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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter
Autoren: Colleen McCullough
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Adriatischen Küste entlang auf das Lager des Pompeius in der Nähe des Aesis zu.
    Er war so siegesgewiß, daß er sich Zeit ließ und auch keine Vorkehrungen traf, sein Kommen zu verheimlichen. Das ganze Unternehmen würde lediglich eine Übung für seine zumeist unerfahrenen Soldaten sein. Zwar klang es furchterregend, daß drei Legionen von Pompeius Strabos Veteranen sie erwarteten, aber Carbo war erfahren genug, um zu wissen, daß eine Armee nur so gut war wie ihr Befehlshaber. Und der Befehlshaber dieser Armee war noch ein Kind! Ihn zu besiegen, war deshalb ein Kinderspiel.

    Als Pompeius erfuhr, daß Carbos Truppen anrückten, stieß er einen freudigen Schrei aus und ließ sofort alle Soldaten zusammenrufen.
    »Wir brauchen unsere Heimat nicht einmal zu verlassen, um unsere erste Schlacht zu schlagen«, rief er. »Carbo kommt persönlich aus Ariminum, um gegen uns zu kämpfen. Er hat bereits so gut wie verloren! Ihr fragt, warum? Weil er weiß, daß ich euch befehlige. Vor euch hat er Respekt, vor mir nicht. Dabei sollte man doch annehmen, daß der Sohn eines Schlächters weiß, wie man Knochen bricht und Fleisch schneidet! Doch Carbo ist ein Narr! Er glaubt, der Sohn des Schlächters sei sich zu fein, um sich mit dem Handwerk seines Vaters die Hände schmutzig zu machen. Doch er täuscht sich! Das wißt ihr so gut wie ich. Wir werden ihm eine Lektion erteilen!«
    Und das taten sie denn auch. Carbos vier Legionen näherten sich dem Aesis in geordneten Reihen und warteten diszipliniert, bis Späher ausgekundschaftet hatten, wo man den Fluß, der wegen des Tauwetters in den Apenninen über die Ufer getreten war, am besten überqueren konnte. Carbo wußte zwar, daß Pompeius nicht weit unterhalb der Furt lagerte, doch seine Verachtung war derart, daß er nicht auf den Gedanken kam, Pompeius könnte ihm entgegenziehen.
    Pompeius hatte seine Streitkräfte geteilt und eine Hälfte bereits vor Carbos Ankunft über den Aesis geschickt. Er nahm Carbo in die Zange, als zwei von dessen Legionen den Fluß überquert hatten und zwei weitere Legionen sich dazu anschickten. Pompeius’ Soldaten brachen gleichzeitig aus ihren jeweiligen Verstecken hinter Büschen und Bäumen und trieben Carbos Männer vor sich her. Pompeius selbst mußte als Feldherr freilich darauf verzichten, Carbo persönlich zu verfolgen, so gern er es auch getan hätte. Wie er von seinem Vater gelernt hatte, durfte sich ein Feldherr nie weit von seinem Lager entfernen, für den Fall, daß die Schlacht eine unglückliche Wendung nahm und ein rascher Rückzug erforderlich wurde. Pompeius mußte also zusehen, wie Carbo und sein Legat Lucius Quinctius die beiden Legionen, die auf der anderen Seite des Flusses verblieben waren, sammelten und mit ihnen nach Ariminum zurückkehrten. Auf Pompeius’ Seite überlebte kein Soldat des gegnerischen Heeres. Der Sohn des Schlächters verstand sein Handwerk also noch besser als sein Vater!
    Er stieß einen triumphierenden Schrei aus. Jetzt war es an der Zeit, Sulla entgegenzuziehen.
    Zwei Tage später brach Pompeius mit seinen drei Legionen auf. Er saß auf einem großen Schimmel, dem »Staatspferd« seiner Familie, wie er sagte — einem Pferd also, das der Staat bezahlte. Die Armee zog durch Gebiete, die noch vor wenigen Jahren erbittert gegen Rom gekämpft hatten; hier wohnten die südlichen Picenter, die Vestiner, die Marrukiner und die Frentaner, jene Völker, die danach gestrebt hatten, die italischen Bundesgenossen aus der langen Abhängigkeit von Rom zu befreien. Für ihre Niederlage war hauptsächlich Lucius Cornelius Sulla verantwortlich, dem Pompeius nun entgegenzog. Dennoch versuchte niemand, das Vorrücken der Armee zu behindern; einige ließen sich sogar als Soldaten anwerben, denn die Kunde, daß Pompeius Carbo geschlagen hatte, eilte ihm voraus. Der Kampf um Italien war verloren, und nun wollte man lieber auf der Seite Sullas stehen als auf der Seite Carbos.
    In bester Stimmung verließen Pompeius’ achtzehntausend Veteranen in Buca die Küste und marschierten auf einer gut ausgebauten Straße nach Larinum. Zwei Wochen später trafen sie in der blühenden kleinen Stadt inmitten reicher Felder und Wiesen ein. Nicht einmal der aufmerksame Varro nahm den versteckten Haß in den Blicken der Bürger und Frauen wahr, die Pompeius willkommen hießen und ihn mit sanftem Druck zum Weitermarschieren drängten.
    Nahe bei Larinum kam es erneut zum Kampf. Carbo hatte sofort nach Rom gemeldet, der Sohn des
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