Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje
Autoren: Kari Köster-Lösche
Vom Netzwerk:
bitte.«
    »Moin, Nis. Ja, ja, ich verschwinde schon nach draußen. Ich ziehe ihm nur das Fell ab, dann komme ich.«
    Nach wenigen Minuten war Borg zur Stelle. Mit rot gescheuerten Händen und umgezogen. Seine Frau rümpfte wieder die Nase. Wahrscheinlich roch sie das Blut an ihrem Mann. Asmus blähte die Nüstern und nahm nichts Befremdliches wahr. Sein Geruchssinn war nicht so fein.
    »Was liegt an?«, erkundigte sich Borg und zog sich einen Stuhl an den Ofen. »Der Termin für die Hochzeitsfeier? Eilt es? Wann kommt das Kind?«
    »Borg, sei doch nicht immer so undiplomatisch, und lass die Kinder erzählen!«
    Ose und Asmus sahen sich an und mussten an sich halten, um nicht in Lachen auszubrechen.
    »Ich hoffe, wir enttäuschen euch nicht«, dämpfte Asmus die Hoffnungen. »Wir erwarten kein Kind. Stattdessen erwartet Borg eine Leiche, über die wir reden müssen.«
    »Schade! Ich hätte gern sofort die Kleidchen sortiert«, bedauerte Blaicke. »Sie sind alle noch in Ordnung. Und Borg hätte sich um die Familienwiege kümmern können. Einen neuen Anstrich braucht sie auf jeden Fall.«
    »Mutter, das hat doch noch Zeit«, erwiderte Ose ein wenig gereizt, während ihr Vater Asmus zublinzelte.
    »Wo ist die Leiche euch über den Weg gelaufen?«, fragte Borg und öffnete die Blechschachtel mit Manoli-Zigaretten, um sich eine anzuzünden.
    Das mochte Asmus an seinen künftigen Schwiegereltern: Sie waren unkonventionell. In einer Position als Klinikchirurg hätten andere eine dicke Zigarre geraucht und einen vom Wohlleben mächtigen Bauch vor sich hergetragen. Das alles traf auf Borg nicht zu. Und die wenigsten Frauen dichteten. »In der Entenkoje von Kampen. Von hinten erschossen.«
    »Und offenbar schon leicht stinkend«, fügte Blaicke hinzu.
    »Nicht schlimm, Mutter Blaicke. Ein Einschussloch, ein Austrittsloch mit wenig Blut. Ich wüsste vor allem gerne, ob er vor seinem Tod Wildente gegessen hat.«
    »Du glaubst nicht an zwei Parteien, mit Biwak und so …?«, fragte Ose überrascht. »Dieser gutgekleidete Herr hat sich doch nicht herabgelassen, am Lagerfeuer aus einer Dose zu essen!«
    Asmus wandte sich an die Hausfrau. »Das wäre ein zweites meiner Anliegen, Mutter Blaicke. Wo bekomme ich eine Dose mit Krickenten her, ohne Milliarden zahlen zu müssen? Neue Reichsmark stehen uns Polizisten noch nicht zur Verfügung.«
    »Dosenkrickenten aus Föhr? Das lass meine Sorge sein, Asmus. Die besorge ich dir, wenn es noch welche gibt. Normalerweise werden sie nur bis März verkauft. Kolonialhändler Bonde Sibbersen in Westerland hat sie immer geführt.«
    »Aber bei dem wohne ich doch«, sagte Asmus überrascht. »Dann kann ich mich selber erkundigen. Wenigstens die Dose ansehen, sollte sie meine finanziellen Möglichkeiten überschreiten.«
    »Wenn er noch eine hat, wird er sie dir aus Gedenken an seinen toten Sohn Cord und deine Aufklärungsarbeit * schenken wollen«, machte Borg geltend. »So ist er.«
    »Ja, richtig. Ich will ihn aber auf keinen Fall ausnutzen. Dann wäre es mir doch lieber, wenn du dich erkundigen könntest, Mutter Blaicke.«
    »Gewiss, Nis, gerne. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich statt mit Büchern einst mit Kriminalfällen befassen muss.«
    Borg strich ihr zärtlich über die Wange. »Das Leben schlägt manchmal sonderbare Haken, Blaicke. Wir bekommen einen Schwiegersohn, der Kriminalinspektor in Rostock war, und du kaufst eingedoste Enten, statt bei deinem Nachbarn fünf frisch geschossene zu bestellen.«
    »Nicht in dieser Jahreszeit allerdings«, ergänzte Ose. »Vergiss nicht den Entenkopf, Nis.«
    »Ja, richtig.« Asmus holte den Kopf, den er bei den nassen Kleidern gelassen hatte, und reichte ihn seinem zukünftigen Schwiegervater. »Ose sagt, dass du mit einem Zoologen korrespondierst. Ich muss wissen, um welche Art Ente es sich handelt. Es ist sehr wichtig, weil ich dadurch wahrscheinlich die Herkunft des Toten ermitteln und dem Mörder auf die Spur kommen kann. Ose weiß, dass diese Entenart nicht einheimisch ist.«
    »In Ordnung. Ich kann ihn aber nicht auf Klinikkosten fotografieren lassen …«
    »Ich male ihn ab«, sagte Asmus rasch. »Das ist nicht schwierig. Ich besitze gute Vorkriegsbuntstifte.«
    »Ich schreibe ihm noch heute«, versprach Borg. »Wenn ich dein Gemälde am Morgen erhalte, geht die Post schon am Mittag zum Festland. Ich selber werde mich als Erstes mit dem Erschossenen befassen.«
    »Sei doch so gut, und erkundige dich auch, ob der Zoologe von einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher