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Mord ist kein Geschäft

Mord ist kein Geschäft

Titel: Mord ist kein Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Darling, ich habe ja ihn nur
achtundvierzig Stunden gekannt .«
    Das
war eine gute Antwort.
    Ich
blieb auf dem Weg zu meinem Wagen einen Augenblick lang vor dem glänzenden
Rolls-Royce stehen und blickte durch das heruntergekurbelte Fenster in das
Gesicht unter der Schirmmütze. Es war zu dunkel, als daß ich seine Züge hätte
erkennen können.
    »Wie
lange ist es her, seit Sie bei der Marine waren, Kumpel ?« fragte ich.
    »Ungefähr
hundert Jahre, kommt mir jetzt vor«, brummte eine schwerfällige Stimme. »Wer
hat Ihnen das überhaupt erzählt ?«
    »Ihr
Boss«, sagte ich. »Ist er wirklich zehn Millionen wert, wie immer behauptet
wird ?«
    Die
dunkle Masse auf dem Vordersitz hob sich — wahrscheinlich handelte es sich um
ein Schulterzucken. »Ich weiß es nicht, Freund. Er hat sie mich bis jetzt noch
nicht zählen lassen .«
    Das
war eine weitere gute Antwort, fand ich. Es war die Nacht der Überraschungen,
der guten Antworten, keiner Antworten, eindeutiger Lügen, halber Wahrheiten und
keiner wirklichen Wahrheiten. Mein Hals fühlte sich an, als sei er für den
Winter mit Brettern verschalt worden, und mein Magen schmerzte. Mein Stolz
hatte schwer gelitten; und ich hatte keine Ahnung, wo ich weitermachen sollte.
Es schien mir der richtige Zeitpunkt, um nach Hause zu gehen und mich für eine
Weile niederzulegen — für zwei Wochen vielleicht.
    »In
was für einer Branche ist er denn tätig, daß er so viel Geld verdient ?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Wer
weiß ?« brummte er. »Ich fahre ihn bloß von einem Fleck
zum anderen. Dafür bezahlt er mich; deshalb kümmere ich mich auch nur um meine
eigenen Angelegenheiten .«
    »Vielen
Dank, Kumpel«, sagte ich. »Sie sind mir eine große Hilfe gewesen .«
    »Gern
zu Diensten«, sagte er liebenswürdig.
    Ich
stieg in meinen eigenen Wagen und fuhr langsam zu meinem Statussymbolhaus
zurück, jedoch ohne jede Begeisterung. Etwa eine Viertelstunde später, als ich
in die Zufahrt einbog, bemerkte ich einen ehrwürdig aussehenden MG, der auf der
anderen Seite der Straße parkte. Dann, als ich unter das Vordach trat und nach
dem Hausschlüssel suchte, hörte ich, wie die Wagentür zugeschlagen wurde und
danach das Geräusch leichter Schritte, die über die Straße eilten. Ich hatte
die Haustür eben geöffnet und die Lichter angeknipst, als sich die Schritte
hinter mir über die Zufahrt näherten.
    »Mr. Holman ?« Es war eine weibliche, leicht atemlose und
wasserklare Stimme — sie klang wie eine aus Chanel N o 5 bestehende
sachte über eine Silberstatue des Pan sprühende Fontäne.
    Es
war eine Art Stimme, wie man sie nicht sehr oft hört, jedenfalls nicht
außerhalb erfreulicher Traumphantasien. Ich drehte mich erwartungsvoll um — und
war nicht enttäuscht. Gesicht und Figur paßten zu der
Stimme, und das machte sie zu dem dreifach gefährlichen Mädchen, auf das ich
mein Leben lang gewartet hatte. Sie war dunkel, hatte glänzendes schwarzes
Haar, das wie ausgebreitete Rabenflügel von der hohen Stirn nach hinten schwang
und sich dann sozusagen in ein Phantasiegebilde dichter Locken auflöste. Ihre
Augen waren groß und schimmerten wie mit Sternen besetzter Samt; ihre Nase war
klein und gerade, der Mund voll und großzügig, das Kinn herausfordernd und
energisch. Sie sah vage nach dem auserlesenen Elfentypus aus, viel Qualität,
nicht allzuviel Quantität. Sie war eine Puppe, ein
Festessen, ein Traumboot, und ich wagte nicht, zu fragen, was sie an meiner
Türschwelle zu suchen hatte, für den Fall, daß sie sich sonst wie eine Wolke
exquisiten Parfüms in Luft auflösen würde.
    Sie
trug eine weiße Seidenbluse, die sich eng um die herausfordernde Rundung ihrer
vollen Brust schmiegte. Die Bluse steckte in himmelblauen Shorts, die wohlgerundete
Hüften umgaben und schlagartig oben an den festen Schenkeln endeten. Ihre
langen Beine waren tiefgebräunt und mußten von irgendeinem himmlischen
Glasbläser mit einem ausgeprägten Sinn für Schlankheit und Proportion
angefertigt worden sein.
    »Mr. Holman ?« Ich schloß die Augen und lauschte verträumt
auf die wasserklare Anmut ihrer Stimme. »Kann ich Sie bitte eine Sekunde
sprechen? Es ist dringend .«
    »Kommen
Sie herein .« Ich stieß die Tür weit und mit einer Geste
des Willkomms auf. »Kommen Sie herein und sprechen Sie, sprechen Sie wie ein
Wasserfall. Aber es eilt gar nicht. Lassen Sie sich soviel Zeit, wie Sie wollen. Drei Wochen, vier Wochen — soviel Sie mögen. Ich habe für die nächsten zwei Jahre

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