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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium
Autoren: Lindsey Davis
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Aber der Schankwirt hat es tatsächlich gesehen.«
    »Das hat er vorher geleugnet.«
    »Tja, ich habe ihm die Zunge gelockert.«
    »Das ist Ihre Aufgabe. Aber unter der Folter sagen die Leute, was Sie ihrer Meinung nach von ihnen hören wollen …«
    Amicus schaute beleidigt. »Wenn er zugibt, dass es Mord war, könnte er Angst haben, dass wir ihn als Mittäter anklagen.«
    »Ihm ist zugesichert worden, dass wir ihn nicht bestrafen, wenn er die Wahrheit sagt. Ach, gehen Sie doch zum Prokurator, Falco!«, stieß Amicus aus. »Bitten Sie ihn, Ihnen den Beweis zu zeigen. Dagegen werden Sie nichts anführen können.« Ich fand Hilaris, der niedergeschlagen aussah. Er bestätigte, dass der Schankwirt einen Hinweis ausgespuckt hatte, auf Grund dessen es zu einer neuen Durchsuchung seiner Kaschemme gekommen war. Dann schloss Hilaris einen kleinen Wandschrank auf. Mit beiden Händen nahm er einen Gegenstand heraus und ließ ihn mit einem lauten Rums auf einen Tisch fallen. Ich hob den Gegenstand hoch: ein Torques von wahrhaft königlichem Gewicht. Ein wunderschönes, schlangenartiges Ding aus verschlungenen dicken Golddrähten, so schwer, dass der Hals des Trägers geschmerzt haben musste. Ich wünschte, ich hätte meinen Vater um Rat fragen können, aber ich schätzte, dass das Schmuckstück ganz schön alt war, vielleicht noch aus Cäsars Zeit. Die Technik der verwobenen Drähte und das Filigran auf der Schließe waren eindeutig südländisch.
    Ich seufzte. »Sag mir, dass das unter dem Diebesgut gefunden wurde, das wir der Bande abgenommen haben, Gaius.«
    »Leider nicht. Wir haben es hinter einer Wandverkleidung der Lehmflechtwand im ›Goldenen Regen‹ gefunden.«
    »Und deswegen versucht Amicus all seine Kunst an der Kellnerin?«
    »Hat er schon. Sie will nicht mit ihm reden. Die Frau wird jetzt dem Statthalter vorgeführt, wenn du mitkommen willst.«
     
    Flavia Fronta, wie sich die Zeugin jetzt nannte, wurde vor ein strenges Tribunal gezerrt: Julius Frontinus, Flavius Hilaris und mich. Wir saßen in einer Reihe auf Klapphockern, das römische Symbol für Autorität. Wohin wir gingen, nahmen wir unsere Macht, Urteile zu fällen, mit uns. Was nicht bedeutete, dass wir eine unnachgiebige Kellnerin zum Sprechen bringen konnten.
    Sie sah nicht mehr ganz frisch aus, aber ich habe schon schlimmer zugerichtete Frauen gesehen. Die Soldaten, die sie reinbrachten, hielten sie aufrecht, aber als sie sie vor dem Statthalter abstellten, blieb sie stoisch stehen. Sie hatte immer noch genug Atem, sich laut über Amicus’ Behandlung zu beschweren.
    »Du brauchst nur die Wahrheit zu sagen«, verkündete Frontinus.
    Ich fand, sie sah jetzt wie eine Lügnerin aus, die allmählich die Nerven verlor.
    »Nehmen wir nochmal deine Geschichte durch«, sagte Hilaris. Ich hatte ihn bereits in so einer Situation erlebt. Für einen ruhigen Mann besaß er einen knappen und sehr effektiven Verhörstil. »Du bist die Einzige – die einzige freie Bürgerin, deren Wort juristisch zählt –, die behauptet, dass Pyro und Spleiß Verovolcus in dem Schenkenbrunnen ermordet haben.«
    Flavia Fronta nickte unglücklich.
    »Du sagst, du hättest gehört, wie der Römer namens Florius ihnen den Befehl dazu gegeben hat?« Ein weiteres, sogar noch schwächeres Nicken. »Und als Florius die Schenke zusammen mit seinen beiden Gefährten verließ, war der Brite tot?«
    »So muss es gewesen sein.«
    »Absoluter Bockmist! Das reicht nicht.« Alle schauten mich an. Ich stand langsam auf, trat näher an die Frau heran. Mir war bei der Art, wie sie ihre Geschichte erzählte, eine neue Schwäche aufgefallen. Amicus war nicht der einzige Profi hier vor Ort. Selbst wenn es lästig ist, fährt ein guter Ermittler fort, alles zu überprüfen. »Pyro hat uns erzählt, dass Verovolcus noch am Leben war.«
    »Dann fragen Sie besser Pyro danach!«, höhnte sie. »Pyro ist tot. Die Bande hat ihn umbringen lassen.« Ich senkte die Stimme: »Bevor du glaubst, damit wärst du vom Haken, hast du noch etwas sehr Schwerwiegendes zu erklären.«
    Ich nickte Hilaris zu. Er holte den Torques hervor.
    »Flavia Fronta, wir glauben, dass du den in der Schenke versteckt hast.«
    »Der ist da eingeschmuggelt worden!«
    »Oh, das glaube ich nicht. Gut, wie der Prokurator dir gesagt hat, werden wir deine Geschichte durchnehmen. Du kannst uns jetzt alles erzählen oder zum offiziellen Folterknecht zurückgeschickt werden – der, glaub mir, mit dir noch nicht mal angefangen hat. Also los: Du
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