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Mord nach Liste

Mord nach Liste

Titel: Mord nach Liste
Autoren: Julie Garwood
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dir wegen der Zeitverschiebung keine Sorgen machen.«
    Regan knirschte mit den Zähnen. »Na gut. Ich lese es gleich.«
    Pauls Lächeln verriet, dass er sich über ihr Einlenken freute. »Falls du irgendwelche Fragen hast, ich bin bis elf im Büro. Dann bin ich unterwegs nach Miami.«
    Er ging. Sie rief ihm hinterher: »Du wusstest, dass ich klein beigeben würde, stimmt’s?«
    Als Antwort lachte er nur. Regan sah auf die Uhr, seufzte, straffte die Schultern und ging in ihr Büro.

3
    Der Mord war ein Irrtum.
    Der Mann stand im Schatten eines Gebäudes im Water-Tower-Viertel und beobachtete den Eingang. Er wartete auf eine ganz bestimmte Person. Die feuchte Kälte des Abends zog ihm bis in die Knochen. Es war ungemütlich, aber er wollte nicht aufgeben, und so harrte er noch zwei weitere Stunden in seinem Versteck aus, wartete und hoffte. Dann erst gestand er sich ein, dass es umsonst gewesen war.
    Resigniert stieg er in seinen Jeep und machte sich auf den Heimweg. Vor Enttäuschung traten ihm Tränen in die Augen. Unwillkürlich seufzte er auf. Peinlich berührt wischte er sich die Tränen weg.
    Er zitterte unkontrolliert. Wie würde der Dämon auf sein Versagen reagieren? Der Mann begann zu schluchzen.
    Doch am tiefsten Punkt der Verzweiflung kam die Antwort: Vor ihm lag der Eingang zum Conrad Park. Der Mann erkannte, dass der Dämon ihn an seinen Bestimmungsort geführt hatte. Die Joggingstrecke zog sich in Form einer Acht durch den Park und um die Universität herum. Der Mann erinnerte sich an die Zeichnung in der Zeitung, eine Illustration zu einem langen Artikel über ein Festival. Der Erlös sollte irgendeiner Stiftung zugutekommen, aber er wusste nicht mehr, welcher.
    Hier wirst du sie finden, flüsterte der Dämon .
    Der Mann war erleichtert. In einer Nebenstraße entdeckte er einen perfekten Parkplatz. Er hielt vor einer Telefonsäule. Ein Plakat warb für einen Wohltätigkeitslauf im Norden der Stadt. Es zeigte eine hübsche junge Frau beim Zieleinlauf.
    Der Mann wollte die Autotür öffnen, hielt dann aber inne. Er war nicht passend angezogen. Er trug seinen billigen, aber praktischen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und Nadelstreifenkrawatte, weil er geglaubt hatte, sie im Water-Tower-Viertel zu finden, wo er sich unter die Geschäftsleute hatte mischen wollen. Eine Baseballkappe hatte er ebenfalls mitgenommen. Er wollte sie aufsetzen, wenn er ihr folgte, damit ihn niemand auf der Straße nach der Tat wiedererkannte.
    Was sollte er jetzt tun?
    Mach das Beste draus, zischte der Dämon.
    Der Mann griff nach der Aktentasche und beschloss, so zu tun, als sei er ein schwer beschäftigter Professor der Universität, die nicht weit entfernt war. Ja, das könnte klappen.
    Das Wetter war erneut umgeschlagen. In den letzten vier Tagen hatte es unablässig geregnet, doch am Abend sollte es aufklaren. Der Meteorologe vom Wetterdienst hatte sich aber offensichtlich geirrt. Mist, er hätte seinen Schirm mitnehmen sollen. Jetzt war es zu spät, sich noch einen zu besorgen. Der Mann nahm die Aktentasche und machte sich eilig auf den Weg. Er versuchte, einen zielstrebigen Eindruck zu erwecken. So lief er anderthalb Kilometer weit, und ein feiner nasser Film legte sich auf seine Kleidung. Mit wachsender Nervosität suchte er nach der perfekten Stelle. Es gab nicht viele baumbestandene Ecken. Dort würde das Opfer besonders vorsichtig und aufmerksam sein.
    Er machte sich nicht allzu viele Gedanken über den Nieselregen. Jogger gingen bei jedem Wetter vor die Tür. Schließlich musste die Frau für einen wichtigen Lauf in Form sein, dachte er. Natürlich würde sie trainieren.
    Doch wo sollte er sich verstecken? Noch immer suchte er nach einer geeigneten Stelle. Alle sechs Meter stand eine Laterne, die wie eine alte Gasleuchte aussah. An der Rückseite des Gebäudes waren sie sogar noch dichter platziert. Ein Schild mit einem Pfeil wies das Gebäude als Hörsaal aus. »Hier nicht, hier nicht«, murmelte der Mann. Zu hell für sein Vorhaben.
    Sein Anzug war durchnässt, trotzdem ging der Mann weiter. Was lehnte da an der Mauer? Eine Schaufel? Ja, genau.
    Entlang des Gebäudes waren drei tiefe Löcher. Dort waren Sträucher ausgegraben worden, um neue zu pflanzen. Ein Arbeiter hatte offensichtlich seine Schaufel vergessen. Und noch mehr lag herum: eine orangefarbene Plane, lose zusammengelegt, darin ein rostiger Hammer, noch gut zu gebrauchen. Der Mann hob ihn auf und wog ihn in der Hand. Er hatte keine Waffe mitgenommen,
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