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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras
Autoren: Colleen McCullough
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in seinen goldenen Kleidern und mit seinem juwelenverzierten Bart sehen? Dann bestelle ihn doch nach Rom! Er wird mehr als entzückt sein, seine Bekanntschaft mit einigen unserer fortschrittlicheren Damen zu erneuern — sie weinen ihm immer noch nach.«
    Marius und Sulla brachen in Gelächter aus, noch ehe Rutilius Rufus ans Ende seiner leidenschaftlichen Rede kam, und plötzlich war die Anspannung, unter der der Abend bisher gelitten hatte, der Unbefangenheit und Harmonie gewichen.
    »Du willst dir König Mithridates ansehen«, sagte Sulla. Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Die Augenbrauen zuckten, und Marius grinste. »Nein wirklich! Wie kommst du darauf, Lucius Cornelius?«
    »Ich kenne dich doch, Gaius Marius. Du bist ein gottloser alter Furz! Die einzigen Gelübde, die ich dich je habe ablegen hören, hatten damit zu tun, daß du Legionären oder eingebildeten Kriegstribunen in den Hintern treten wolltest. Es gibt nur einen Grund, warum du deinen dicken alten Wanst in die anatolische Wildnis schleppen würdest, und der ist, selbst nachzuschauen, was in Kappadokien vor sich geht und was genau König Mithridates damit zu tun hat.« Sulla lächelte so froh wie seit vielen Monaten nicht mehr.
    Marius sah erschrocken Rutilius Rufus an. »Hoffentlich bin ich nicht für jedermann so leicht zu durchschauen wie für Lucius Cornelius! «
    Jetzt mußte Rutilius Rufus lächeln. »Ich glaube kaum, daß irgendwer deine Absicht auch nur ahnt«, sagte er. »Selbst ich habe dir geglaubt — du gottloser alter Furz!«
    Unwillkürlich, wie es Rutilius Rufus schien, drehte sich Marius’ Kopf zu Sulla zurück, und dann waren sie auch schon dabei, eine großartige neue Strategie auszutüfteln. »Das Problem sind unsere völlig unzuverlässigen Informationsquellen«, sagte Marius eifrig. »Ich meine, seit Jahren ist doch kein fähiger Mann mehr in diesem Teil der Welt gewesen. Emporkömmlinge haben es bis zum Prätor gebracht, und von denen traue ich keinem zu, einen verläßlichen Bericht abzuliefern. Was wissen wir eigentlich mit Sicherheit?«
    »Sehr wenig.« Auch Sulla war ganz bei der Sache. »Galatien ist ein paarmal überfallen worden, von Nikomedes im Westen und von Mithridates im Osten. Dann, vor ein paar Jahren, heiratete der alte Nikomedes die Mutter des kleinen Königs von Kappadokien — sie war damals die Regentin, glaube ich. Und Nikomedes nannte sich dann König von Kappadokien.«
    »So ist es«, nickte Marius. »Ich nehme an, er war nicht erfreut, als Mithridates die Mutter ermorden ließ und das Kind wieder auf den Thron setzte.« Er lachte leise. »Aus war’s mit König Nikomedes von Kappadokien! Ich weiß nicht, wie er glauben konnte, Mithridates würde der Heirat tatenlos zusehen — die ermordete Königin war immerhin Mithridates’ Schwester!«
    »Und ihr Sohn regiert immer noch. Er heißt — ach, sie haben so exotische Namen! Ariarathes?«
    »Schon der siebte Ariarathes, um genau zu sein«, sagte Marius.
    »Und was geht deiner Meinung nach jetzt dort vor?« Sullas Neugier war durch Marius’ offensichtliche Kenntnis der schwierigen östlichen Verhältnisse geweckt worden.
    »Ich weiß es nicht genau«, antwortete Marius. »Wahrscheinlich nichts, was über die normalen Streitereien zwischen Nikomedes von Bithynien und Mithridates von Pontus hinausginge. Aber ich schätze, er ist ein interessanter Bursche, dieser junge König Mithridates von Pontus. Ich würde ihn gerne kennenlernen. Schließlich, Lucius Cornelius, ist er kaum älter als dreißig, aber er hat sein Territorium schon von Pontus auf die wichtigsten Gebiete um das Schwarze Meer ausgedehnt. Ich spüre ein Kribbeln unter der Haut. Ich habe das Gefühl, er wird Rom noch Ärger machen.«
    Publius Rutilius Rufus hielt es für höchste Zeit, sich auch an dem Gespräch zu beteiligen. Er stellte seinen Weinbecher mit einem lauten Knall auf dem Tisch vor seiner Liege ab und ergriff das Wort: »Du glaubst wahrscheinlich, daß Mithridates ein Auge auf unsere Provinz Asia geworfen hat.« Er nickte bedächtig. »Eigentlich ein naheliegender Gedanke. Die Provinz ist ungeheuer reich! Und das zivilisierteste Land der Welt! Griechisch, noch bevor die Griechen griechisch waren! Homer lebte und schrieb in unserer Provinz Asia, könnt ihr euch das vorstellen?«
    »Ich könnte es mir wahrscheinlich viel besser vorstellen, wenn du dich selbst auf der Lyra begleiten würdest«, lachte Sulla.
    »Aber jetzt im Ernst, Lucius Cornelius! Für König Mithridates ist
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