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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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das Nerven!« stöhnte Kevin, als er den Brückenpfeiler hinunterkletterte.
    »Wollen wir ihn hier zurücklassen?« fragte Melanie. Kevin kratzte sich am Kopf. »Ich weiß nicht. Wenn er hierbleibt, animiert er die anderen womöglich, auch zur Brücke zu gehen, aber andererseits ist es vielleicht besser, wenn er uns begleitet.«
    »Wir können ja einfach losgehen«, schlug Melanie vor. »Dann kann er selbst entscheiden.« Melanie und Kevin brachen auf und waren froh, als sie sahen, daß Bonobo Nummer eins sofort von der Brücke hinabstieg und ihnen folgte.
    Da sie wußten, daß Candace und die anderen Amerikaner warteten, beeilten sie sich. An den Käfigen angelangt, öffnete Kevin ohne zu zögern die erste Tür, Melanie die zweite. Die Tiere kamen sofort heraus und tauschten ein paar Laute mit Bonobo Nummer eins aus. Kevin und Melanie öffneten die nächsten beiden Käfige.
    Innerhalb weniger Minuten war ein Dutzend Bonobos frei; sie liefen umher, streckten sich und unterhielten sich in ihrer Laut- und Gebärdensprache.
    »Ich glaube, unser Plan funktioniert«, stellte Kevin fest. »Wenn sie auf schnellstem Wege hätten die Flucht ergreifen wollen, wären sie längst im Wald verschwunden. Ich glaube, sie spüren irgendwie, daß sie die Insel verlassen müssen.«
    »Vielleicht sollte ich Candace und unsere neuen Freunde holen«, schlug Melanie vor. »Zum einen könnten sie das Schauspiel dann mit ansehen, und zum anderen könnten sie uns helfen, die Befreiungsaktion zu beschleunigen.«
    »Gute Idee«, stimmte Kevin ihr zu und ließ seinen Blick an der langen Reihe von Käfigen entlangschweifen. Es waren mehr als siebzig.
    Während Melanie in der Dunkelheit der Nacht verschwand, nahm er sich die nächsten Käfige vor. Dabei fiel ihm auf, daß Bonobo Nummer eins immer an seiner Seite blieb, um seine jeweils neu befreiten Artgenossen zu begrüßen. Als Kevin ein halbes Dutzend weiterer Tiere befreit hatte, trafen Melanie und der Rest der Gruppe ein. Beim Anblick der Affen war ihnen erst etwas bange zumute, und sie wußten nicht, wie sie reagieren sollten. Die Tiere ignorierten die Neuankömmlinge einfach; um Warren machten sie allerdings einen großen Bogen. Er hatte das Maschinengewehr mitgebracht, und Kevin vermutete, daß die Affen es für das Betäubungsgewehr hielten.
    »Sie sind so ruhig«, staunte Laurie. »Irgendwie kommen sie mir unheimlich vor.«
    »Sie sind deprimiert«, erklärte Kevin. »Entweder stehen sie noch unter dem Einfluß der Beruhigungsmittel, oder sie haben ihre Gefangenschaft noch nicht verwunden. Aber Sie sollten nicht zu nahe an sie herangehen. Im Moment wirken sie zwar friedlich, aber sie sind unglaublich stark.«
    »Können wir irgendwie helfen?« fragte Candace. »Öffnet einfach die Türen der Käfige«, erwiderte Kevin. Zu siebt hatten sie im Nu alle Käfige geöffnet. Als auch der letzte Bonobo sein Gefängnis verlassen hatte und in die Nacht herausgetreten war, gab Kevin den anderen zu verstehen, daß sie sich langsam in Richtung Brücke begeben sollten. Bonobo Nummer eins, der Kevin nicht von der Seite gewichen war, klatschte laut in die Hände, wie er es auch getan hatte, als er Kevin und den Frauen am Rande des Sumpfgebietes zum ersten Mal begegnet war. Dann brüllte er ein paar heisere Laute in die Nacht und ging hinter den Menschen her. Die anderen Bonobos folgten ihm friedlich.
    Ohne Zwischenfall führten Kevin und seine sechs Begleiter den Zug der einundsiebzig transgenen Bonobos über die Lichtung bis hin zur Brücke. Dort angelangt, traten sie zur Seite. Bonobo Nummer eins blieb vor dem Stützpfeiler stehen. »Sta zik arak!« forderte Kevin sein Double noch einmal auf, wobei er wieder die Finger spreizte und die Hände mehrmals von seiner Brust wegbewegte. Dann zeigte er in Richtung Festland, wo sich die unerforschten Weiten Zentralafrikas erstreckten.
    Bonobo Nummer eins neigte noch einmal kurz den Kopf und sprang dann mit einem Satz auf den Pfeiler. An sein Volk gewandt brüllte er ein letztes Mal ein paar Laute in die Nacht. Dann kehrte er Isla Francesca den Rücken und überquerte die Brücke zum Festland. Die Gruppe seiner Artgenossen folgte ihm.
    »Ich komme mir vor wie bei einem Massenexodus«, scherzte Jack.
    »Spar dir deine blasphemischen Bemerkungen«, wies Laurie ihn mit einem Zwinkern zurecht. Dabei mußte sie sich eingestehen, daß er nicht ganz unrecht hatte. Sie war selbst von Ehrfurcht ergriffen, so faszinierend war das einzigartige Schauspiel, das da vor ihren
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