Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
Autoren: Simon Higgins
Vom Netzwerk:
Tag aus. Dann bereite deine Werkzeuge und Kleider für deine erste Mission vor.
    In der Ferne hörte er durch die dünnen hölzernen Wände und die Papierschiebetüren wieder Bruder Eagles Stimme, auch wenn seine Worte undeutlich waren. Sie kamen aus der kleinen Küche des Klosters
und mit ihnen das Zischen einer Herdplatte und der Geruch von Frühlingszwiebeln, die darauf leise brutzelten. Dann hörte er Heron sprechen. Ihr Ton war ungewöhnlich scharf. Moon stand auf und streckte sich. Sein Magenknurren sagte ihm, dass das Abendessen gerade recht kam.
    Er blickte zu dem schmalen Fenster, das sich hoch oben an einer Wand seines Zimmers befand. Drau ßen war es schon dunkel, demnach hatte er die Gelegenheit, das zweite Furube des Tages anzustimmen, verpasst. Moon seufzte. Das Zitieren des Sutra, das Eintauchen in sei ne Stille sollte jeden Morgen und jeden Abend durchgeführt werden, und außerdem bevor man eine neue Aufgabe in Angriff nahm.
    Er verzog das Gesicht zu einem schlauen Grinsen. Er war ermahnt worden, es nie auszulassen, damit es nicht zu einer schlechten Angewohnheit würde. Aber wenn er jetzt einmal aussetzte, nur dieses eine Mal am Abend ausfallen ließ, wer würde es erfahren? Groundspider und seinem riesigen Appetit auf dem Weg in die Küche zuvorzukommen, war jetzt sicher wichtiger. Groundspider konnte mit seinem Hunger einen Sumo-Ringer schlagen, vielleicht sogar zwei.
    Moon schob die Tür beiseite, schlüpfte in den abgedunkelten Korridor und ging den verführerischen Küchendüften nach.
    Jetzt ka men Ingwer, Pi nienkerne und Rettich in Scheiben auf die heiße Platte, und der Erste an dem langen, niedrigen Tisch würde natürlich die frischeste, größte Portion bekommen. Er war nur noch zwei
Schritte von der Küche entfernt, als er hörte, dass Heron seinen Namen nannte. Moonshadow blieb stehen, lauschte und hoffte, sie und Eagle wären zu sehr in ihr Gespräch vertieft, um ihn im Korridor zu hören - oder zu erspüren.
    »Du warst ihm gegenüber immer zu behütend«, hörte er Eag le sanft sagen. »Vielleicht weil du diejenige bist, die ihn an jenem Morgen gefunden hat, wo er unserer Gnade ausgeliefert war.«
    Moonshadow kauerte sich zusammen, atmete flach und leise, damit ihre scharfen Ohren ihn nicht wahrnahmen. Er wandte seinen Kopf zur Seite und öffnete leicht den Mund, um sein eigenes Gehör zu schärfen. Herons Erwiderung war ruhig, aber in ihren Worten klang Leidenschaft mit.
    »Ach, Eagle, haben wir ihn nicht alle lieber gewonnen, als wir viel leicht sollten? Außerdem ist mei ne Sorge nicht irgendein … mütterlicher Drang, sie ist rein professionell.«
    »Du hast Groundspiders Bericht von Moonshadows letztem Test gehört. Ist auch er verwirrt gewesen? Es stimmt, er behandelt den Jungen wie einen jüngeren Bruder, aber seine Meinung in solchen Fragen war immer unerschütterlich. Moonshadows Talent ist außerordentlich und jetzt sind seine Fähigkeiten ganz verfeinert. Jung oder nicht jung, er könnte jederzeit eine Handvoll guter Samurai ärgern und im Zweikampf auch die meisten Shinobi. Vergiss nicht, wie viel zusätzliche Mühe wir alle in ihn gesteckt haben. Du hast Unrecht. Er ist unser Meisterstück und er ist bereit.«

    »Ich bezweifle ja gar nicht, dass seine Fähigkeiten bereit sind«, sagte Heron ruhig. »Aber er ist es nicht. Das mag die einzige Fehlerquelle in unserem Ausbildungsprozess sein: Er hat so wenig vom Leben erfahren, so we nig von der Welt, so we nige Leute kennengelernt. Seine Tapferkeit ist tatsächlich bemerkenswert, darin stimme ich mit Euch überein, aber die Unerfahrenen machen furchtbare Fehler. Das ist seine Schwäche, und das könnte …«
    »Ihn zum Scheitern bringen?« Moonshadow hörte Eagle etwas von der Kochplatte auf einen Teller kratzen. »Ich behaupte, dass er nicht scheitern wird. Er wird Erfolg haben und lebend zu uns zu rückkehren. Aus zwei Gründen. Erstens, hast du vergessen, was die Weiße Nonne geweissagt hat, als sie unter all den anderen Waisenkindern auf ihn gezeigt hat, damals, als er noch klein und kränklich war?«
    »Natürlich nicht, nein«, murmelte Heron. »Und sie hat mit Sicherheit recht behalten, was seine Beziehung zu den Tieren betrifft. Was ist der andere Grund?«
    Moonshadow rück te nä her an die Tür, voll kommen fasziniert. Die Weiße Nonne? Groundspider hatte von dieser außergewöhnlichen buddhistischen Seherin gesprochen und gesagt, dass sie den Orden alle paar Jahre einmal besuche und ihr nachgesagt werde, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher