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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon
Autoren: Colleen McCullough
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Westen. Anschließend werde ich in Gallien bleiben, bis dort jeder mich — und Rom — als Herrn anerkennt. Denn ich bin Rom. Während mein Schwiegersohn, der sechs Jahre älter ist als ich, das nie sein wird. Nimm dich in acht, Pompeius Magnus, du bist nicht mehr lange Erster Mann in Rom. Jetzt kommt Caesar.

    Er setzte sich, den Rücken kerzengerade, das rechte Bein ausgestreckt und das linke unter das Kreuz seines Amtsstuhles geschlungen, und öffnete Pompeius’ Brief vom Sextilis.

    Ich sage es nicht gern, Caesar, aber die Wahlen für die öffentlichen Ämter lassen immer noch auf sich warten. Gut, Rom wird weiterbestehen und auch irgendeine Regierung haben, immerhin haben wir einige Volkstribunen wählen können. War das ein Zirkus! Cato hat sich eingemischt. Zuerst nutzte er seine Stellung als Prätor und Mitglied der Volksversammlung dazu aus, die Wahlen der Volksversammlung zu blockieren, dann rief er mit seiner zeternden Stimme, er werde sich sämtliche Tafeln, die die Wähler in die Körbe warfen, genau ansehen — und wenn er merke, daß ein Kandidat versuche zu betrügen, werde er ihn vor Gericht bringen. Hat das die Kandidaten erschreckt!
    Die Ursache von allem ist natürlich der Pakt, den mein Neffe Memmius, dieser Idiot, mit Ahenobarbus geschlossen hat. Noch nie in der an Bestechungen so reichen Geschichte der Konsulwahlen haben so viele Leute so viele Bestechungen ausgeteilt und empfangen! Cicero sagt schon im Scherz, es seien solche Unsummen Geld in Umlauf, daß der Zins von vier auf acht Prozent gestiegen sei. Damit hat er gar nicht so unrecht. Wahrscheinlich hat Ahenobarbus, der als Konsul die Aufsicht über die Wahlen hat — Appius Claudius kann das als Patrizier ja nicht —, einfach gedacht, er könne tun, was er wolle. Und er wollte eben meinen Neffen Memmius und Domitius Calvinus als Konsuln des nächsten Jahres. Sie alle, Ahenobarbus, Cato, Bibulus, suchen wie Hunde mit der Nase im Dreck nach einem Grund, um Dich anklagen und Dir Deine Provinzen wegnehmen zu können. Und das ist leichter, wenn sie die Konsuln und einige militante Volkstribunen gekauft haben.
    Am besten erzähle ich die Geschichte mit Cato zuerst zu Ende. Also, mit der Zeit sah es immer mehr so aus, als sollten wir nächstes Jahr weder Konsuln noch Prätoren haben; um so wichtiger war es, wenigstens Volkstribunen zu wählen. Ich meine, Rom kann auch ohne die obersten Beamten überleben. Solange der Senat die Hand auf der Kasse hat und Volkstribunen die nötigen Gesetze durchdrücken, wer vermißt da Konsuln und Prätoren? Es sei denn, wir beide sind die Konsuln, versteht sich.
    Schließlich suchten die Kandidaten für das Volkstribunat Cato geschlossen auf und baten ihn, seinen Widerstand gegen die Wahlen aufzugeben. Also wirklich, Caesar, was Cato sich einbildet! Und sie baten ihn nicht nur, sie machten ihm ein Angebot: Jeder Kandidat sollte eine halbe Million Sesterze hinterlegen (bei Cato), wenn Cato der Abhaltung der Wahlen zustimmte und sie darüber hinaus persönlich überwachte! Wenn Cato dann einen Kandidaten bei Wahlbetrügereien erwischte, sollte er ihn zu einer halben Million verurteilen. Cato war einverstanden und sehr zufrieden mit sich. Obwohl er natürlich zu klug war, das Geld zu nehmen. Statt dessen mußten sie ihm juristisch einwandfreie Schuldscheine ausstellen, damit sie ihm später nicht Veruntreuung vorwerfen konnten. Ein schlauer Hund, was?
    Schließlich kam mit nur dreiwöchiger Verspätung der Wahltag, und Cato wachte über jeden Vorgang wie ein Falke. Du mußt zugeben, daß er dazu die passende Nase hat! Er konnte einen Kandidaten des Betruges überführen und befahl ihm, seine Kandidatur zurückzuziehen und zu zahlen. Glaubte wahrscheinlich, ganz Rom würde vor so viel Integrität aufdie Knie sinken. Doch es kam anders. Die Führer der Volksversammlung toben. Sie sagen, es sei verfassungswidrig und unannehmbar, wenn ein Prätor sich unbefugt zum Aufseher von Wahlen aufspiele, statt seinem Gericht vorzusitzen.
    Die Ritter, die Helden der Geschäftswelt, können es nicht einmal ertragen, Catos Namen zu hören, während die römische Bevölkerung den halbnackten Mann mit seinem ständigen Katzenjammer für verrückt hält. Er ist doch Prätor am Gericht für Erpressung! Dort prozessiert er gegen Leute, die so mächtig sind, daß sie sogar Provinzen regiert haben — Leute wie Scaurus, gegenwärtig Mann meiner Exfrau! Ältestes Patriziergeschlecht! Und was tut Cato? Zieht Scaurus’ Prozeß endlos in
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