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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung
Autoren: Jean G. Goodhind
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in mehrere Wohnungen unterteilt hatte. Der Crescent befand sich etwa eine Meile vom Stadtzentrum entfernt, und man musste dorthin die ganze Zeit bergauf gehen. Aber die Anstrengung lohnte sich. Nachdem |41| man sich die Straße hochgequält hatte, war die Aussicht atemberaubend. Ganz Bath lag einem hier zu Füßen.
    Wie Olsen ihnen geraten hatte, gingen Honey und Steve durch das Tor neben dem Haus nach hinten. Der Pfad führte an einem schön angelegten Garten vorüber zu einem zweiten Tor, dann an einem Stallgebäude vorbei, noch einmal durch eine Pforte und schließlich auf eine Weide.
    »Geh weiter! Los! Weiter!«
    Mitten auf der Wiese stand eine Frau, die einen Longierzügel in der Hand hielt. Ein kastanienbraunes Pferd schritt mit gebeugtem Nacken und geblähten Nüstern im Kreis um sie herum. Ab und zu ließ die Frau eine lange Peitsche in einiger Entfernung von den Hufen des Pferdes leise knallen.
    Honey bemerkte den Sattel auf dem Rücken des Pferdes. »Es ist ein junges Pferd. Sie trainiert es, sodass es auf ihre Stimme reagiert und sich an das Gewicht des Sattels gewöhnt.«
    »Schlägt sie es?«, fragte Doherty.
    »Nein, das ist eine Longierpeitsche, die nur zum Trainieren von Pferden benutzt wird. Es wird dich weiterhin freuen, dass diese Peitschen meines Wissens auch noch nie dazu eingesetzt wurden, neugierige Polizisten zu verscheuchen.«
    »Da hast du recht. Gut zu wissen.«
    Doherty näherte sich der Frau mit hochgehaltenem Dienstausweis.
    »Polizei«, rief er. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Ich weiß«, rief sie zurück. »Mein Mann hat angerufen und mir gesagt, dass Sie kommen würden.«
    Während die Frau das Pferd mit dem glänzenden Fell allmählich auslaufen ließ, sah sich Honey die Ehefrau von Ferdinand dem Piraten genau an. Mrs. Olsen war ganz und gar nicht, was sie erwartet hatte. Zunächst mal hielt sie ihr hellblondes Haar mit einem braven, beinahe jungmädchenhaften schwarzen Samtband zurück. Nach allem, was Honey so gelesen hatte, trugen Piratengattinnen keine solchen |42| Samtbänder. Farbenfrohe Seidenbänder, in die wilden Locken geflochten, das war’s schon eher. Auch die Reithosen, die wattierte Jacke und das karierte Hemd waren nicht im richtigen Stil. Piratenfrauen sollten doch eigentlich wehende Gewänder mit tiefem Dekolleté anhaben, die schmale Schultern und einen bebenden Busen entblößten. Deirdre Olsen wirkte eher wie die Frau eines Gutsbesitzers. Allerdings würde sie wohl wirklich ganz gut aussehen, wenn sie sich zurechtmachte. Genau wie ich, überlegte Honey.
    Auf Deirdre Olsens Befehl trat das Pferd näher zu ihr in den Kreis.
    »Was für ein wunderschönes Pferd«, sagte Honey und streichelte die weiche Nase zwischen den aufgeblähten Nüstern des Arabers.
    »Offensichtlich ein Hengst«, kommentierte Doherty, als wüsste er Bescheid.
    »Nicht mehr lange. Er wird bald kastriert.«
    Doherty winselte. »Autsch!«
    Mrs. Olsen warf ihm ein ironisches Lächeln zu. »Keine Sorge, Herr Polizist. Wir kastrieren hier nur Pferde, keine Männer – es sei denn, jemand provoziert uns.«
    Honey wahrte die Fassung. »Ein Araber, stimmt’s?«
    »Genau«, antwortete Mrs. Olsen und linste zu Honey herüber, als wollte sie ihre reiterliche Legitimation überprüfen, mit anderen Worten: ob sie einen breiten Hintern und eine ziemlich leidenschaftslose Einstellung zur Mode hatte. Anscheinend gefiel ihr, was sie zu sehen bekam, und sie wurde ein bisschen zugänglicher.
    »Das ist das vierte Fohlen, das ich von dieser Mutter habe. Ich habe zwei Stuten und einen Wallach – seinen Halbbruder.«
    Mrs. Olsens erste Reaktion war kühl gewesen, und ihre Stimme war eiskalt. Ihre Frisur war beklagenswert, ihr Gesicht völlig ohne Make-up, die Nase leicht gerötet, und die Augenbrauen über den wasserblauen Augen waren ziemlich buschig. Mrs. Olsen besaß wunderbare Wangenknochen, |43| hatte aber irgendwann aufgehört, sich gut zu pflegen. Vielleicht war Mr. Olsen nicht mehr die Liebe ihres Lebens, und die Leidenschaft für ihn war der Leidenschaft für Pferde gewichen.
    Doherty hatte wohl das Gefühl, in dieser Pferdegesellschaft ein wenig fehl am Platze zu sein, und kam zur Sache.
    »Waren Sie am vorletzten Abend zwischen zehn Uhr und Mitternacht mit Ihrem Mann zusammen?«
    Mrs. Olsen zog die starken Brauen in die Höhe. »Mein Mann hat Ihnen doch schon gesagt, dass wir zusammen waren.«
    »Das weiß ich«, antwortete Doherty, der keinerlei Anzeichen von Ungeduld zeigte. Noch
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