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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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Augen abrollte. Wie von magischer Hand geführt, verschwanden die Tiere leise im düsteren Dschungel. Gerade noch waren sie nervös über die Brücke gelaufen, ein paar Sekunden später waren sie bereits wie Wasser, das von einem Schwamm aufgesogen wird, wie vom Erdboden verschluckt. Die sieben blieben noch eine Weile regungslos stehen. Schließlich brach Kevin das Schweigen.
    »Ich bin wirklich froh, daß sie die Insel verlassen haben«, seufzte er. »Vielen Dank, daß ihr mir geholfen habt. Vielleicht fällt es mir jetzt ein bißchen leichter, meine Schuldgefühle zu verarbeiten. Eigentlich hätte ich diese Kreaturen natürlich niemals erschaffen dürfen!« Mit diesen Worten trat er an den Pfeiler und drückte den roten Knopf. Mit einem leisen Quietschen fuhr die Brücke wieder ein. Sie wandten sich um und gingen langsam zum Anleger, wo sie ihr Boot festgemacht hatten.
    »Das war wirklich mit Abstand der kurioseste Umzug, den ich je gesehen habe«, sagte Jack.
    Auf halber Strecke blieb Melanie plötzlich stehen und rief: »O nein! Seht mal!«
    Sie zeigte auf den Waldrand jenseits des Flusses. Alle Blicke richteten sich sofort auf die Stelle. Durch das Dickicht hindurch erkannten sie die Scheinwerferlichter etlicher Autos. Die Fahrzeuge manövrierten gerade den schmalen, zur Brücke führenden Pfad hinunter.
    »Wir dürfen auf keinen Fall zu unserem Boot!« rief Warren. »Dann sehen sie uns sofort.«
    »Aber hier können wir auch nicht bleiben«, stellte Jack klar.
    »Los!« brüllte Kevin. »Zurück zu den Käfigen!« Sie drehten sich um und rannten so schnell sie konnten auf den Dschungelrand zu. Kaum hatten sie sich hinter den Käfigen verkrochen, da tauchten die Scheinwerferlichter der nach Westen abbiegenden Fahrzeuge die Rodung auch schon in gleißendes Licht. Plötzlich stoppten die Autos, ohne daß jedoch die Motoren und die Scheinwerfer abgestellt wurden.
    »Äquatorialguinesische Soldaten«, flüsterte Kevin.
    »Und Siegfried«, fügte Melanie hinzu. »Den erkenne ich sogar auf diese Entfernung. Außerdem sehe ich den Streifenwagen von Cameron McIvers.«
    Auf einmal wurden sie von einem Suchscheinwerfer angestrahlt. Erst schwenkte der grelle Scheinwerfer die Reihe der Käfige entlang, dann bewegte er sich hinüber zum Flußufer. Plötzlich war das Boot, mit dem sie gekommen waren, hell angeleuchtet.
    Obwohl sie mindestens fünfzig Meter von Siegfried und seinen Leuten entfernt waren, hörten sie die Männer aufgeregt über ihre Entdeckung reden.
    »Sieht gar nicht gut für uns aus«, stellte Jack fest. »Jetzt wissen sie, daß wir auf der Insel sind.«
    Wie aus heiterem Himmel ratterte plötzlich eine Maschinengewehrsalve durch die Nacht.
    »Worauf schießen sie denn bloß?« fragte Laurie.
    »Ich fürchte, sie ballern auf unser Boot«, erwiderte Jack. »Dann kann ich meine Kaution wohl abschreiben.«
    »Mir ist jetzt gar nicht nach deinen blöden Witzen zumute!« klagte Laurie.
    Auf einmal erschütterte eine Explosion die Stille der Nacht. Der auflodernde Feuerball erhellte die Szenerie für einen Augenblick und warf einen hellen Lichtschein auf die Soldaten.
    »Das muß der Benzintank gewesen sein«, stellte Kevin fest. »Damit können wir das Boot getrost vergessen.« Ein paar Minuten später wurde der Suchscheinwerfer ausgestellt. Das erste Fahrzeug machte eine Kehrtwende und fuhr den Pfad hinauf in Richtung Cogo.
    »Hat irgendjemand eine Ahnung, was da vor sich geht?« fragte Jack.
    »Sieht so aus, als ob Siegfried und Cameron in die Stadt zurückfahren«, erklärte Melanie. »Da sie wohl wissen, daß wir auf der Insel sind und nicht entkommen können, wägen sie sich wahrscheinlich in Sicherheit.«
    Plötzlich gingen auch die Suchscheinwerfer des zweiten Fahrzeugs aus. Mit einem Mal war die gesamte Umgebung stockfinster. Sogar der Mond hatte aufgehört zu scheinen; er stand ganz tief am westlichen Horizont.
    »Irgendwie fand ich es ja besser, als wir noch eine Ahnung hatten, wo diese Typen waren und was sie gerade vorhatten«, bemerkte Warren.
    »Wie groß ist die Insel eigentlich?« fragte Jack.
    »Gut neun Kilometer lang und dreieinhalb Kilometer breit«, erwiderte Kevin. »Aber…«
    »Sie machen ein Lagerfeuer«, fuhr Warren dazwischen. Zuerst sahen sie nur ein paar vereinzelte goldene Funken am Brückenpfeiler auf der anderen Seite aufsteigen, doch schon bald flackerte ein richtiges Feuer, an dessen Rand sie die wie Gespenster aussehenden Soldaten umherhuschen sahen.
    »Ist das nicht nett?«
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