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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje
Autoren: Kari Köster-Lösche
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kaiseitigen Reling standen, zog Matthiesen ein stämmiges Gewehr hervor.
    »Eine Henry-Rifle«, rief der Offizier an der Reling ehrfürchtig herunter. »Donnerwetter! Hat ein Magazin für sechzehn Schuss. Wurden viele Südstaatler mit erschossen. Und Indianer.«
    »Sicher?«, fragte Asmus nach oben.
    »Aber ja doch! Hätte schon immer gern selbst eine besessen.«
    Von oben ertönte ein Pfiff.
    »Können wir ablegen?«, rief der Offizier eilfertig.
    Asmus nickte und grüßte dankend zum Kapitän hoch.
    Umgehend wiederholte sich das Signal, worauf der Dampfer vorsichtig an den Fischerbooten vorbei zum Hafen hinausmanövriert wurde.
    Hank wurden Handschellen angelegt. Dann wartete Asmus mit ihm zusammen auf den Leiterwagen, den Matthiesen organisieren wollte. Den fremden Beobachter sahen sie nicht mehr, der war spurlos verschwunden.

    Abends kam wieder Borg in der Wache vorbei. Asmus sah ihm neugierig entgegen.
    »Du sagtest, du würdest versuchen, den zweiten dieser Waldläufer zu finden, nicht wahr?«
    Asmus nickte.
    »Ich vermute, er ist schon in Amerika.« Borg ließ sich müde auf den Hocker sinken, den ihm Asmus hinschob. »Auch bei uns in der Klinik gelangen nicht immer alle Erkenntnisse zu den Leuten, die sie benötigen. Ich habe deshalb jetzt erst erfahren, dass unser Botulismustoter in einer Tasche seiner Kleidung die Fahrkarte für eine Schiffspassage der Hamburg-Amerika-Linie mit sich führte. Offenbar war er Amerikaner und wollte dorthin zurück.« Borg reichte Asmus die Fahrkarte.
    »Wir sind inzwischen zum gleichen Schluss gekommen. Die Fahrkarte in die USA bestätigt uns, dass sich Hank Christensen zu Recht fürchtete. Nicht vor den Behörden, sondern vor dieser Mafiaorganisation. Die hat die beiden Männer, die als Süddeutsche oder Schweizer durchgehenkonnten, geschickt. Vermutlich ging es darum, wie kompetent Hank Schnaps liefern würde, ohne der hiesigen Polizei aufzufallen. Vorausgesetzt natürlich, er arbeitete mit ihnen zusammen. Andernfalls hätten sie ihn wahrscheinlich ermordet. Den zweiten Mann haben wir übrigens heute in Hörnum entdeckt. Er wollte sich der Abreise von Hank vergewissern. Alles spricht dafür, dass Hank in unserem Gefängnis sicherer ist als in den Staaten. Die Todesstrafe droht ihm für Diebstahl hier nicht. Und ob wir ihm die Morde nachweisen können, steht in den Sternen.«
    »Du hast mit Leuten zu tun, da kann es einen gruseln«, befand Borg, gab Asmus einen Klaps auf die Schulter und entschwand Richtung Tür.

    Der Haft in der winzigen Zelle im Polizeigebäude versuchte Hank mit Drohungen, Rufen nach dem amerikanischen Konsul und Essensverweigerung zu entkommen.
    Asmus ließ sich nicht erweichen. Er saß mit Matthiesen zusammen und erarbeitete mit ihm das Protokoll des Falls mit allen Details.
    Hauptwachtmeister Sinkwitz betrachtete den wachsenden Stapel vollgeschriebenen Papiers und warf einen Blick hinein. Seine Miene verdüsterte sich. »Sie verrennen sich, Asmus. Wo sind die Beweise?«
    »Was den Diebstahl von Pfählen und Basaltsteinen betrifft, haben wir Petersen und Dres in Verdacht. Christensen wird sich trotzdem nicht in allen Fällen damit herausreden können, dass Petersen schuld sei, zumal dieser immer betont hat, dass er mit dem Fabrikgelände nichts zu tun habe.«
    »Tja.«
    »Noch mehr setze ich aber auf den Vergleich der Munition aus Christensens Überseekoffer mit den Kugeln, die Dres und Degenhardt töteten«, fuhr Asmus fort. »Sie sindvon einem großen Kaliber, das hier auf Sylt nicht verwandt wird.«
    »Sie werden aber nicht nachweisen können, dass nicht Petersen mit diesem Gewehr geschossen hat.«
    Asmus betrachtete seinen Vorgesetzten stumm. Er war derart feige, dass er es vorzog, einen guten Bekannten, vielleicht sogar Freund zu beschuldigen, anstatt dem Mörder und seinem Konsul die Stirn zu bieten. Schließlich sagte er: »Wir haben uns eingehend mit Petersen befasst. Er hat höchstwahrscheinlich Dücke auf dem Gewissen. Und er war es wohl, vor dem sich Dückes Mutter so sehr fürchtete. Er muss ihr Todesangst eingejagt haben. Aber schießen konnte er in der Dämmerung nicht. Seine Augen …«
    »Doch, doch, schießen konnte er sehr wohl«, widersprach Sinkwitz energisch.
    »Herr Oberwachtmeister, was ist eigentlich aus den Blättern mit den Fangzahlen von Enten in der Kampener Koje geworden? Wissen Sie das zufällig?«
    Sinkwitz spitzte die Lippen, als ob er flöten wollte, und schwieg eine Weile. »Keine Ahnung. Machen Sie also weiter. Ich
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