Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Schlächters sei mit drei Veteranenlegionen unterwegs, und in Rom tat man alles, um eine Vereinigung der Heere von Pompeius und Sulla zu verhindern. Zwei der in der Campania stationierten Legionen unter dem Befehl von Gaius Albius Carrinas wurden in Marsch gesetzt, um Pompeius aufzuhalten. Das Gefecht war kurz und heftig und schnell entschieden. Sobald Carrinas erkannte, daß er keine Chance hatte, zog er sich eilig zurück. Große Verluste hatte er nicht zu beklagen, aber sein Respekt vor dem Sohn des Schlächters war gewachsen.
    Wie auf Flügeln eilten Pompeius’ Soldaten voran. Als sie zweihundert Meilen hinter sich gebracht hatten, erhielt jeder einige Schlucke sauren, verdünnten Weins. Schließlich erreichten sie Saepinum, und dort erfuhr Pompeius, daß Sulla nicht weit entfernt an der Via Appia lagere.
    Zuerst mußte allerdings noch eine weitere Schlacht geschlagen werden. Lucius Junius Brutus Damasippus, der Bruder von Pompeius Strabos altem Freund und erstem Legaten, wollte Pompeius in der wilden Gegend zwischen Saepinum und Sirpium aus dem Hinterhalt überfallen. Doch Pompeius sah sich in seinem grenzenlosen Selbstvertrauen erneut bestätigt: Seine Späher fanden heraus, wo Brutus Damasippus sich mit seinen beiden Legionen versteckt hielt, und Pompeius fiel ohne Vorwarnung über sie her. Mehrere hundert Männer von Brutus Damasippus kamen um, bevor es diesem gelang, in Richtung Bovianum zu fliehen.
    Pompeius hatte in drei Schlachten gesiegt, aber in keinem Fall versucht, seine Feinde zu verfolgen. Doch wenn Varro und die drei Zenturionen glaubten, er habe dies nicht getan, weil er die Gegend nicht kenne oder den Hinterhalt einer noch größeren Streitmacht befürchte, täuschten sie sich. In Pompeius’ Kopf hatte nur ein Gedanke Platz: die bevorstehende Begegnung mit Lucius Cornelius Sulla.
    Immer wieder beschwor er das triumphale Schauspiel in seiner Phantasie herauf: Zwei gottgleiche Männer mit Haaren wie Feuer und starken und schönen Gesichtszügen glitten Raubkatzen gleich von ihren Pferden und gingen gemessenen Schrittes auf einer dicht von Einheimischen und Reisenden gesäumten Straße aufeinander zu. Hinter den beiden Feldherrn standen ihre Heere, und aller Augen waren auf sie gerichtet. Zeus schritt Jupiter entgegen, Ares dem Mars, Herakles dem Milon, Achill dem Hektor. Die erste Begegnung der beiden Giganten dieser Welt, der beiden Sonnen des Universums! Die untergehende Sonne brannte zwar noch heiß und stark, aber ihr Lauf näherte sich dem Ende; die aufgehende Sonne dagegen stieg am Firmament immer höher, dem Zenit entgegen. Sullas Sonne sinkt im Westen, dachte Pompeius frohlockend, während meine Sonne im Osten aufgeht!

    Pompeius sandte Varro voraus. Er sollte Sulla grüßen, ihm von Pompeius’ Vormarsch berichten und ihm die Zahl der getöteten Feinde und die Namen der besiegten Generäle nennen. Varro sollte Sulla bitten, ihm auf der Straße entgegenzukommen, damit alle sehen konnten, daß er in friedlicher Absicht kam, um sich und seine Truppen dem bedeutendsten Mann seiner Zeit zur Verfügung zu stellen. Dem bedeutendsten Mann seiner Zeit, aber nicht dem bedeutendsten Mann aller Zeiten — soweit wollte Pompeius nicht einmal in einer blumigen Begrüßungsrede gehen.
    Pompeius hatte genau überlegt, was er tragen wollte. Zuerst hatte er beabsichtigt, sich ganz in Gold zu kleiden, doch dann waren ihm Zweifel gekommen, ob dies nicht zu protzig wirkte. Jetzt sah er sich in einer einfachen weißen Toga daherschreiten, ohne alle militärischen Auszeichnungen und nur mit dem schmalen Purpurstreif des Ritters an der rechten Schulter der Tunika. Doch würden weiße Toga und weißes Pferd nicht zu einer unförmigen Masse verschmelzen? Also wollte er die silberne Rüstung tragen, die sein Vater ihm nach der Belagerung von Asculum Picentum geschenkt hatte. In ihr gefiel er sich am besten.
    Als Gnaeus Pompeius Magnus sich schließlich von seinem Stallburschen in den Sattel des weißen Staatspferdes helfen ließ, trug er nur einen einfachen Brustpanzer aus Stahl mit schmucklosen Lederriemen und einen gewöhnlichen Helm. Nur sein Pferd hatte er herausgeputzt, denn er war Ritter der achtzehn ursprünglichen Zenturien der ersten Klasse, und seine Familie war seit Generationen Empfänger eines Staatspferdes. Das Pferd verschwand nahezu unter der Pracht seines Schmuckes, unter Silberknöpfen und Schmuckscheiben, einem mit Silber besetzten, scharlachroten Geschirr, einer bestickten Decke, unter einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher