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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft
Autoren: Aufbau
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Mauerwerk.
    Honey klingelte – sie hörte das Echo im Haus widerhallen. Es waren noch andere Geräusche zu vernehmen, aber keines davon ließ darauf schließen, dass jemand zur Tür kam, um aufzumachen.
    Sie trat einen Schritt zurück und schaute zu den Fenstern hoch. Die hatten genau wie die Tür Kunststoffrahmen und waren doppelt verglast, um den Verkehrslärm auszusperren. So viel zum authentisch viktorianischen Stil.
    Die Tür blieb verschlossen.
    Aus der schmalen Gasse zwischen dem »Ferny Down« und dem Nachbarhaus waren Grunzlaute und Geräusche zu hören, |23| wie sie Männer machen, wenn sie etwas Schweres tragen. Na ja, sie hatte nicht den ganzen Nachmittag Zeit. Sie ging zurück, bog rechts und dann noch einmal rechts in den schmalen Weg ein.
    Drei Männer wuchteten gerade eine alte Gefriertruhe aus der Hintertür.
    »Vorsicht, mein Zaun!«, schimpfte einer von ihnen. Das musste der Eigentümer sein. Honey hatte sich die Einzelheiten eingeprägt. Der Mann hieß Mervyn Herbert. Gutes Aussehen und elegante Kleidung rangierten offensichtlich auf seiner Prioritätenliste ziemlich weit unten.
    Er war übergewichtig, aber nicht unförmig fett und hatte das erschöpfte Aussehen eines Menschen, der ein Routineleben führt, das er eigentlich gar nicht mag.
    »Mr. Herbert?« Sie trat zur Seite, während sich die Männer mit der Gefriertruhe durch das Gartentor quetschten.
    Seine Augenbrauen zogen sich buschig zusammen, als er sie von Kopf bis Fuß musterte. »Von der Stadtverwaltung?«
    »Nein – vom Hotelfachverband. Ich komme wegen Ihres kleinen Problems.«
    Einen Augenblick lang sah er sie an, als wäre er sich nicht sicher, wovon sie sprach.
    Sie hatte den Eindruck, dass er nicht sonderlich erpicht darauf war, in aller Öffentlichkeit über den verschwundenen Kunden zu diskutieren. Also formte sie tonlos die Worte: »Ihr Gast.«
    Er schaute mürrisch drein und nickte. »Sprechen Sie am besten mit meiner Frau drüber. Kommen Sie hier rein, wenn Sie möchten.«
    Die Gefriertruhe nahm weiter ihren Weg zum Müllwagen der Stadtverwaltung und zur örtlichen Deponie, und Honey ging den Gartenpfad entlang und umrundete dabei vorsichtig eine Pyramide aus Steinbrocken, die wohl einen Alpengarten darstellen sollte.
    Mr. Herbert deutete auf einen Wintergarten mit Kunststoffrahmen.
    |24| Durch die beschlagenen Scheiben konnte Honey einen Farbklecks ausmachen, der sich auf einem Stuhl bewegte.
    »Sie ist da drin.« Mr. Herbert schien sich mehr für die Gefriertruhe als für sie zu interessieren. »He da!«, hörte sie ihn brüllen. »Vorsicht damit!«
    Sie fragte sich, warum Müllmänner, die ausrangierte Haushaltsgegenstände abholten, mit einer so offensichtlich schrottreifen Gefriertruhe vorsichtig umgehen sollten. Vielleicht, weil sie dem Mann noch so lange gehörte, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war?
    Mrs. Cora Herbert sah Honey, erhob sich von ihrem Stuhl und bat sie mit einer Kopfbewegung zu sich. »Vom Hotelfachverband?« Erschütternd, dieser Durchblick!
    Honey quälte sich ein Lächeln ab. Gleichzeitig erfasste sie das viel zu enge T-Shirt, den viel zu engen Rock, die schimmernde schwarze Strumpfhose und die Schuhe mit den unbequemen, viel zu hohen Absätzen. Altes Schaf, auf Lamm getrimmt.
    Sie gaben einander die Hand. »Ja, ich bin Hannah Driver. Alle nennen mich Honey.«
    »Oh! Das ist aber ein netter Name! Ja, der gefällt mir.« Cora Herbert war sichtlich beeindruckt, wirkte beinahe, als wünschte sie, ihr wäre dieser Name eingefallen.
    »Sind Sie Amerikanerin?«
    »Mein Vater war Amerikaner.«
    »Hab ich mir gedacht«, sagte Cora und strahlte von einem Ohr zum anderen. »Ich wette, Sie sehen ihm ähnlich.«
    »Ich kann mich nicht mehr erinnern. Er ist gestorben, als ich noch sehr jung war.«
    Coras Gesicht verzog sich mitleidig. »War wohl ein Unfall?«
    »Könnte man sagen.«
    Es war ja wirklich ein Unfall gewesen, dass Papa auf einer Firmenveranstaltung ein zweiundzwanzigjähriges Model kennengelernt hatte. Kein Unfall war es jedoch gewesen, dass sie ihm völlig den Kopf verdrehte, er sich von ihrer Mutter |25| scheiden ließ und noch auf der Hochzeitsreise tot umfiel.
    Honey schaute sich ihre Umgebung an. Sie hatte schon Schöneres gesehen. Auf dem Tisch stand eine halb ausgetrunkene Tasse Kaffee. Desgleichen ein Aschenbecher voller Zigarettenstummel mit rosa Lippenstiftspuren. Der Raum stank nach Tabak. Doch sie konnte unmöglich länger die Luft anhalten. Da würde sie umfallen.
    »Das ist
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