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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer
Autoren: Jan Birck
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worden sein, wo jetzt eure X-Plorer rumschleicht …«.
    »Is mir bekannt …«
    »Aber, was euch eben keiner gesagt hat, ist, was die Legende noch so alles erzählt: nämlich, dass unsere Insel damals natürlich noch von Indianern besiedelt war. Und die ham den dusseligen Spaniern, die auf der Sandbank festsaßen, ihre Ladung wieder abgejagt!«
    Joey nimmt einen Schluck aus seiner Dose Budweiser, blickt seinen dicken Kameraden Ernie an und grinst: »Tja, alles umsonst! Ihr werdet hier nur noch rostiges Eisen finden … hihi!«
    Das allerdings klingt gar nicht so abwegig, und Ernie versinkt in betretenes Schweigen. Aber dann fällt ihm doch noch was ein: »Verrät uns deine blöde Legende dann vielleicht auch was über dieses englische Schiff, diese Blackbird?«
    »Nee«, antwortet Joey, »aber ich kanns mir denken!« Er gönnt sich einen weiteren Schluck und macht eine Pause, um seiner Theorie mehr Gewicht zu verleihen.
    »Na?!«, fragt Ernie, ungeduldig geworden.
    »Ganz einfach. Die Legende verrät nämlich noch ’n weiteres wichtiges kleines Detail: Die Indianer hatten dem Gold ’nen ordentlichen Zauber verpasst!«
    »Und was hat das nun mit dem Engländer zu tun?«
    »Na ja … Wer immer hinter ihrem Gold her is, den wird Huracan jagen. Das is der Sturmgott der Wilden. Er wird jeden, der gierig auf das Zeug is, für immer und ewig zum Gefangenen seiner verdammten Gier machen! Und genau das is eben nich nur dem Spanier, sondern auch dem Engländer passiert! Sind beide auf der Sandbank gelandet, wo sie für immer festsitzen. Die Blackbird war also ziemlich wahrscheinlich ’n früherer Schatzjäger. Erfolglos natürlich, weil das Gold ja längst nich mehr in der gesunkenen Galeone war. Trotzdem is der Engländer aber hinter dem Gold her gewesen und deshalb von Huracan genau dorthin gepustet worden, wo auch schon der Spanier abgesoffen ist. Und wo auch eure X-Plorer hier …«, er tätschelt das Helikopterdeck mit der flachen Hand, »… untergehn wird! So einfach is das! Müsst nur auf uns hier von der Insel hör’n.«
    Offensichtlich ist Ernie nun doch ein wenig mulmig zumute geworden. Jedenfalls scheint es ihm endgültig die Sprache verschlagen zu haben. Die beiden sitzen schweigend da, glotzen hinaus über den Golf von Mexiko und widmen sich ihren Bierdosen.
    Steven will sich gerade zurückziehen, als der Dicke plötzlich doch noch trotzig sagt: »So ’n Quatsch!«
    Aber der Kleine lacht und setzt sogar noch einen drauf:
    »Is kein Quatsch, Ernie. Du hast doch auch vor’n paar Tagen den alten Grumble dort draußen gesehen, wie er da im Meer rumsteht, rausglotzt und den Sturm herbeigrölt, oder nich? Und diesmal, Ernest, diesmal hat er dabei die ganze Zeit eure X-Plorer angestarrt!«
    »Pah!« Ernie winkt ab. »Der Alte ist doch nur’nverwirrter Hippie. Ein Irrer. Und außerdem, ha, das ist es! Weshalb sollte er das denn überhaupt noch tun, wenn das Gold angeblich verschwunden ist? Na?«
    Joey muss nachdenken.
    »Siehst du!«, fährt Ernie fort. »darauf hast du keine Antwort mehr. Also ist das Gold noch da! Und jetzt hat Ben eben die Konzession, das Zeug auszubuddeln, und ihr Weicheier von der Insel hier habt seit Generationen davor gesessen wie der Hase vor der Schlange. Nur wegen einer albernen Legende über irgendeine Schamanenzauberei! Es gibt ja nicht mal mehr einen Indianerstamm auf der Insel hier! Jetzt könnt ihr euch nur noch ein paar Dollar bei Ben verdienen. Als Taucher, so wie du. Na ja, mir soll’s recht sein.«
    Der Kleine schweigt beleidigt, aber dann brummt er kaum hörbar: »Einen letzten Indianer gibt’s hier noch: den alten Häuptling Grumble!«
    »Wenn er überhaupt einer ist, Joey!«
Zurück im Haus am Strand, Sonnendeck

    Die darauffolgenden Tage könnten faul und ruhig verlaufen, aber das, was dieser Joey erwähnt hatte, lässt Steven nicht mehr los.
    Wenn er dann während der Mittagsstunden in der Hängematte unter dem Vordach der Veranda baumelt, hört Steven sogar die Ankerkettenstimme des alten Grumble. Nur ein Flüstern zwischen dem Rascheln der Palmkronen:
    »Seven Waves   … Seven Waves   … Seven Waves   …«
    Er versucht, sich abzulenken, schnorchelt im glasklaren, tropenwarmen Wasser zwischen glitzernden Fischschwärmen und braunen Manta-Rochen hindurch oder lässt sich an Delfine heranschwofen, wenn sie besonders nah am Strand vorbeischwimmen.
    Abends mischt er sich unter die Gäste der alten Strandbar, die nicht weit entfernt aus dem Grün der Insel lugt.
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