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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
Autoren: Simon Higgins
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Lüge! Statt dessen hatte er eine
kleine Kiste Gold bekommen. Dazu eine Ankündigung, die ihm das Blut in den Adern zum Kochen gebracht hatte. Dieser höllische Erlass.
    Denn kaum hatte er Gefallen an seinem Sieg gefunden, hatte sich der Shogun eine von ihm so genannte neue Vision zu eigen gemacht. Der Traum eines neuen, friedlichen Japan, ein Reich der Kunst und der blühenden Kultur … wie ein Garten voller Blumen, hatte es in dem Erlass geheißen. Ein Land, das im Gleichgewicht sein sollte, das weder in seine Nachbarländer eindringen würde noch Neuankömmlinge wie die merkwürdigen Barbaren vom anderen Ende der Welt Ein fluss gewinnen lassen würde. Silberwolf und seine wagemutigsten Verbündeten erhielten den Befehl, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Empörend! Ihren Stolz vergessen? Vergessen, wofür diese Rüstung stand?
    Die Meinungsänderung ihres neuen Anführers hatte sie tiefer getroffen als das Schwert irgendeines Feindes. Sie hatten ihm seine Macht verschafft, und als er sie besaß, hatte er ihr Kriegerblut beleidigt.
    Der Kaiser würde na türlich nie eingreifen, um alles wieder richtigzustellen. Obwohl er wie ein lebender Gott verehrt wurde, war er tatsächlich ein Tiger ohne Zähne, nichts als eine Repräsentationsfigur, der nie je manden mit einer Armee im Rücken herausfordern würde.
    Nein, das war Silberwolfs Aufgabe. Seine Augen richteten sich wieder auf sei ne Rüstung. Ein Kunstwerk! Nicht mehr lange! Nicht wenn alles richtig verlief.

    Wieder schritt er in seinem Zimmer auf und ab. Er fühlte sich nicht wie ein Verräter, wie ein Abtrünniger, der eine Rebellion anzettelte. Nein. Er war der Retter! Es war ihr sogenannter größter militärischer Führer, der jeden Edlen verraten hatte, jeden Samurai im Land. Welcher verdienstvolle Shogun konnte ein Ende des Geburtsrechts auf Kampf wollen?
    Gelassenheit! Frieden! Solche Dinge waren nichts für Krieger! Voller Verachtung knirschte Silberwolf mit den Zähnen. Der Titel des Shogun bedeutete ›Oberbefehls haber, der Barbaren unter drückt‹. Und dennoch wa ren es jetzt die Barbaren, die Silberwolf helfen würden, diesen Narren von Shogun zu unterwerfen. Es war sei ne Pflicht, den Verräter zu entfernen. Ihn zu ersetzen. Den Stolz wiederherzustellen.
    Er stellte sich seine neuen, fremden Verbündeten vor. Ihre runden Gesichter, die unheimlichen blauen Augen, die fremdartigen Gewänder. Erst we nige seiner Landsleute hatten diese Männer aus dem fernen Westen getroffen, die sich selbst Europäer nannten. Er lächelte grimmig. Die wenigsten würden sie treffen wollen, wenn sie erst erfuhren, dass sie nicht jeden Tag badeten wie die Japaner. Noch schlimmer, sie aßen ihre Mahlzeiten nicht mit Stäbchen wie zivilisierte Menschen, sondern mit einem Messer - einer Waffe - und mit ihren bloßen Händen.
    Diese barbarischen Händler, denen es nur um Geld und Geschäfte ging, hatten jetzt schon gie rig ihren Anteil ausgehandelt. Aber bevor er nut zen konnte, was sie ihm verkauft hatten, um den Shogun zu stürzen,
musste noch ein Hindernis beseitigt werden. Der Shogun war nicht einfach ein Kriegsherr wie die anderen, den man leicht mit ei nem Überraschungsangriff oder einem zeitlich raffiniert platzierten Verrat stürzen konnte. Seine Geheimleute waren auch keine Amateure; sie waren mit aller Wahrscheinlichkeit die besten Kriegszauberer, die es gab.
    Silberwolfs zerfurchtes Gesicht zog sich zusammen, die lange Narbe auf seiner linken Wange spannte sich. Der Orden des Grauen Lichts. Seit Generationen waren sie die geheimen Verteidiger des Shoguns, seines Lebens und sei nes Amtes. Nur eine Handvoll Lords hatten überhaupt von ihnen gehört. Es ging das Gerücht, dass ihr Name allein schon eine Warnung war, dass sie nicht der normalen Welt angehörten, dass sie wie Geister zwischen Dunkelheit und Tageslicht existierten. Wie der Schatten des Zwielichts und das Grau am frühen Morgen, waren ihre Fähigkeiten und Methoden von Mystik und Aberglaube verschleiert. Aber ihre Agenten waren aus Fleisch und Blut und sie würden sicher auf seine neue Waffe reagieren, und das noch bevor sie gebaut worden wäre. Er nickte erleichtert. Wenigstens waren sie nicht die einzigen Spione im Land, und die meisten anderen, die Krieger der Schattenclans, würden jedem dienen, der sich ihre deftigen Honorare leisten konnte.
    Sein Blick wanderte zurück zu dem Gestell mit seinen Schwertern. Wenn sein Schmied die Pläne erst ausgeführt haben würde, würde keine noch so große
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