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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter
Autoren: Colleen McCullough
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die Achsen der Wagen auf ihre Festigkeit prüfen, indem er sie etwa in vollem Tempo über die holprige Furt unterhalb des Lagers jagte. Alles mußte vollkommen sein.

    Zwölf Tage nachdem Pompeius begonnen hatte, seine Truppen zusammenzustellen, kam Nachricht aus Brundisium: Sulla marschiere auf der Via Appia Richtung Rom und werde in jedem Dorf und in jeder Stadt jubelnd empfangen. Der Bote berichtete Pompeius auch, Sulla habe seinen Soldaten einen persönlichen Treueid abverlangt. Wer in Rom je an Sullas Entschlossenheit gezweifelt hatte, daß er einer künftigen Verfolgung wegen Hochverrats zuvorkommen werde, wurde eines Besseren belehrt: Jetzt, da Sullas Heer geschworen hatte, dem Feldherrn auch gegen Rom die Treue zu halten, schien der Krieg unausweichlich.
    Sullas Soldaten, fuhr der Bote fort, hätten ihrem Feldherrn ihr ganzes Geld angeboten, damit er, während sie durch Calabria und Apulia zogen, für jedes Weizenkorn und alles Gemüse und Obst, das sie verzehrten, bezahlen könne. Kein Groll der Bauern sollte das Kriegsglück ihres Feldherrn verderben. Es sollte kein Blutbad geben und keine verwüsteten Felder, keine Vergewaltigungen und keine hungernden Kinder. Alles sollte nach Sullas Wunsch geschehen, und er könnte sie später entlohnen, wenn er Herr über Italien und Rom war.
    Pompeius war enttäuscht, daß der Süden der Halbinsel Sulla mit solchem Jubel empfing. Er hatte gehofft, Sulla werde in Schwierigkeiten geraten und ihn dringend brauchen, wenn er mit seinen drei Legionen bei ihm eintraf. Damit war jetzt nicht mehr zu rechnen, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Pläne der Situation anzupassen.
    »Wir marschieren an der Küste bis Buca, dann landeinwärts nach Beneventum«, sagte er zu den drei Zenturionen, die seine Legionen befehligten. Befehlshaber der Legionen hätten eigentlich adlige Militärtribunen sein müssen. Pompeius hätte solche auch gefunden, doch hätten sie sein Recht, eine Armee zu befehligen, in Frage gestellt. Deshalb hatte er es vorgezogen, seine Offiziere aus seinen eigenen Leuten zu wählen, auch wenn gewisse hochgeborene Römer dies bestimmt beanstanden würden.
    »Wann brechen wir auf?« fragte Varro.
    »Acht Tage vor Ende des Monats April.«

    Da betrat Carbo den Schauplatz, und Pompeius mußte seine Pläne nochmals ändern. Gnaeus Papirius Carbo, zweimaliger Konsul Roms und jetziger Statthalter über das italische Gallien, lagerte mit seinen acht Legionen und seiner Reiterei vor den Toren Ariminums am Adriatischen Meer. Die Stadt lag strategisch sehr günstig: Von dort konnte Carbo in drei Richtungen vorrücken: auf der Via Aemilia durch das italische Gallien in Richtung der westlichen Alpen, entlang der Adriatischen Küste nach Brundisium und auf der Via Flaminia nach Rom.
    Seit achtzehn Monaten wußte er, daß Sulla kommen würde, und dann mußte er nach Brundisium. Andererseits gab es in Rom immer noch zu viele Männer, die sich zu gegebener Zeit Sulla anschließen würden, obwohl sie vorgaben, völlig neutral zu sein. Diese Männer waren in der Lage, die derzeitige Regierung zu stürzen, deshalb kam auch Rom als Ziel in Frage. Carbo wußte außerdem, daß Metellus Pius das Ferkel in Liguria gelandet war. Metellus befehligte zwei gute Legionen, die er mitgenommen hatte, als er von Carbos Anhängern aus der Provinz Africa vertrieben worden war. Er würde sich bestimmt Sulla anschließen, sobald er von dessen Ankunft erfuhr, und dadurch wurde auch das italische Gallien verwundbar.
    Sechzehn Legionen standen zwar in der Campania, viel näher bei Brundisium als Carbos Truppen. Doch wie verläßlich waren die Konsuln dieses Jahres, Norbanus und Scipio Asiagenus? Ende des vergangenen Jahres war er von zwei Dingen überzeugt gewesen: daß Sulla im Frühjahr ankommen werde und daß Rom Sulla eher Widerstand leisten werde, wenn er, Carbo, nicht dort war. Deshalb hatte er dafür gesorgt, daß seine beiden treuen Anhänger Norbanus und Scipio Asiagenus zu Konsuln gewählt wurden, und sich dann selbst zum Statthalter des italischen Gallien ernannt, um von dort die Lage kontrollieren zu können. Zumindest theoretisch hatte er eine gute Wahl getroffen: Weder Norbanus noch Scipio Asiagenus konnten auf Sullas Gnade hoffen. Norbanus war ein ehemaliger Klient des Gaius Marius, Scipio Asiagenus war während des Bundesgenossenkrieges als Sklave verkleidet aus Aesernia geflohen, wofür Sulla ihn verachtete. Aber waren die beiden stark genug? Würden sie ihre sechzehn
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