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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter
Autoren: Colleen McCullough
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Legionen wie Feldherren einsetzen und ihre Chancen nützen?
    Überrascht hatte Carbo, daß Pompeius Strabos Sohn, kaum dem Kindesalter entwachsen, schon die Kühnheit hatte, drei Veteranenlegionen seines Vaters auszuheben und sich Sulla anzuschließen. Nicht daß Carbo den jungen Mann ernst nahm. Es waren die drei Veteranenlegionen, die ihm Sorgen bereiteten. Sobald Sulla über sie verfügte, würde er sie erfolgreich einsetzen.
    Carbos Quästor, der tapfere Gaius Verres, hatte die Nachricht von Pompeius’ geplantem Feldzug überbracht.
    Carbo runzelte die Stirn. »Der Bursche muß gestoppt werden, ehe er Unheil anrichtet«, sagte er. »Ich hoffe nur, Metellus Pius verläßt Liguria nicht, während ich gegen den jungen Pompeius ziehe, und die Konsuln sind Sulla gewachsen.«
    »Mit Pompeius bist du schnell fertig«, sagte Gaius Verres überzeugt.
    »Ganz meine Meinung, aber das macht ihn nicht weniger lästig«, sagte Carbo. »Schicke mir jetzt die Legaten.«
    Die Legaten waren schwer zu finden. Während Verres von einem Teil des riesigen Lagers zum anderen eilte, gingen ihm die verschiedensten Dinge durch den Kopf. Der Gedanke an Sulla ließ ihm keine Ruhe. Er war zwar noch nie mit diesem zusammengekommen — schließlich war sein Vater nur ein bescheidener Hinterbänkler im Senat, und im italischen Krieg hatte er zuerst unter Gaius Marius und dann unter Cinna gedient. Doch erinnerte er sich daran, wie Sulla bei seiner Amtseinführung als Konsul ausgesehen hatte und wie beeindruckt er damals von dessen Erscheinung gewesen war. Von Natur aus nicht kriegerisch veranlagt, hatte Verres nicht daran gedacht, sich Sullas Feldzug im Osten anzuschließen; im Rom Cinnas und Carbos ließ sich gut leben. Verres wollte sein, wo das Geld war, denn er hatte einen kostspieligen Geschmack in Sachen Kunst und war sehr ehrgeizig. Erst jetzt, als er Carbos Legaten suchte, begann er sich zu fragen, ob es nicht an der Zeit war, ins andere Lager überzuwechseln.
    Mit dem alten Jahr war Gaius Verres’ offizielle Amtszeit als Quästor zu Ende gegangen, und er hatte es Carbo zu verdanken, daß er seinen Posten noch innehatte. Carbo hatte ihn zum Quästor ernannt und war so zufrieden mit ihm gewesen, daß er seine Dienste auch im italischen Gallien nicht entbehren wollte. Als Quästor war er für die Gelder und Konten seines Vorgesetzten zuständig und hatte für Carbo beim Schatzamt die Summe von mehr als zwei Millionen Sesterzen erwirkt. Carbo sollte damit seine Soldaten bezahlen und verpflegen, außerdem sich selbst, den Legaten, Dienern und Quästoren einen angemessenen Lebensstil ermöglichen.
    Obwohl der April noch nicht vergangen war, waren bereits über anderthalb Millionen Sesterzen ausgegeben, was bedeutete, daß Carbo das Schatzamt in Kürze um mehr Geld bitten mußte. Carbos Legaten führten ein luxuriöses Leben, und er selbst bediente sich schon seit langem nach Belieben öffentlicher Gelder. Auch Gaius Verres hatte seine Hände tief in die Geldsäcke gesteckt. Bisher waren seine Unterschlagungen niemandem aufgefallen, und jetzt gab es keine Veranlassung mehr, sich zurückzuhalten. Sobald Carbo auszog, um die drei Veteranenlegionen des Pompeius niederzuschlagen, würde er verschwinden. Denn es war an der Zeit, das Lager zu wechseln.
    In der Morgendämmerung des darauffolgenden Tages zog Carbo mit vier Legionen, jedoch ohne Reiterei, gegen Strabos Sohn ins Feld. Die Sonne stand noch nicht hoch, als auch Gaius Verres aufbrach, nur begleitet von seinen Dienern. Verres folgte Carbo nicht nach Süden, sondern wandte sich nach Ariminum, wo Carbos Geld in den Gewölben eines ortsansässigen Bankiers lagerte. Nur zwei Personen waren berechtigt, das Geld zu holen: Statthalter Carbo und sein Quästor. Verres ließ sich achtundvierzig Ledersäcke mit jeweils einem halben Talent aushändigen und lud sie auf die von ihm gemieteten zwölf Maulesel. Er brauchte nicht einmal einen Grund vorzubringen, warum er das Geld holte. Die Nachricht von Sullas Landung hatte sich in Windeseile in Ariminum verbreitet, und der Bankier wußte, daß Carbo mit der Hälfte seines Heeres unterwegs war.
    Es war noch lange nicht Mittag, als Gaius Verres die Stadt mit sechshunderttausend Sesterzen aus Carbos Kriegskasse verließ. Er ritt zunächst auf einem Umweg zu seinem eigenen Anwesen im oberen Tal des Tiber und begab sich dann auf die Suche nach Sulla.
    Carbo marschierte inzwischen, ohne zu wissen, daß Verres sich aus dem Staub gemacht hatte, an der
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