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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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Zum Glück rasten sie in Richtung See, wobei sie einen ohrenbetäubenden Tumult verursachten. Jedes der mehrere Tonnen wiegenden Tiere zog eine breite Spur hinter sich her, als es durch das Schilf ins Wasser trampelte. Für einen Augenblick hielten sie alle vor Angst die Luft an.
    Ein paar Minuten später hatten sie sich soweit von dem Schock erholt, daß sie weitergehen konnten. Der Himmel wurde immer heller, und sie wußten, daß sie keine Zeit zu verlieren hatten. Der Marsch hatte viel länger gedauert als geplant.
    »Gott sei Dank, es ist noch da!« rief Kevin, als er sich einen Weg durch das Schilf bahnte und das kleine Kanu entdeckte. Sogar die Styropor-Kühlbox stand noch da, wo sie sie zurückgelassen hatten.
    Doch nun tauchte das nächste Problem auf: Sie kamen zu dem Schluß, daß es viel zu gefährlich war, in dem winzigen Kanu sieben Leute zu befördern. Nach einer aufgeregten Debatte entschieden sie, daß Jack und Warren im Schilf warten sollten, bis Kevin ein zweites Mal mit dem Kanu zurückkam. Die Warterei war die reinste Hölle. Der Himmel wurde immer heller und kündigte bereits den direkt bevorstehenden Sonnenaufgang an, was wiederum bedeutete, daß jeden Moment die Soldaten aufkreuzen konnten. Außerdem überlegten sie voller Sorge, was sie tun sollten, wenn das Motorboot nicht mehr da war. Wenn Jack und Warren sich nicht gegenseitig nervöse Blicke zuwarfen, sahen sie voller Unruhe auf ihre Uhren oder versuchten, sich vor den unersättlichen Insekten zu retten. Hinzu kam, daß sie der totalen Erschöpfung nahe waren. Als sie schon befürchteten, daß den anderen irgend etwas Furchtbares zugestoßen sein mußte, tauchte Kevin mit einem Mal am Rande des Schilfs auf und kam leise auf sie zugepaddelt. Es erschien ihnen wie ein Wunder. Warren kletterte in das Kanu, Jack folgte ihm.
    »Ist mit dem Motorboot alles in Ordnung?« fragte Jack besorgt.
    »Zumindest war es noch da«, erwiderte Kevin. »Den Motor habe ich nicht ausprobiert.«
    Sie paddelten rückwärts aus dem Schilf und steuerten auf den Rio Diviso zu. Dummerweise wimmelte es überall von Nilpferden und Krokodilen, so daß sie den Tieren ständig ausweichen und dadurch die doppelte Wegstrecke zurücklegen mußten. Kurz bevor sie in die im Dickicht versteckte Mündung des bis an die Ufer mit Dschungelpflanzen bewachsenen Flusses hineinglitten, sahen sie in der Ferne ein paar Soldaten über die Lichtung schleichen.
    »Ob sie uns wohl gesehen haben?« fragte Jack.
    »Man kann nie wissen«, erwiderte Kevin. »Wenn wir es schaffen, dann mit Ach und Krach«, stellte Jack fest.
    Für die Frauen entpuppte sich die Warterei als genauso schlimme Nervenprobe wie zuvor für Jack und Warren. Als das kleine Kanu endlich in Sicht kam, weinten sie vor Erleichterung. Ihre letzte Sorge galt dem Außenbordmotor. Jack willigte ein, daß am besten er sich darum kümmerte, weil er als Jugendlicher häufig an ähnlichen Motoren herumgebastelt hatte. Während er seinen Check vornahm, paddelten die anderen schon los, um das große Boot aus dem Schilf heraus ins offene Wasser zu manövrieren.
    Jack drückte die Pumpe, um Benzin einzuspritzen, stieß ein Stoßgebet gen Himmel und zog an der Schnur. Stotternd sprang der Motor an. In der morgendlichen Stille verursachte er ein unglaubliches Getöse. Jack strahlte Laurie an, die ihm zum Zeichen des Triumphs den Daumen entgegenreckte.
    Jack gab Vollgas und steuerte direkt nach Süden. Am Horizont sahen sie bereits die grüne Küstenlinie von Gabun.

 
    Epilog
    18. März 1997, 15.45 Uhr
    New York City
     
    Lou Soldano sah auf die Uhr und ließ seine Polizeimarke aufblitzen, um in den Zollbereich der internationalen Ankunftshalle des Kennedy Airports vorgelassen zu werden. Der Verkehr im Midtown Tunnel war dichter gewesen, als er erwartet hatte, und jetzt hoffte er, daß er noch rechtzeitig kam, um die zurückkehrenden Weltreisenden in Empfang zu nehmen. Er wandte sich an einen der Flughafengepäckträger und fragte, auf welchem Band das Gepäck des Air-France-Fluges ankommen würde.
    »Ganz am Ende«, erwiderte der Gepäckträger und zeigte einen langen Flur entlang.
    Hab’ ich wieder ein Glück, fluchte Lou vor sich hin und rannte los. Nach ein paar Schritten wurde er langsamer und schwor sich zum millionsten Mal, mit dem Rauchen aufzuhören. Als er sich dem letzten Band näherte, sah er sofort, wohin er mußte. Auf dem Monitor prangte in großen Buchstaben AIR FRANCE. Um das Band drängelten sich jede Menge Menschen.
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