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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen
Autoren: Carter Brown
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so
töricht sei, zur Versteigerung zu erscheinen, dann müßte ich eben die Folgen
tragen .«
    »Ludwig Renz?« Ich sah Sharon
an.
    »Ein europäischer Sammler«,
sagte sie.
    »Ein wahrer Jakob«, schnauzte
Slater. »Ein ehrloser, betrügerischer Kerl, der Antiquitäten überhaupt erst
kennenlernte, als er zunächst den Nazis und dann den Russen half, Europa
auszuplündern. Ein Selfmademan, jawohl, aber einer, der seine Millionen auf die
schmutzigste Art und Weise verdient hat, die man sich denken kann. Und nun will
er sich damit Ansehen und Würde einhandeln. Diesen Brief kann man ohne weiteres
ignorieren. Es ist typisch für seine beschränkte Mentalität, wenn er glaubt,
mich einschüchtern zu können .«
    Der Butler tauchte auf und
kredenzte die Drinks, und Slater schwieg, bis er das Zimmer wieder verlassen
hatte.
    »Und was ist mit dem zweiten
Brief ?« fragte Sharon.
    »Weitaus interessanter und
vielleicht — hm — auch weitaus gefährlicher«, sagte Slater. »Ich glaube, Mr.
Boyd, Ihre Reise nach London kann sich zu einem« — das unvermeidliche Kichern
folgte — »regelrechten Abenteuer entwickeln .«
    »Well«, sagte ich und zuckte
resigniert die Schultern, »ich glaube, jeder Fang, bei dem ein Sherlock Holmes
seine Kanone umschnallen muß, entwickelt sich zu einem Abenteuer. Aber wie Miss
O’Byrne schon sagte — was ist mit dem zweiten Brief ?«
    »O ja.« Seine Augen glitzerten,
während er in der Innentasche seines Jacketts herumfummelte. Dann brachte er
einen Briefbogen zum Vorschein und entfaltete ihn sorgsam. »Er trägt keine
Anschrift und ist natürlich auch nicht unterschrieben. Lassen Sie mich vorlesen .« Er hielt ihn auf Armlänge von sich weg, um ihn ohne
Brille entziffern zu können. »Mit Maschine geschrieben, hm. >Lieber Mr.
Slater<, heißt es da, >wir haben gehört, daß sich ein Mann namens Donavan
mit Ihnen wegen einer Auktion in Verbindung gesetzt hat, bei der in London zwei
chinesische Antiquitäten versteigert werden sollen. Da diese beiden
Kunstgegenstände aus einem Nationalmuseum gestohlen wurden, ist dieser Versuch,
sie an einen privaten Sammler zu verkaufen, nicht nur ungesetzlich, sondern
auch höchst unmoralisch. Das Volk, der rechtmäßige Besitzer, wird seinen
Anspruch anmelden und sie in sein Museum zurückbringen lassen. Wir müssen Sie
warnen, daß hierbei keinerlei Einmischung geduldet wird; jedermann, der an
dieser sogenannten Auktion teilnimmt, tut das auf eigene Gefahr. <« Er blinzelte
uns an, und aus seinen Augen sprühte die Erregung. »Also, was halten Sie davon,
Mr. Boyd? Klingt das nicht nach — ähem —
internationalen Agenten ?«
    »Sie halten es doch nicht etwa
für eine inoffizielle Drohung aus Rotchina , Edwin ?« Sharon starrte ihn mit großen Augen an. »Das wäre ja —
phantastisch !«
    »Mir kommt’s eher wie ein Bluff
vor, den sich Ihr Freund Renz ausgedacht hat, um Sie ins Bockshorn zu jagen«,
sagte ich. »Wo ist der Brief aufgegeben worden ?«
    »Hier in Manhattan«, sagte
Slater. »Es ist nicht auszuschließen, daß die Chinesen einen Untergrundagenten
geschickt haben, nicht wahr ?«
    »Der in einem chinesischen
Restaurant als Koch arbeitet ?« knurrte ich. »Und
ständig wichtige Informationen nach Peking schickt, in einer Bonbonniere
versteckt?«
    »Ich glaube, Mr. Boyd hat
recht, Edwin«, sagte Sharon bedächtig. »Es ist wohl nichts weiter als ein Bluff
von Renz oder anderen Sammlern, die Ihre Konkurrenz bei der Auktion fürchten .«
    »Vielleicht.« Slater blickte
enttäuscht drein. »Aber ich hielte es lieber für eine Drohung aus Rotchina . Ich fühle mich bei diesem Gedanken so patriotisch .«
    »Wenn Sie so darüber denken,
Mr. Slater«, sagte ich und machte ein Pokergesicht dabei, »dann können Sie
vielleicht eine Mission für das Außenministerium übernehmen, sobald Sie die
Krüge erworben haben? Sie beispielsweise gegen Shanghai eintauschen — oder so ?«
    Sein Gesicht verriet keine Spur
mehr von Belustigung. »Sie haben offenbar viel Sinn für Humor, Mr. Boyd«, sagte
er leise. »Hoffentlich unterschätzen Sie diesen Brief nicht allzusehr .
Der Tod ist wohl für niemand erfreulich, auch nicht für einen Mann, der lachend
stirbt .«
    Sharon ließ ein krampfhaftes
Kichern hören. »Ich fürchte, unsere Phantasie geht mit uns durch. Irgendwelche
Gewaltakte stehen hier überhaupt nicht zur Debatte, Edwin. Wir brauchen Mr.
Boyd lediglich für den Fall, daß jemand mich hindern will, der Versteigerung
beizuwohnen — und danach,
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