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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter
Autoren: Colleen McCullough
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Terentius Varro und bin ein Sabiner.«
    »Ein Sabiner wie wir? Na, das ist jedenfalls schon lange her.« Er deutete mit seiner schwieligen Hand auf Pompeius. »Sieh ihn dir an! Wie haben wir auf diesen Tag gewartet, Sabiner. Ist er nicht der Busenfreund der Götter?«
    Varro lächelte. »Ich würde es zwar anders ausdrücken, aber ich weiß, was du meinst.«
    »Ah! Du bist nicht nur ein Herr mit drei Namen, du bist auch noch gebildet. Wohl ein Freund von ihm?«
    »Möglich.«
    »Und was treibst du, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen?«
    »In Rom bin ich Senator, in Reate züchte ich Stuten.«
    »Stuten? Keine Maulesel?«
    »Es ist einträglicher, Stuten zu züchten als ihre gemischte Nachkommenschaft. Ich besitze Land in der Rosea Rura und auch einige Zuchtesel.«
    »Und wie alt bist du?«
    »Zweiunddreißig.« Varro amüsierte sich königlich.
    Plötzlich hörte der Riese auf zu fragen. Er legte sich so hin, daß er den Ellbogen auf die Stufe über ihm aufstützen konnte, dann streckte er seine langen Beine aus und kreuzte sie. Fasziniert sah der schmächtige Varro schmutzige Zehen, die fast so lang waren wie seine Finger.
    »Und wie heißt du?« fragte er und fiel dabei unwillkürlich in die lokale Mundart.
    »Quintus Scaptius.«
    »Hast du dich anwerben lassen?«
    »Alle Kriegselefanten Hannibals hätten mich nicht davon abhalten können.«
    »Dann bist du ein Veteran?«
    »Ich bin als Siebzehnjähriger in die Armee seines Vaters eingetreten. Das war vor acht Jahren, aber ich habe schon an zwölf Feldzügen teilgenommen, ich müßte also nicht mehr dienen, wenn ich nicht wollte.«
    »Aber du willst?«
    »Hannibals Elefanten, Marcus Terentius, Hannibals Elefanten!«
    »Dann bist du wohl Zenturio?«
    »Vielleicht in diesem Feldzug.«
    Während sie sich unterhielten, blickten Varro und Scaptius unverwandt auf Pompeius, der vor einem der Tische stand und immer wieder Männer aus der Menge freudig begrüßte.
    »Er sagt, er will noch diesen Monat losmarschieren«, sagte Varro, »aber das kann ich mir nicht vorstellen. Zugegeben, er hat erfahrene Soldaten, aber woher bekommt er Waffen und Rüstungen? Woher Lastesel, Wagen und Nahrungsmittel? Und woher das Geld, um alles zu finanzieren?«
    Scaptius grunzte, offensichtlich amüsiert. »Darum braucht er sich nicht zu sorgen! Als der Krieg gegen die Italiker ausbrach, teilte sein Vater Waffen und Rüstungen an uns alle aus, und nach seinem Tod befahl der Junge uns, sie zu behalten. Jeder bekam einen Maulesel, und die Zenturionen erhielten Karren und Ochsen, damit wir bereit sein würden, wenn es wieder soweit war. Und in unseren Speichern lagern genug Weizen und andere Nahrungsmittel; unsere Frauen und Kinder werden also nicht verhungern.«
    »Und das Geld?« fragte Varro leise.
    »Geld?« Scaptius schnaubte verächtlich. »Wir haben seinem Vater gedient, ohne viel Geld zu bekommen. Früher gab es nicht viel Geld. Wenn er welches hat, wird er es uns geben. Wenn nicht, kommen wir auch ohne aus. Er ist ein guter Herr.«
    »Ich weiß.«
    Varro verfiel wieder in Schweigen und betrachtete Pompeius mit neuem Interesse. Die Unabhängigkeit Pompeius Strabos im Bundesgenossenkrieg war zur Legende geworden: Er hatte es verstanden, seine Legionen zusammenzuhalten, auch wenn ihm befohlen worden war, sie aufzulösen, und dadurch den Lauf der Ereignisse in Rom beeinflußt. Als Cinna nach dem Tod des Gaius Marius die Bücher der Schatzkammer durchgesehen hatte, hatte er festgestellt, daß keine größeren Beträge ausbezahlt worden waren. Jetzt wußte Varro auch, warum Pompeius Strabo gar nicht daran gedacht hatte, seine Truppen zu bezahlen. Warum auch, wenn sie ihm praktisch gehörten?
    In diesem Augenblick verließ Pompeius seinen Platz vor dem Tisch und kam zu ihnen.
    »Ich muß los, um einen Lagerplatz zu finden«, sagte er zu Varro. Dann grinste er den Herkules an Varros Seite breit an. »Wie ich sehe, bist du früh eingetroffen, Scaptius.«
    Scaptius erhob sich schwerfällig. »Ja, Magnus. Ich gehe jetzt nach Hause und hole meine Rüstung.«
    Alle nannten ihn also Magnus! Varro stand auf. »Ich komme mit dir, Magnus.«
    Die Menge zerstreute sich, und nach und nach kehrten die Frauen wieder auf den Marktplatz zurück. Die Händler konnten nun endlich ihre Marktbuden aufstellen, und Sklaven schleppten die Waren herbei. Berge schmutziger Wäsche wurden auf dem Pflaster um den großen Brunnen vor dem Schrein der Laren abgeladen, und zwei Mädchen schürzten die Röcke und wateten in
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