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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
Autoren: Granger Ann
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keinen Unsinn, Meredith! Warum sollte die Köchin Eve etwas antun wollen?«
    »Die Signorina hat recht«, sagte eine tonlose Stimme hinter ihnen. Sie fuhren beide herum und sahen Lucia auf der Schwelle stehen, massig, schwarz gekleidet, triumphierend. »Aber ich sie nicht verletzen. Ich bringen sie in Sicherheit. Ich weiß, was sie getan hat.« Die Köchin nickte. »Ich weiß, als ich höre, der Junge ist krank, daß jemand ihm etwas gegeben. Und als er sterben, ich weiß, sie hat getan. Aber ich sage nichts. Er war ein schlechter Mensch, das war er. Er haben sie und die Kleine bedroht. Er kommen her, schreien, machen Szene. Meine Ladys, sie beide große Angst. Ich denke, vielleicht ich mache etwas, damit er weggehen. Aber dann er wird krank, und ich weiß, ich brauche nicht. Sie« – Lucia hob die Hand und wies auf Eves ausgestreckte Gestalt –, »sie hat es schon getan. Also tu ich nicht, nur warten. Ich denke nicht, daß Sie herausfinden, was sie getan hat. Und ich nicht erlauben, daß Sie sie mitnehmen und in Gefängnis stecken mit schlechten Frauen. Sie ist wie ein Vogel, so schön, Sie dürfen sie nicht in Käfig sperren. Sie dürfen nicht Schande über sie bringen. Er war so böse, dieser junge Mann, sie so zu quälen. Er sollen sterben.«
    »O nein«, flüsterte Meredith, »ich dachte, Sie sprechen über Ralph Hetherbridge. Ich hätte merken müssen …«
    »Sie nicht leiden«, sagte Lucia stolz. »Ich mache es richtig.« Sie machte kehrt und trottete aus dem Zimmer.
    »Was war es, Sie alte Hexe?« brüllte Russell und setzte ihr nach.
»Sie wird es Ihnen nicht verraten«, sagte Meredith mit tonloser Stimme. »Sie vergeuden Ihre Zeit, Peter.« Sie blickte auf das schöne, überraschte Gesicht ihrer Cousine hinunter. »Leb wohl, Eve. Es ist alles schiefgegangen, und ich hatte meinen Anteil daran. Es tut mir leid.«
Es kam ihr so vor, als weiteten die violetten Augen sich noch ein wenig mehr, als habe Eve ihre Worte gehört. Doch vielleicht war es reine Einbildung – oder ein Muskelzucken vor dem Tod.
Markby und der Krankenwagen trafen zusammen ein. Eve wurde auf einer Trage hinausgetragen, vorbei an Lucia, die unbewegten Gesichtes in der Halle saß.
»Kümmern Sie sich um die Köchin«, sagte Markby leise zu Pearce, der mit ihm gekommen war. »Nehmen Sie sie unter der Anklage fest, mit Absicht eine tödliche Substanz verabreicht zu haben – Sie wissen ja Bescheid.«
Pearce, der ein wenig grün um die Nasenspitze aussah, obwohl das keineswegs sein erster Mordfall war, ging auf Lucia zu, die verächtlich zu ihm aufsah. In diesem Moment erschien oben auf der Treppe Albie Elliott, den sie alle vergessen hatten; seine Augen quollen hervor, das Gesicht war die verzerrte Larve eines Besessenen. Er stieß einen grauenvollen, unartikulierten Schrei aus, raste die Treppe herunter, starrte mit einem wilden Blick auf die sich entfernenden Rücken der Sanitäter und warf sich dann, wüste Beschimpfungen ausstoßend, auf Lucia. Mit seinen ausgestreckten Händen packte er ihre Haare, die in dicken Zöpfen um den Kopf geschlungen waren, und riß so heftig daran, daß die Haarnadeln davonflogen. Als sie einen ihrer kräftigen Arme hochriß, um ihn abzuwehren, schlug er auf sie ein. Markby, Russell und Pearce warfen sich dazwischen.
»Ruhig, Sir, nur ruhig«, keuchte Pearce so beschwichtigend er konnte, während er mit dem sich windenden und krümmenden Elliott kämpfte. Geschickt packte er die Arme des um sich schlagenden Mannes und preßte sie an seinen Körper.
»Er ist außer sich vor Kummer«, sagte Markby. »Das habe ich schon früher erlebt. Können Sie ihm ein Beruhigungsmittel geben?« fragte er Peter Russell.
»Nur wenn er mich darum bittet.«
Aber Elliott war plötzlich still geworden und ließ sich schlaff und widerstandslos von Pearce festhalten. »Gottverdammt«, stieß er unter Tränen hervor. »Gottverdammt! Sie alle sollen verdammt sein!« Nach einem schönen milden Altweibersommer nieselte es am Tag von Eves Beerdigung, und es war kalt. Den Regenböen und dem Wind ausgesetzt, versammelten sie sich auf dem zugigen Friedhof am nördlichen Rand von Oxford. Während des Gottesdienstes am offenen Grab wurden die Worte zur Hälfte vom Verkehr verschluckt, der auf der Banbury Road vorüberbrauste.
Sie begruben Eve neben Robert Freeman. Meredith kam alles unwirklich vor. Es fiel ihr schwer zu glauben, daß Eve in diesem Sarg lag. Und es war schwierig zu begreifen, daß sie nicht plötzlich mitten unter ihnen
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