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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen
Autoren: Carter Brown
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mir zu reden.
    »Ludwig XV .« ,
sagte sie plötzlich. »Imitiert natürlich — und doch antik, über hundert Jahre
alt .«
    »Das ist aber nett, daß wir
wieder miteinander sprechen«, sagte ich. »Was, genaugenommen, wollen wir
eigentlich hier ?«
    »Mein Klient hat es so
gewünscht«, sagte sie. »Es muß irgend etwas mit den
Weinkrügen zu tun haben. Er hat mir nur gesagt, daß es sehr dringend sei — da
wir morgen nachmittag nach London fliegen, wollte er
mich noch heute abend sprechen .«
    »Bin ich jetzt schon Ihr
Geschäftspartner ?« erkundigte ich mich.
    »Nein, er weiß, wer Sie
wirklich sind«, sagte sie knapp. »Sie waren teils seine Idee, teils meine .«
    »O weia !« Ich starrte sie ängstlich an. »Soll das etwa heißen, wenn
einer von euch beiden aufhört, an mich zu denken, löse ich mich in Luft auf ?«
    In ihrem Gesicht erschien
plötzlich ein schmerzlicher Zug, und sie schloß die Augen. »Gott, wie reizend.«
Ihre Stimme klang sehr gelangweilt. »Ich kann’s kaum erwarten, all die
geistreiche Konversation zu erleben, mit der Sie mich im Flugzeug beglücken
werden .«
    Ich sah beiläufig weg — und
blinzelte. Einen Augenblick lang hatte ich das beängstigende Gefühl, sie habe
mal wieder eine Idee gehabt—und sich dabei den kleinen alten Mann ausgedacht,
der in der Tür stand und vage in unsere Richtung lächelte. Er sah aus wie der älteste
Cherub dieser Welt, rosig und ohne ein einziges Haar, mit großen blauen
Babyaugen. Er war etwa siebzig, hatte aber weder Falten noch andere Linien, die
sein Alter verraten hätten — er war nämlich dick und fett zum Platzen, rundum.
Sein Gesicht hatte etwas von der Unschuld eines Kindes, und ich mußte an eine
bestimmte Fernsehwerbung für Babypuder denken.
    »Wirklich nett von Ihnen, daß
Sie gekommen sind, Sharon«, sagte er — mit einem tiefen Baß, der gar nicht zu
seiner übrigen Erscheinung passen wollte.
    Er hüpfte wie ein prall
aufgeblasener Strandball heran und ergriff ihre Hand.
    »Ich freue mich immer, wenn ich
Sie wiedersehe, Edwin«, sagte sie und schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Ich
möchte Ihnen Mr. Boyd vorstellen. — Danny, dies ist Mr. Slater .«
    »Ah.« Slater packte meine Hand
mit festem Griff, derweil die blauen Babyaugen mich kritisch musterten. Nach
ein paar Sekunden kam ich mir wie der Preisbulle auf dem Auktionspodest vor.
    »Freut mich, Sie
kennenzulernen, Mr. Boyd .« Er ließ meine Hand endlich
los und trat einen Schritt zurück. »Also, dies ist das erstemal in meinem Leben, daß ich mit einem« — er lachte gluckernd — »Sherlock Holmes
zusammentreffe .«
    »Das nenne ich einen Zufall.
Dies ist nämlich auch das erstemal in meinem Leben,
daß ich einen alten« — ich sah gerade noch den Schreck in Sharons Augen und
vollendete widerstrebend — »Sammler treffe .«
    »Na«, sagte er und rieb sich
eifrig die Hände, »wollen wir uns nicht setzen, einen Drink zu uns nehmen und
uns über den — Fang unterhalten ?«
    Ich siedelte mich auf der
nächsten Couch an, und Sharon ließ sich mir gegenüber nieder, wobei sie die
schlanken Beine sorgsam so übereinanderschlug, daß ich die hübschen Knie, sonst
aber nichts, zu sehen bekam. Slater drückte auf einen Knopf an der Wand, dann
ließ er sich neben mich auf die Couch plumpsen. Der Butler erschien so prompt,
als habe er lauschend hinter der Tür gestanden.
    »Wir haben zweifellos einen
besonderen Anlaß«, sagte Slater. »Ja, ich glaube, das dürfen wir ruhig sagen.
Also, Bulmer , Champagnercocktails!«
    »Sehr wohl, Sir .« Der Butler trat nach links ab.
    Slater rieb sich wieder die
Hände. »Die Spannung wächst, meine Liebe .« Er strahlte
Sharon an. »Wir befinden uns bereits in einem — jawohl — in einem Netz
internationaler Verwicklungen .« Er widmete mir einen
schadenfrohen Seitenblick. »Ich fürchte, Mr. Boyd, Sie werden« — und dabei
kicherte er wieder — »Ihre Kanone umschnallen müssen .«
    Ich brannte mir umständlich
eine Zigarette an und ließ das Streichholz noch einen Augenblick brennen —
während ich überlegte, ob ich vielleicht Slater damit anzünden sollte. Dann
fiel mir ein, daß er ja der Klient meiner Klientin war und daß ich ohne ihn im
Moment arbeitslos gewesen wäre.
    »Die Spannung wächst«,
wiederholte er voll Freude. »Ich habe schon zwei Warnbriefe bekommen .«
    »Zwei...« Sharon starrte ihn
an. »Von wem?«
    »Den einen von Ludwig Renz. Er
schreibt, daß er die Weinkrüge um jeden Preis kaufen wolle, und wenn ich
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