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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft
Autoren: Aufbau
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mein Reich, wo ich verdammt noch mal tun und lassen kann, was ich will«, erklärte Cora Herbert, als hätte sie Honeys Gedanken erraten und wollte jeglichen Einwand schon im Voraus abwürgen. »Ausgetrocknet?«
    »Verzeihung?«
    »Möchten Sie ’ne Tasse Kaffee?«
    Bei dem Gedanken wurde ihr beinahe übel. Café latte war ja schön und gut. Aber Café nikotin?
    »Nein, danke.«
    Wenn sie hier endlich wieder wegkam, würde sie nach schalem Tabakrauch stinken. Haare und Kleidung müssten sofort gewaschen werden. Reinigungsrechnungen für Wildlederröcke tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Heute trug sie, Gott sei’s gedankt, Leinen. Sie holte ihr Notizbuch und einen Kugelschreiber hervor – die ersten Requisiten jeder halbwegs anständigen Detektivin. »Also, dieser Amerikaner …«
    »Mr. Weinstock. Zumindest hat er behauptet, dass er so heißt. Aber das ist nicht der Name, der im Pass steht, und die Adresse stimmt auch nicht.«
    »Haben Sie bei der Anmeldung nicht seinen Pass mit den Angaben verglichen, die er gemacht hat?«
    Ohne auch nur das kleinste verlegene Blinzeln schüttelte Cora die nächste Zigarette aus dem Päckchen und zündete sie an. Zum Glück wandte sie sich beim Ausatmen ab. »Warum denn? Der hat mir im Voraus bar auf die Kralle bezahlt.«
    »Ah!« Honey nickte. Es hatte keinen Zweck, das Finanzamt einmal zu einer Buchprüfung bei Cora Herbert anzuregen. |26| Weder die Angaben aus dem Pass noch das Geld waren je irgendwo eingetragen worden.
    »Wie lange ist er geblieben?«
    »Eine ganze Woche!«
    Cora Herberts Worte klangen, als riebe sie sich jetzt noch in Gedanken die Hände. Ihr Gesicht strahlte vor Zufriedenheit.
    »Ungewöhnlich für ein Bed & Breakfast.«
    »Eine Pension! Wir sind eine Pension«, keifte die Wirtin und stieß dabei ganze Rauchschwaden aus.
    »Entschuldigung!« Damen, die eine Pension führten, waren immer so empfindlich, erinnerte sich Honey. »Trotz dem – das ist schon eine gute Sache. Wenige Amerikaner nehmen sich so viel Zeit, um sich umzusehen.«
    Das goldene Dreieck: London, Stratford-upon-Avon, hinunter nach Bath und zurück nach London – das war die Norm, und alles in zwei Wochen, inklusive Oxford, versteht sich.
    Cora zuckte die nackten Schultern, und ihre durchsichtigen BH-Träger glänzten. »Egal. Er hat bezahlt, und das war’s.«
    »Seine Sachen sind also noch auf seinem Zimmer?«
    Cora zischte durch die Zähne. »Ooooo nein. Das musste ich räumen. Schließlich hatte ich noch andere Reservierungen, verstehen Sie. Die Sachen sind im Gepäckraum. Das muss ich ihm natürlich berechnen.«
    »Natürlich.«
    Nichts und niemand konnte Cora Herbert daran hindern, ein gutes Geschäft zu machen, entschied Honey. Jeder Penny zählte.
    »Wenn er noch lebt.«
    »Na ja, ich kann es ihm wohl kaum berechnen, wenn er tot ist.«
    »Natürlich nicht.« Honey tadelte sich, dass sie die Frau falsch eingeschätzt hatte.
    »Wenn er tot ist, muss ich die Rechnung an seine Familie schicken.«
    Zurück auf Anfang.
    |27| Die Zigarette glühte nun kaum noch einen Zentimeter vor Coras gelbverfärbten Fingerkuppen und wurde ausgedrückt. Ein, zwei Sekunden und ein bisschen Nägelknabbern später glimmte schon wieder eine rot zwischen den mit Strass verzierten Fingernägeln.
    Honeys Blick schweifte zum Garten. Der Steingarten wollte überhaupt nicht hierher passen, aber trotzdem sehnte sie sich danach, sich auf die Spitze dieser Pyramide zu hocken und die frische Luft einzusaugen.
    Sie nahm sich zusammen und wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu. »Hat er sich in der Stadt viel angeschaut?«
    Cora verengte die Augen, bis sie nur noch von dicker Wimperntusche eingerahmte Schlitze waren. »Hat er wahrscheinlich, aber ich wollte nicht neugierig sein. Ich hab mal so ganz allgemein gefragt, und er hat auch nur so ganz allgemein geantwortet.«
    »Hat er irgendwelche besonderen Sachen angeschaut?«
    »Na ja, natürlich den Royal Crescent und die Bäder, aber ich glaube, er ist auch ein bisschen weiter in der Gegend herumgefahren. Kam drei Tage nacheinander im Taxi nach Hause. Hat jedes Mal dem Fahrer ungefähr dreißig Pfund in die Hand gedrückt. Hab ich selbst gesehen.«
    Honey stimmte zu. Der Mann musste irgendwo außerhalb der Stadt gewesen sein, wenn er solche Summen verfahren hatte. Im amerikanischen Museum in Claverton Down vielleicht? Oder im hübschen kleinen Bradford-on-Avon? »Die Kirche aus angelsächsischer Zeit ist besonders schön«, hatte ihr ein Professor aus Berkeley einmal
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