Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
notfalls durch einen meiner Volkstribunen als Gesetz durchsetzen lassen. Du und ich, wir wissen als Soldaten schließlich beide, wie wichtig die Rosea Rura für die römischen Armeen ist. Wo werden denn sonst noch so wunderbare Maultiere gezüchtet — und so viele? Dürre ist das eine, die Rosea Rura das andere. Rom braucht Maultiere, aber Interamna ist voller Esel.
    Jetzt komme ich zu etwas sehr Merkwürdigem. Catullus ist vor kurzem gestorben.
    Caesar entfuhr ein halb unterdrückter Ausruf. Hirtius und Faberius sahen beide von ihrer Arbeit auf, doch als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht bemerkten, senkten sie die Köpfe sofort wieder. Als der Schleier von seinen Augen gewichen war, las er weiter.
    Wahrscheinlich wartet ein Brief seines Vaters in Portus Itius auf Dich, aber ich dachte, Du willst es gleich wissen. Für mich war er nicht mehr derselbe, seit Clodia ihn verstieß — wie nannte Cicero sie in Caelius’ Prozeß?Medea des Palatin. Nicht schlecht, auch wenn mir die Klytämnestra zum Sonderpreis besser gefällt. Ob sie den Poeten auch in der Badewanne gemeuchelt hat? Das sagen jedenfalls alle.
    Ich weiß noch, wie wütend Du warst, als Catullus seine bösen und treffenden Schmähschriften über Dich zu schreiben begann, nachdem Du Mamurra zu Deinem neuen praefectus fabrum ernannt hattest — sogar Julia mußte beim Lesen gelegentlich kichern, und Du hast keine treuere Anhängerin als sie. Sie sagte, was Catullus Dir nicht verzeihen könne, sei, daß Du einen sehr schlechten Dichter so hoch befördert hättest. Und daß Catullus von seiner Reise nach Bithynien als eine Art Legat des dortigen Statthalters, meines Neffen Memmius, ohne einen Sesterz zurückgekehrt sei, obwohl er sich davon ungeheure Reichtümer erhofft hätte. Catullus hätte mich fragen sollen. Ich hätte ihm gesagt, aus Memmius kommt weniger raus als aus dem Hintern eines Fisches, während bei Dir schon ein einfacher Militärtribun reich belohnt wird.
    Ich weiß, Du hast die Situation gemeistert — wie Du es ja immer tust. Gott sei Dank, daß sein Vater ein so guter Freund von Dir ist, was? Er bestellte Catullus zu sich, Catullus kam nach Verona, Papa sagte, sei nett zu meinem Freund Caesar, Catullus entschuldigte sich, und dann hast Du den armen Burschen mit Deinem Charme eingewickelt wie in eine Toga. Ich weiß nicht, wie Du das fertigbringst. Julia sagt, es sei angeboren. Als Catullus jedenfalls nach Rom zurückkehrte, schrieb er keine Schmähschriften mehr. Aber er hatte sich verändert. Ich habe es selbst gesehen, weil Julia sich doch mit all diesen Dichtern und Stückeschreibern umgibt, einem unterhaltsamen Völkchen, wie ich sagen muß. Er war wie ausgebrannt, wirkte müde und traurig. Er beging nicht Selbstmord. Er ging einfach aus wie eine Lampe, die ihr Öl verbraucht hat.
    Wie eine Lampe, die ihr Öl verbraucht hat... Die Worte auf dem Papier verschwammen wieder; Caesar wartete, bis die unvergessenen Tränen getrocknet waren.
    Ich hätte es nicht tun sollen. Er war so verletzlich, und das habe ich ausgenützt. Er liebte seinen Vater und war ein guter Sohn. Er gehorchte. Ich glaubte, ich könnte seine Verwundung lindern, indem ich ihn zum Essen einlud und ihm vorführte, wie gut ich seine Werke kannte und wie sehr ich sie schätzte. Wir hatten eine so angenehme Mahlzeit. Er war so ungeheuer intelligent, wie ich es liebe. Aber ich hätte es nicht tun sollen. Ich tötete seinen animus , den Grund seines Daseins. Aber was hätte ich tun können? Er ließ mir keine Wahl. Caesar darf nicht lächerlich gemacht werden, auch nicht vom besten Dichter Roms. Er schmälerte meine dignitas , meinen Teil am Ruhme Roms. Denn sein Werk wird überdauern. Er hätte mich lieber gar nicht erwähnen sollen, als mich öffentlich lächerlich zu machen. Und das nur wegen einer Aaskrähe wie Mamurra, einem entsetzlichen Dichter und schlechten Menschen. Aber als Lieferant meiner Armee wird er hervorragend sein, und der Maultiertreiber Ventidius wird ein Auge auf ihn haben.
    Die Tränen waren gebannt, die Vernunft hatte sich behauptet. Caesar konnte weiterlesen.
    Ich wünschte, ich könnte sagen, daß es Julia gutgeht, aber in Wirklichkeit geht es ihr schlecht. Ich sagte ihr, wir bräuchten keine Kinder zu haben — ich habe zwei wunderbare Söhne von Mucia, und meiner Tochter von ihr bekommt die Ehe mit Faustus Sulla prächtig. Er ist gerade in den Senat eingetreten, der tüchtige junge Mann. Erinnert mich allerdings überhaupt nicht an Sulla, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher