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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium
Autoren: Lindsey Davis
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kaiserlichen Postdienst. In Anerkennung der Forderungen der Liebe weitete er ihn auf Maia und die Kinder aus und fühlte sich dann verpflichtet, auch Helena und mich einzuschließen. Prima. Eine rasche Reise passte uns allen.
    Doch als wir uns gerade anschickten, nach Rom abzureisen, ließ uns ein Hauptbelastungszeuge im Stich. In gewisser Hinsicht hatten wir Gutes geleistet. Der öffentliche Erfolg des Angriffs auf die Bande beim Zollhaus hatte die Einheimischen beeindruckt. Daraufhin war Frontinus in der Lage, von einigen Schankwirten Aussagen über die Schutzgelderpressung zu bekommen, die Petro mit zurücknehmen und in einem Prozess benutzen konnte. Eine formelle Aussage von Julius Frontinus selbst konnte ebenfalls vor Gericht verlesen werden, sollte man Florius je den Prozess machen können. Das würde gut klingen. Aber wir hatten bereits Chloris verloren. Ihre Gefährtinnen konnten nur aussagen, dass Florius sie unter Druck gesetzt hatte, was – abgesehen von ihrem fragwürdigen Status als Gladiatorinnen – jeder Anwalt als »legitime Geschäftspraxis« abtun würde. Jeder römische Geschworene würde neidisch auf Florius’ Fähigkeit sein, Geld zu scheffeln. Während sich die Geschworenen abmühten, sich zwischen ihren Hypotheken und Gläubigern über Wasser zu halten, würde ihnen Florius wie der ideale Bürger vorkommen. Sie würden ihn freisprechen. Unser belastendster Beweis gegen ihn war die Behauptung der Kellnerin, Florius habe im ›Goldenen Regen‹ Pyro und Spleiß ausdrücklich befohlen, Verovolcus in den Brunnen zu stopfen. Ich konnte aussagen, dass ich gesehen hatte, wie Florius Chloris tötete – aber ihn wegen des Mordes an einer Gladiatorin anzuklagen, in der Arena? Also bitte! Fall abgelehnt.
    Ich wollte Frontinus davon überzeugen, anzuordnen, die Kellnerin wegen der Wichtigkeit ihrer Aussage nach Rom zu bringen. Mit ihrem schicken neuen Namen und dem aufpolierten Akzent ließ sich aus Flavia Fronta eine fast anständige Frau machen, wenn ihr Beruf als Kellnerin sie auch gesellschaftlich und juristisch ziemlich in die Nähe der Gladiatorinnen rückte. Ich war bereit, einen Anwalt zu bequatschen, Florius ein schlechtes Leumundszeugnis auszustellen, indem er darauf hindeutete, dass der miese Schauplatz für den Mord seine Wahl gewesen war, symptomatisch für einen verabscheuungswürdigen Mann, der sich ständig in dreckigen Spelunken herumtrieb. Verovolcus gehörte genau genommen zur britannischen Aristokratie, und durch die enge Verbindung des Königs mit dem Kaiser beinhaltete Verovolcus’ Ermordung einen nicht zu unterschätzenden Skandalfaktor.
    Meine ersten Zweifel tauchten auf, als ich mit Frontinus darüber sprach, ob er der Romreise der Kellnerin zustimmen würde. König Togidubnus war in seine Stammeshauptstadt zurückgekehrt; ich nahm an, dass er immer noch traurig über das Schicksal seines abtrünnigen Gefolgsmannes war, aber doch getröstet durch die Tatsache, dass wir den Fall hatten aufklären können. Doch statt mit dem König nach Noviomagus zu reisen, um dort die ihr versprochene neue Weinschenke zu eröffnen, war Flavia Fronta immer noch in Londinium.
    »Und wo ist sie?«, wollte ich vom Statthalter wissen. »Die Sache hat einen Sicherheitsaspekt.«
    »Sie ist in Sicherheit«, beruhigte mich Frontinus. »Ihre Beweise werden von Amicus überprüft.«
    Überprüft? Von dem Folterknecht?
     
    Ich ging zu Amicus.
    »Was ist los? Die Kellnerin sagte, Florius hätte befohlen, Verovolcus im Brunnen zu ertränken. Das allein wird ihn zu den Löwen schicken, wenn er je vor Gericht gestellt wird. Ihre Aussage macht sie zu unserer Hauptbelastungszeugin – aber mit allem Respekt vor Ihrer Kunst, es muss eindeutig sein, dass sie diese Aussage freiwillig gemacht hat!«
    »Es gibt Zweifel«, erwiderte Amicus mürrisch.
    »Die darf es aber nicht geben! Also, wo liegt das Problem?«
    Ich bemühte mich, meine Wut im Zaum zu halten. Ich war gereizt, musste aber unseren Fall absichern.
    Amicus erzählte mir dann, dass einer der verhafteten Männer, die er hatte bearbeiten dürfen, der Besitzer des »Goldenen Regens« war. Ich erinnerte mich an ihn von dem Abend, als Helena und ich dort etwas getrunken hatten: ein abweisender, sturer, aufsässiger Bursche.
    »Er bestätigt das, was andere mir erzählt hatten«, sagte Amicus. »Verovolcus ging der Bande auf den Sack, und Florius wollte ihn demütigen – aber ihn in den Brunnen zu stopfen war nur ein Spiel. Der Barbier hat dasselbe gesagt.
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