Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
behauptest, Florius habe zu Pyro und Spleiß gesagt ›Tut es, Jungs!‹ Dann, sagst du, haben sie den armen Verovolcus in den Brunnen gesteckt. Du hast es beschrieben; du hast mir gesagt, sein Gesichtsausdruck sei entsetzlich gewesen … Du sagst, Pyro und Spleiß hätten ihn runtergehalten – aber wenn sie das taten, wie hast du dann seinen Gesichtsausdruck sehen können?«
    »Oh … das muss gewesen sein, als sie ihn eintunkten.«
    »Verstehe.« Ich tat so, als würde ich es hinnehmen. Die Frau merkte, dass ich das nicht getan hatte. »Gut, und dann war er tot, und alle sind vor Angst geflohen?«
    »Ja. Sie sind alle weggerannt.«
    »Was haben die drei Männer gemacht? Florius, Pyro und Spleiß?«
    »Die sind auch gegangen.«
    »Direkt danach?«
    »Ja.«
    »Jemand hat uns erzählt, sie hätten gelacht?«
    »Ja.«
    »Verovolcus war also hinten auf dem Hof im Brunnen – wo war der Schankwirt?«
    »Drinnen in der Schenke. Immer, wenn es Ärger gab, hat er was anderes zu tun gefunden.«
    »Tja, das ist typisch für einen Wirt, nicht wahr? Und was war mit dir? Du bist auf den Hof gegangen, um es dir anzuschauen? Dann lass mich raten – du hast da gestanden und Verovolcus angestarrt und – hab ich Recht? – hast uns am nächsten Morgen erzählt, dass seine Füße zappelten?«
    Hilaris bewegte sich leicht auf seinem Magistratshocker. Auch er erinnerte sich daran, dass die Frau es erwähnt hatte, als wir uns die Leiche anschauten.
    Flavia Fronta beging ihren großen Fehler: Sie nickte.
    Ich durchbohrte sie mit einem wütenden Blick. »Und dann hast du – was gemacht?«
    Sie stockte, wollte es nicht erklären.
    » Du hast seinen Torques genommen, nicht wahr?« Jetzt wusste ich Bescheid. »Pyro hatte ihn nicht abgenommen, wie alle dachten. Du warst allein mit dem Briten. Er war halb ertrunken und dir ausgeliefert. Du sahst diesen schönen, sehr kostbaren Torques um seinen Hals und konntest nicht widerstehen.«
    Flavia Fronta nickte erneut. Ich kann nicht sagen, dass sie besonders niedergeschlagen wirkte. Sie war verärgert, dass ich es aus ihr rausgequetscht hatte, und sie schien zu glauben, der Diebstahl des kostbaren Halsrings sei ihr Recht gewesen.
    »Erklär uns jetzt, wie es passiert ist. Du musst Verovolcus doch zumindest teilweise aus dem Brunnen gezogen haben, um daranzukommen?«
    »Das stimmt.« Sie war nun dreister. Wir hatten den Torques. Verstellung war sinnlos. Frauen sind solche Realistinnen.
    »Verovolcus lebte noch. Er muss schwer gewesen sein und vielleicht geschwächt. Ich gehe davon aus, dass er sich gewehrt hat. Ihn da so weit wie nötig rauszuziehen muss anstrengend gewesen sein.«
    »Ich bin zwar nicht sehr groß, aber ich bin stark«, brüstete sich die Kellnerin. »Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, volle Fässer und Amphoren zu schleppen. Ich hab ihn hochgehievt und ihm den Torques runtergezerrt.«
    »Er lebte noch. Das gibst du zu?«
    »Und wie der lebte! Er hat ein großes Theater gemacht, als ich ihm das Goldding abriss.«
    Ich versuchte meine Abscheu vor ihr in Maßen zu halten. »Verovolcus sollte das Eintunken ins Wasser überleben. Aber du hattest seinen Torques gestohlen und er hatte dich gesehen, also …«
    »Mir blieb doch keine andere Wahl«, erwiderte die Kellnerin, als sei das eine idiotische Frage. »Ich hab ihn wieder in den Brunnen gestopft. Und ich hab ihn festgehalten, bis er zu zappeln aufhörte.«
    Ich drehte mich zum Statthalter und zum Prokurator um. »Ist doch immer ein gutes Gefühl, wenn man den richtigen Verdächtigen des Mordes bezichtigt, nicht wahr?« Beide schauten reumütig.
    Flavia Frontas Geständnis hatte unseren aussichtsreichen Fall gegen Florius zerstört. Mit Mord hätten wir ihn gehabt. Ihn wegen Schutzgelderpressung vor Gericht zu bringen würde schwieriger sein, und wenn sich dann noch ein paar gewiefte Anwälte einschalteten, würde das Ergebnis viel unvorhersehbarer sein.
    »Ich hätte den Torques einfach besser verstecken sollen«, grummelte die Frau.
    »Nein, du hättest ihn niemals nehmen sollen. König Togidubnus hat den Torques seinem Gefolgsmann zum Geschenk gemacht. Der König wird sich freuen, ihn wiederzubekommen. Aber für deine kleine Weinschenke im Süden sehe ich eher schwarz.«
    Die Kellnerin würde in der Arena enden. Der Tod einer reuelosen Mörderin in den Klauen von Bären oder großen Wildkatzen würde ein großer Publikumsmagnet sein. Sie schien ihr Schicksal noch nicht begriffen zu haben. Ich überließ es dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher