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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Autoren: Robin Cook
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Vergnügen und die Aufregung ihres großen Auftritts entgehen würden, dem sie beide so entgegenfieberten.
    »Ich weiß nicht«, sagte Jordan. »Sie wirkt ungewöhnlich schwach. Sie scheint sich nicht einmal mehr aufsetzen zu können.«
    »Welche Symptome zeigt sie denn noch, abgesehen von dieser Schwäche?«
    »Ich glaube, wir sollten einen Krankenwagen rufen und ins Krankenhaus fahren. Sie ist sehr verängstigt, und das macht mir allmählich Sorgen.«
    »Wenn Sie besorgt sind, Jordan, dann bin ich es auch«, sagte Craig beruhigend. »Welche Symptome hat sie denn? Ich meine, ich war doch heute Morgen erst bei Ihnen und habe mich um ihr übliches Sammelsurium von Beschwerden gekümmert. Ist jetzt noch etwas anderes dazugekommen?« Patience Stanhope gehörte zu einem knappen halben Dutzend Patienten, die Craig als »Problempatienten« bezeichnete, und sie war die schlimmste von ihnen allen. Jeder Arzt hatte solche Patienten; bestenfalls fand man sie ermüdend, und im schlimmsten Fall trieben sie einen in den Wahnsinn. Es waren Patienten, die tagein, tagaus mit einer ganzen Litanei von Beschwerden ankamen, die zum größten Teil psychosomatisch waren oder einfach nur auf Einbildung beruhten, und denen nur selten mit irgendeiner Form von Therapie, nicht einmal mit alternativer Medizin, geholfen werden konnte. Craig hatte bei solchen Patienten alles versucht, vergeblich. Sie waren im Allgemeinen depressiv, fordernd, frustrierend und zeitraubend, und jetzt, in Zeiten des Internets, entwickelten sie eine beachtliche Kreativität im Hinblick auf die geschilderten Symptome und ihren Wunsch nach ausgiebigen Gesprächen und tröstendem Händchenhalten. In seiner früheren Praxis hatte Craig, nachdem ihre Hypochondrie über jeden berechtigten Zweifel hinaus feststand, sie so selten wie möglich selbst empfangen, meist schob er sie in die Praxis einer niedergelassenen Krankenschwester oder zu seiner Arzthelferin ab oder, das kam jedoch nur selten vor, er verwies sie an einen Spezialisten, insbesondere an einen Psychiater, wenn er sie dazu bringen konnte, diesen aufzusuchen. Doch bei Craigs gegenwärtigem Praxismodell war er in seinen Möglichkeiten, auf solche Tricks zurückzugreifen, eingeschränkt, was bedeutete, dass die »Problempatienten« die einzigen Wermutstropfen in seiner neuen Praxis darstellten. Obwohl sie nur drei Prozent seiner Patienten ausmachten, wie sein Steuerberater ausgerechnet hatte, beanspruchten sie über fünfzehn Prozent seiner Zeit. Patience war dafür das beste Beispiel. Während der vergangenen acht Monate hatte er sie mindestens einmal in der Woche behandelt, und das meistens abends oder nachts. »Diese Patience ist das reinste Geduldsspiel«, witzelte Craig häufig in Gegenwart seiner Angestellten, und diese Bemerkung sorgte immer wieder für Gelächter.
    »Diesmal ist es ganz anders«, antwortete Jordan. »Es hat überhaupt nichts mehr mit ihren Beschwerden von gestern Abend und heute Morgen zu tun.«
    »Wie äußert sich das?«, fragte Craig. »Können Sie mir ihren Zustand näher beschreiben?« Er wollte so genau wie möglich wissen, was mit Patience los war, und zwang sich, nicht zu vergessen, dass auch Hypochonder gelegentlich tatsächlich krank wurden. Das Problem im Umgang mit solchen Patienten war, dass die Wachsamkeit mit der Zeit nachließ. Es war wie in der Fabel von dem Hirtenjungen, der zu oft falschen Alarm schlug.
    »Der Schmerz sitzt an einer anderen Stelle.«
    »Okay, das ist schon mal ein Anfang«, sagte Craig. Er sah zu Leona hinüber, zuckte die Achseln und bedeutete ihr, sich zu beeilen. Wenn das aktuelle Problem das war, wofür er es hielt, wollte er sie zu dem Hausbesuch mitnehmen. »Inwiefern ist der Schmerz anders?«
    »Heute Morgen saß er im Rektum und im unteren Bauchbereich.«
    »Ich erinnere mich!«, entgegnete Craig. Wie hätte er das vergessen können? Völlegefühl, Blähungen und Probleme mit ihrem Stuhlgang, die sie mit widerlicher Detailfreude beschrieb, waren ihre üblichen Beschwerden. »Wo schmerzt es denn jetzt?«
    »In ihrer Brust, sagt sie. Und sie hat vorher noch nie über Brustschmerzen geklagt.«
    »Das ist nicht ganz richtig, Jordan. Letzten Monat gab es mehrere Anfälle von Brustschmerzen. Deshalb habe ich sie auch einem Belastungs-EKG unterzogen.«
    »Stimmt! Das hatte ich vergessen. Ich kann mir ihre ganzen Symptome gar nicht alle merken.«
    Da geht es Ihnen wie mir, hätte Craig am liebsten geantwortet, doch er verkniff sich die Bemerkung.
    »Ich
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