer noch Reklame für Escada?«
    Regan musste lächeln. Cordie hatte die Gabe, den schlimmsten Situationen etwas Lustiges abzugewinnen. Sie wusste, dass ihre Freundin sie aufmuntern wollte. Und es funktionierte auch. »Nein, nicht Escada«, berichtigte sie. »Versace. Aber du hast recht, sie trägt
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