Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
die Länge, weil er in Wahrheit zu betrunken ist, um den Vorsitz zu führen, und wenn er auftaucht, hat er keine Schuhe an, keine Tunika unter der Toga, und seine Augen sind ganz verquollen. Ich verstehe ja, daß die Leute am Anfang der Republik keine Schuhe und Tuniken getragen haben, aber daß die damaligen Leuchten der Tugend ständig einen Kater gehabt hätten, wenn sie auf dem Forum ihren Geschäften nachgingen, ist mir neu.
    Ich bat also Publius Clodius, Cato das Leben so schwer wie möglich zu machen, und Clodius versuchte es. Doch schließlich gab er auf und sagte, wenn ich Cato wirklich treffen wollte, müßte ich Caesar aus Gallien zurückholen.
    Letzten April kaufte Publius Clodius kurz nach der Rückkehr von seiner Reise nach Galatien, auf der er seine Schulden eingetrieben hatte, Scaurus’ Haus für vierzehneinhalb Millionen! Die gegenwärtigen Immobilienpreise sind so abwegig wie die Vorstellung einer Vestalin, die überlegt, ob sie ihre Jungfräulichkeit aufgeben soll. Für ein Schränkchen mit Nachttopf bekommt man eine halbe Million. Aber Scaurus brauchte verzweifelt Geld. Seit den Spielen, die er als Aedil veranstaltete, ist er arm — und als er letztes Jahr versuchte, den einen oder anderen Sesterz von seiner Provinz zu bekommen, landete er in Catos Gericht. Wo er wahrscheinlich bleiben wird, bis Cato aus dem Amt scheidet, so langsam geht dort alles.
    Publius Clodius andererseits kommt das Geld zu den Ohren heraus. Natürlich mußte er ein anderes Haus finden, das sehe ich ja ein. Als Cicero neu baute, baute er so hoch, daß er Publius Clodius die ganze Aussicht wegnahm. Wahrscheinlich als Rache. Dabei ist Ciceros Palast ein Inbegriffdes schlechten Geschmacks. Und trotzdem vergleicht er die schöne kleine Villa, die ich an die Rückseite meines Theaterkomplexes angebaut habe, frech mit einem Beiboot im Schlepptau einer Jacht!
    Klar ist jedenfalls, daß Publius Clodius sein Geld von Prinz Brogitarius hat. Es geht doch nichts darüber, Geld persönlich einzutreiben. Ich bin ungemein erleichtert, daß Clodius dieser Tage nicht hinter mir her ist. Ich hätte nie geglaubt, daß ich die Jahre nach deiner Abreise nach Gallien überleben würde, als Clodius und seine Gladiatorenbanden mich fertigmachten. Ich traute mich ja nicht mehr aus dem Haus. Obwohl es ein Fehler war, Milo damit zu beauftragen, eine Bande gegen Clodius aufzustellen. Es setzte ihm Flausen in den Kopf. Ja, ich weiß, er ist ein Annius — jedenfalls durch Adoption —, aber er ist, wie sein Name, ein einfältiger Muskelprotz, der höchstens zum Gewichtheber taugt.
    Weißt Du, was er getan hat? Kam und fragte mich, ob ich nicht seine Kandidatur für das Konsulat unterstützen wollte! »Mein lieber Milo«, sagte ich, »das kann ich nicht! Das hieße doch zugeben, daß Du und Deine Straßenbanden für mich gearbeitet haben!« Er sagte dann, so sei es doch gewesen und was daran falsch sei. Ich mußte ziemlich grob werden, bis er ging.
    Es freut mich, daß Cicero Deinen Mann Vatinius freibekommen hat — sicher sehr zum Unwillen des Gerichtsvorsitzenden Cato! Ich glaube ernsthaft, Cato würde sogar zum Hades hinuntersteigen und Cerberus einen seiner Köpfe abhacken, wenn er dadurch Dich aus dem Weg räumen könnte. Merkwürdig an dem Prozeß war nur, daß Cicero Vatinius doch früher verabscheut hat — Du hättest hören sollen, wie der große Advokat klagte, er schulde Dir Millionen und müsse deshalb Deine Geschöpfe verteidigen! Aber als sie dann während des Prozesses die Köpfe zusammensteckten, passierte etwas. Und zuletzt waren sie wie zwei Schulmädchen, die sich eben erst kennengelernt haben und schon nicht mehr ohne einander leben können. Ein seltsames Paar, aber es ist wirklich niedlich zu sehen, wie sie zusammen kichern. Sie sind ja beide geistreiche Köpfe und beflügeln sich gegenseitig.
    Wir haben hier den heißesten Sommer seit Menschengedenken, und es regnet auch nicht. Den Bauern geht es schlecht. Und die Egoisten von Interamna haben beschlossen, einen Kanal zu graben, um das Wasser des Velinus-Sees in den Nar abfließen zu lassen und Wasser zur Bewässerung ihrer Felder zu haben. Pech war nur, daß die Rosea Rura austrocknete, sobald der See leer war — kannst Du Dir das vorstellen? Italias reichstes Weideland vollkommen verdorrt! Der alte Axius von Reate suchte mich auf und sagte, der Senat müsse sofort anordnen, daß die Einwohner von Interamna den Kanal wieder zuschütten. Ich werde das dem Senat vortragen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher